„Jedes Kind hat Talente, Fähigkeiten und Fertigkeiten!“ – 10-jähriger Dumitru Chiriţă fiedelte und tanzte sich mit Papa Ionel und seiner Band PROMOROACA durch eine zweistündige Reise rumänischer Folklore!
Es ist kurz nach 19.00 Uhr, und die bekannteste Mannheimer Kommode für Musik, Kunst und Literatur präsentierte sich bereits gut eine Stunde vor dem Folklore-Konzert von PROMOROACA in einem pfundsgemütlichen Ambiente, aus warmer Beleuchtung und kuschligen Sitzecken. Die Klänge einer melodischen und für uns nicht immer verständlichen Sprache erwärmten zusätzlich die Atmosphäre, die familiärer nicht hätte sein können.
Während die Musiker ihre Instrumente stimmten, unterhielt sich unser erster Vorsitzender Alexander Höfer mit dem 10-jährigen Dumitru, dem kleinen Star des Abends, über Charlie Chaplin, Stan & Oli, aber auch neuzeitlicheren Größen wie Heinz Erhard und Emil Steinberger. Bei dem kleinen Zaubergeiger, wie er oft genannt wird, ist also nicht nur das große Talent des Geigespielens vorhanden, sondern auch ein gesteigertes Interesse und Wissen an historischen Künstlern und Filmen, die seine Altersstufe in der Regel nicht wirklich kennen. Aber genau dieses Interesse und auch das Kennen dieser wichtigen Persönlichkeiten macht das Geigenspiel des 10-jährigen so besonders, denn dieser zusätzliche Input an Schöngeist und Inspiration überträgt sich unweigerlich auf sein Spiel und auf das „Noch-besser-werden“.
So gab der Junge bestimmte Filmszenen und lustige Kurz-Sketche von Charlie Chaplin Eins zu Eins wieder, und erzählte begeistert über Dick und Doof. Einzig mit dem Schweizer Dialekt des Emil Steinbergers hatte der Junge ein bisschen Schwierigkeiten, erfuhr aber in diesem Zusammenhang, dass unser Vorsitzender diesen großen Schweizer Kabarettisten früher parodierte und nahezu alle Sketche live auf der Bühne spielte.
Natürlich wollte Dumitru dann auch eine kleine Kostprobe Schweizer Humors sehen, und bat Alexander ihm einen kleinen Sketch von Emil Steinberger vorzuspielen. Keine kleine Herausforderung für unseren ersten Vorsitzenden, der schon seit einigen Jahren keinen Sketch mehr auf der Bühne vorgeführt hat. Aber was man einmal richtig gelernt hat, das vergisst man nicht wirklich und kann es jederzeit wieder abrufen, und so schüttelte unser erster Vorsitzender den kleinen, und relativ unbekannten Sketch des Imkers aus dem Ärmel, und brachte damit nicht nur Dumitru zum Lachen, sondern auch einen Teil der Musiker, die noch fleißig dabei waren ihre Instrumente mit modernster Technik perfekt einzustimmen.
Dann war es endlich soweit, und um 20.00 Uhr betrat Dumitru zusammen mit den anderen acht Musikern von PROMOROACA die kleine kommodengerechte Bühne, und nahm uns gleich darauf mit auf eine gut zweistündige musikalische Reise quer durch sein Heimatland Rumänien, von Nord nach Süd und von West nach Ost.
Die Band, die sich nach einem rumänischen Folkloretanz benannte, präsentierte sich gewohnt familiär und generationenübergreifend. So war Dumitru mit 10 Jahren der jüngste Akteur, und der Akkordeonspieler mit dem gleichen Vor- und Nachnamen Mărgărit Mărgărit, nach rumänischem Humor in dieser Woche gerade 20 Jahre alt geworden – „bis Hundert“ wohlbemerkt – der Älteste. Das Alter ehrend, und die große Leistung respektierend mit 80 Jahren noch zwei Stunden auf der Bühne zu stehen und Musik zu machen, bewarb sich Dumitrus Vater Ionel symbolisch bei dem Achtzigjährigen, zumal er auch persönlich den großen Wunsch hegt, in diesen junggebliebenen Jahren noch auf der Bühne zu stehen und zu musizieren.
Bei allem gesunden Humor, den Dumitrus Vater Ionel an diesem Abend auf der Bühne an den Tag legte, holte die neunköpfige Combo nun nacheinander die bekanntesten rumänischen Folklorestücke aus ihrem Koffer, um sie dann, wunderschön, in der kleinen Kommode den Gästen anzubieten.
