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(610) Düşler Tutsak Edilemez

Oder – Gedanken lassen sich nicht einsperren! – Kulturquer Querkultur und die Mannheimer Abendakademie eröffneten eine Fotoausstellung über die Wünsche von Inhaftierten türkischer Gefängnisse!

      

Es war eine besondere Ausstellung, die uns in der letzten Woche in der Mannheimer Abendakademie erwartete. Basierend auf einem Vorschlag des türkischen Fotografen Enver Enli, der in den Neunziger Jahren aufgrund seiner politischen Einstellung und konträren Meinung über das dortige Regime, selbst mehrere Jahre in unterschiedlichen Gefängnissen verbringen musste, wurde in Kooperation mit dem Verein Kulturquer Querkultur und der Mannheimer Abendakademie eine Vernissage erstellt, die die Gedanken und Sehnsüchte von 60 Inhaftierten aus türkischen Gefängnissen widerspiegelt.

So zierten im neu renovierten Foyer der Abendakademie, sowie im ersten und vierten Stockwerk des Gebäudes übergroße Drucke mit den Gedanken der Gefangenen in Wort und Bild die Wände. Dementsprechend stolz präsentierte sich Frau Dr. Gerlinde Kammer von der Abendakademie in ihrer Begrüßungsrede, gleich zu Beginn des neuen Jahres diese außergewöhnliche Ausstellung interkultureller Kultur eröffnen zu dürfen. Hierbei spann sie auch gleich den Bogen zu dem deutschen Pendant „Die Gedanken sind frei“, dem berühmten Volkslied von Hoffman von Fallersleben, und machte deutlich, dass dieses freiheitliche Recht leider in der Türkei nicht wirklich gilt.

Nach der Begrüßung und einigen Danksagungen machte Frau Dr. Gerlinde Kammer noch darauf aufmerksam, dass der Abendakademie in diesem Jahr sehr viele Veranstaltungen ins Haus stünden. Die Mannheimer Abendakademie ist nämlich eines der ältesten Fortbildungshäuser Baden-Württembergs und feiert im Herbst ihr 120-jähriges Bestehen.

Musikalisch untermalt wurde die Vernissage von dem Solo-Geiger Serhat Alpaycı, der zwischen den einzelnen Reden kurdisches Liedgut über Liebe, Sehnsüchte und Hoffnungen zum Besten gab.

Als nächste Rednerin trat Frau Gisela Kerntke, die erste Vorsitzende von Kulturquer Querkultur ans Mikrofon. Sie erzählte uns mehr über die Idee die Ausstellung und deren Entstehung. Die Fotobrücke, ein Zusammenschluss aus 60 Fotografen hatten die Vision eine Kommunikation zwischen den Häftlingen und ihrer Außenwelt herzustellen. Hierfür interviewten die Fotografen die Gefangenen und stellten ihnen die Frage, was sie denn fotografieren würden, wenn sie in Freiheit wären. Die daraus entstandenen Wünsche verwirklichten dann die einzelnen Fotografen jeweils in einem Bild, während die Inhaftierten ihre Gedanken – meist in Gedichtform – dazu niederschrieben. Ein Teil der 60 dabei entstandenen Werke können bis zum 01. März 2019 in der Abendakademie bewundert werden. Alle nicht ausgestellten Gedanken sind zusätzlich in einem Begleitbuch erschienen. Dieses ist derzeit allerdings nur in Türkischer Sprache erhältlich, da sich eine genaue Übersetzung der Dichtkunst bisher noch als sehr schwierig erwies.

Nach einem weiteren Intermezzo des Geigers Serhat Alpaycı überbrachte die Stadträtin Frau Dr. Claudia Schöning-Kalender die besten Glückwünsche der Stadt Mannheim, sowie des Oberbürgermeister Herrn Dr. Peter Kurz. Ihre Rede eröffnete sie dann mit einem Gedicht des bekannte türkischen Dichters und Dramatikers Nâzım Hikmet, das sie in perfektem Türkisch vortrug. Auch sie machte darauf aufmerksam wie wichtig diese interkulturelle Arbeit und Ausstellung für die Stadt Mannheim sei. Der Verein Kulturquer Querkultur, der in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum feiert, hätte seit seines Bestehens auch sehr viel für das bessere Verständnis zwischen den einzelnen Kulturen beigetragen.

Im Anschluss an die Stadträtin machte Frau Nuran Tanriver auf die aktuellen Gegebenheiten hinsichtlich der Demokratie in der Türkei aufmerksam. Derzeit sitzen in der Türkei 230.000 Menschen in den Gefängnissen. Das war die offizielle Zahl vor dem Putschversuch 2016. Im Moment ginge man allerdings davon aus, dass die Zahl der Inhaftierten heute weit höher ist, als damals. Laut den Reportern ohne Grenzen sei die Türkei das Land, indem sich weltweit die meisten Journalisten in Haft befänden. Gerade deshalb wäre diese Ausstellung sehr wichtig, denn sie lässt die Gefangenen in Wörtern und Bildern direkt zu uns sprechen.  

Nach einem weiteren, unheimlich nachdenklichen und tiefsinnigen Musikstück, trat dann Enver Enli vor das Mikrofon. Der Fotograf wohnt schon seit ein paar Jahren in Mannheim, und hat die Quadratstadt in sein Herz geschlossen, weil sie ihn aufgrund der zwei Flüsse sehr stark an seine Heimat erinnert. Seit 2005 lebt er als politischer Flüchtling hier in Deutschland, und erzählte uns in wunderschöner türkischer Lyrik seine Leidensgeschichte, die wenig später von Frau Kerntke auf Deutsch präsentiert wurde. Selbstverständlich zeigt die Ausstellung auch ein Foto von ihm, nebst eines persönlichen Gedichtes. Es ist das einzige Bild der Ausstellung, das ein Gefangener in Freiheit fotografierte, und ziert den Fuß des Mannheimer Marktbrunnens auf dem ein Rabe in freiheitlicher Haltung sitzt.

Die Vernissage selbst zeigt so gut wie alle Facetten des Lebens, von wunderschönen Träumen voller Hoffnung, über Skurrilität und total verrückt, bis hin zur absoluten Tristesse und Verzweiflung – Hoffnungslosigkeit, Angst und Horrorvisionen.

      

So bekommt der Interessierte einen ganz tiefen Einblick in die Seelenwelt der Gefangenen, und kann sich sein eigenes Bild über Menschen ausmalen, die überwiegend zu Unrecht, oder nur aufgrund einer kritischen Meinung gegenüber der Regierung, im Gefängnis sitzen.

 

Bilder: Daniella Kostina

 

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