17.000 Tonnen Kalksandstein versanken in einer mächtigen Staubwolke! – ANIMUS-KLUB-Kids fasziniert von einem bahnbrechenden Erlebnis im Nußlocher Steinbruch!
Im letzten Jahr wanderten wir mit unseren Kindern gut vier Stunden rund um den Nußlocher Steinbruch und genossen das wunderschöne Naturschauspiel, das sich uns hinter dem neuen Abbruchgebiet bot. Prachtvolle, riesige Bäume mit bildschönen mächtigen Kronen begleiteten uns auf unserer Tour durch den Wald, und der Anblick des gigantischen Naturereignisses inspirierte unsere Kinder zu der Frage, ob sie denn auch einmal eine Sprengung miterleben könnten.
Allein schon eine solche Wunschäußerung genügt, damit sich unser erster Vorsitzender darum kümmert, ein derartiges Unterfangen zu verwirklichen. Dass so etwas nicht von heute auf morgen zu realisieren ist, sollte klar sein, zumal ja nicht jeden Tag gesprengt wird, und auch das Betreten des Steinbruchs für Unbefugte absolut verboten ist, bzw., besondere Berechtigungen benötigt.
So betrug die Vorlaufzeit für dieses besondere Erlebnis, ähnlich wie bei Hartmut Engler und PUR ein ganzes Jahr. Aber ein Jahr vergeht hier im ANIMUS KLUB aufgrund der enormen Programmfülle wie im Fluge. Und so rückte der große Moment jeden Tag ein Stückchen näher.
Am Tag der Sprengung pünktlich auf dem 220-Hekar-großen „Wild-West-Film-Areal“ der Gemeinde angekommen, wurden wir erst einmal von dem Sprengbeauftragen Uwe Klein in Empfang genommen und bekamen von ihm eine Einführung in das, was uns heute Spannendes erwarten würde. Eine 17-Lochsprengung stand uns bevor. Diese sollte an einer 26-Meter-hohen Wand in einer Stärke von 4-5 Metern durchgeführt werden. Bei dieser Sprengung würden dann insgesamt 17.000 Tonnen Kalksandstein zu Boden fallen. Eine für uns irgendwie unvorstellbare Menge.
Pro Loch verwenden die Sprengbeauftragten 120 Kilogramm Sprengstoff, und hier eine Mischung aus Exan, einem losen Sprengstoff, sowie Eurodyn und Senatel, zwei gelatinöse Sprengstoffe in wurstähnlicher Form. Gezündet wird die Sprengung dann elektronisch mit einer Dynocord-Zündschnur, die eine Abbrenngeschwindigkeit von 7000 m/sec erzielt.
Nach dieser Einführung durften wir erst einmal quer durch den Steinbruch marschieren, und dabei das sehr abenteuerliche Gelände in uns aufnehmen. Am oberen Rand des neuen Abbruchgebietes angekommen, hatten wir dann nicht nur eine atemberaubende Aussicht auf den Steinbruch selbst, sondern standen auch im erforderlichen Sicherheitsabstand zu der Wand, an der nun gleich die Sprengung durchgeführt werden würde.
Die Spannung stieg beim Anblick des Kraters und den Staubwolken, die wie Nebelschwaden über dem Gelände hingen, mittlerweile ins Unermessliche. Hier erklärte uns Herr Klein noch, dass aus Sicherheitsgründen vor jeder Sprengung zwei Warnsignale ertönen, damit jeder Mitarbeiter weiß, dass jetzt gleich eine Sprengung erfolgt.
Nun war es soweit. Der große Moment war gekommen. Die ersten beiden Warnsignale ertönten. Danach vernahmen wir ein lautes Zischen, und die Oberkante der Wand sackte begleitet von einem lauten Knall und einem leichten Beben der Erde ab, und gleich darauf stürzten in Sekundenschnelle 17.000 Tonnen Gestein in einer gigantischen Staubwolke zu Boden.
Wenig später ertönte das dritte Signal, das darauf aufmerksam machte, dass die unmittelbare Gefahr vorbei ist. Das Sperrgebiet, über dem immer noch eine dicke Staubwolke lag, darf nun einen Tag lang nicht betreten werden, weil sich immer noch Steine von der Wand lösen könnten.
Die aus der Sprengung gewonnen Steine werden dann von riesigen Spezialkraftwagen, kurz SKWs genannt, zu einem Brecher befördert. Ein SKW hat ein Leergewicht von 86 Tonnen und ist mit seinen 4,50 Meter Höhe fast so groß wie ein kleines Einfamilienhaus – ein Bungalow. Allein die Reifen haben einen Durchmesser von 2,20 Meter und wiegen je Stück 1,5 Tonnen. Sommer- und Winterreifen, wie bei herkömmlichen PKWs oder LKWs, gibt es für diesen Fahrzeugtyp jedoch keine. Der SKW hat 980 PS, benötig stündlich ca. 60 Liter Diesel und kann auf seiner Ladefläche bis zu 100 Tonnen befördern.
Angelblich, so Herr Klein, wäre ein SKW wesentlich einfacher zu fahren als ein PKW. Der Gigant könnte durchaus eine interessante Alternative zu den herkömmlichen Luxussportwagen darstellen, wenn da nicht, ja wenn da nicht das große Parkplatzproblem wäre. Ein SKW ist nämlich 5,46 Meter breit und 9,79 Meter lang, also nicht wirklich garagentauglich.
So war es natürlich auch ein ganz großes Erlebnis für unsere Kids dieses Gefährt einmal über ein kleines äußeres „Treppenhaus“ zu besteigen, und die Fahrerkabine genauer inspizieren zu dürfen.
Aber nicht nur die SKWs, sondern auch die Schaufelradbagger, die sich im Steinbruch befinden, sind gigantisch groß, und unterscheiden sich doch stark von den Baustellenfahrzeugen, die wir tagtäglich zu sehen bekommen. In Anblick dieser beiden monströsen Fahrzeuge wirken herkömmliche PKWs fast wie Spielzeuge.
Der Brecher, den wir am gegen Ende der Führung noch anschauen durften, hat eine Leistung von 1.200 Tonnen/Stunde. Die großen Steine werden im Brecher mit 90-Kilogramm schweren Hämmern zertrümmert, und über ein dreikilometerlanges Förderband zur Verladestation transportiert. Dieser Prozess dauert ca. 30 Minuten. An der Verladestation stehen dann neben 260 Loren (Förderkörben) oder in Nußloch auch „Gondeln“ genannt, ebenfalls drei Schottersilos mit einem Fassungsvermögen von jeweils 3.000 Tonnen zur Verfügung.
Jährlich werden ca. 1.000.000 Tonnen Kalksandstein über die Loren ins Zementwerk nach Leimen transportiert. Im Nußlocher Steinbruch kann noch ca. 12 Jahre abgebaut werden. Was danach kommt, steht noch in den Sternen. Auf jeden Fall hat uns unser Besuch dort sehr inspiriert, und uns eine neue Programmidee beschert. Aber was das genau sein wird, darüber werden wir euch nächstes Jahr berichten, denn auch dieses neue Projekt bedarf wieder ein wenig Vorlaufzeit.
Zum Schluss möchten uns noch einmal ganz besonders bei Herrn Uwe Klein für diesen spannenden Einblick bedanken, sowie bei Frau Karin Schleifer vom Leimener Zementwerk, die uns im Vorfeld die Weichen für dieses einmalige Programm stellte.
Bilder: Alexander Höfer
Die Sprengung
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Es kommt drauf an, was man draus macht! – (Leitspruch Heidelberger Zement AG, 1990)
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