So erklangen neben „Promoroaca“ auch gleich zu Beginn die Stücke „Ciuleandra“ und „Schioapa“. Die Band, die heute erstmals mit fünf Geigern auf der Bühne stand, entfachte so in der Kommode ein ganz kräftiges musikalisches Freudenfeuer, das die Zuschauer in fast unentwegtes Mitklatschen versetzte. Einziges Manko des Abends: „Tanzen war aus Platzgründen leider nicht möglich“, obwohl das, was das Nonett hier auf die Bühne zauberte, unweigerlich dazu einlud.
Dumitru, der zusammen mit seinem Vater nahezu über das komplette Konzert die Lead-Geige spielte, zog an diesem Abend des Öfteren seine Aufmerksamkeit komplett auf sich, spielte der Junge doch für sein Alter ganz erstaunliche Stücke fehlerfrei und mit einer unglaublich großen Leidenschaft und Freude rauf und runter, und das Ganze auswendig und ohne Noten. Stolz, teilte Papa Ionel dem Publikum mit, dass sein Sohn angeblich faul wäre, weil er generell nicht üben würde, und dass sie deshalb mit PROMOROACA sehr viele Liveauftritte spielen müssen, damit der Junge übt. …
Rhythmisch wurden die beiden von Ionel Ungureanu, Stefan Koch und A. Wolf – einem weiteren junggebliebenen 25-jährigen „bis Hundert“ an der Geige – Volker Schrauth und Alfred Baumgartner an der Gitarre großartig begleitet. Für den Bass sorgte Frieda Kammer und als Sänger agierten im Wechsel, der bereits schon erwähnte Akkordeonspieler Mărgărit Mărgărit und das neue und zehnte Mitglied Adriana Zanfir, nicht verwandt oder verschwägert mit dem großen Gheorghe Zamfir, wobei den schreibt man ja mit „M“. Letzterer hatte im Übrigen heute Abend auch keine Zeit zu kommen, um die Combo noch mit dem wundersamen Klang seiner Panflöte zu bereichern.
PROMOROACA – Live in Gehrings Kommode (exerpt)
Das musste er auch nicht, denn anstatt einer Panflöte gab es im zweiten Set ein anderes „Blasinstrument“ zu bewundern, nämlich eine Trompetengeige. „Trompetengeige?“ – „Was, so etwas gibt es wirklich?“ – „Ja, so etwas gibt es wirklich, und die Musik, die entsteht, ist quasi die Liebe zwischen einer Geige und einer Trompete!“ – Das Instrument wird im Winter oft im Freien benützt, und die Musiker haben dann meistens warme und dicke Mäntel an. Ohne Mantel, ist das Instrument aber kaum zu halten oder zu justieren. So kam Ionel Chiriţă auf die Idee es ein wenig umzubauen. Er installierte dafür einen Bügel, und verwendete nun einen Bratschengurt, den ein Freund von ihm sogar patentieren ließ. Über eine Fußschnalle, wir der Gurt nun stabilisiert, und so lässt sich die Trompetengeige problemlos halten. Das Instrument selbst ist allerdings wesentlich schwieriger zu spielen, als eine herkömmlich Geige oder Bratsche, und erzeugt auch einen ganz anderen und voluminöseren Klang, was wir gleich darauf in dem langsamen Stück „Bihor“ belauschen durften.
Die Trompetengeige:
Als nächster Unterhaltungspunkt holte Ionel Chiriţă eine Geige hervor, und fragte das Publikum, ob jemand schon einmal Geige gespielt hatte, und ob er vielleicht Lust hätte auf die Bühne zu kommen, und beim nächsten Titel mitzuspielen. Es sei auch bestimmt ganz leicht. Da sich niemand meldete, der schon einmal Geige gespielt hatte, aber Ionel auch nach jemanden fragte, der vielleicht einmal Musik gemacht hat, oder ein anderes Instrument spielen könnte, meldete sich unser erster Vorsitzender Alexander Höfer als mutiger Freiwilliger. Selbst noch niemals eine Geige in der Hand gehabt, geschweige denn auch nur einmal über die Saiten gestrichen, bekam er in einem Schnellkurs von Ionel ganz genaue Instruktionen, wie er die Geige zu halten hatte, und welche der Saiten er mit dem Bogen nun für den folgenden Song zu streichen hatte. Nach einer kurzen Bekanntschaft mit dem Instrument legte die Band auch schon los, und siehe da unser erster Vorsitzender konnte die ihm gestellte Herausforderung problemlos lösen, und war sogar in der Lage die Geschwindigkeit dem jeweiligen Rhythmus der Band – mal schneller, mal langsamer – anzupassen. „Man lernt doch nie aus!“
Zum Höhepunkt des Abends führten Ionel und Dumitru dann noch den Paartanz „Alunelul“ auf. Hierfür bewegten sich die beiden Geiger synchron-tanzend über die Bühne, und ernteten für diese geschmeidige Choreografie Dauerapplaus des Publikums.
Bilder: Alexander Höfer
Promoroaca & Dumitru Chiriţă – Alunelul:
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