ANIMUS-KLUB-Kids zwischen Ungarischer Historie, traditionellem Leben und einem Deutschen Abend! – Fortsetzung…
6. Tag – Die Rákoczi-Burg, das Collegno und der Burgspielplatz
Der 6. Tag stand ganz im Zeichen der Kunst & Kultur einerseits, sowie dem Genießen & Spaßhaben beim Spielen andererseits, denn der Besuch der historischen Rákoczi-Burg von Sárospatak stand heute auf unserem Programm.
Die Geschichte der Burg beginnt im Jahre 1543. Péter Perényi, einer der beiden Barone, verschaffte sich 1526 die Schenkungsurkunden beider Könige, Johannes von Zapolya und Ferdinand I von Habsburg und beauftragte die besten Baumeister aus dem slowakischen Košice, um die Stadt Patak zu befestigen. In dieser Zeit ließ er ebenfalls einen mächtigen Wohnturm errichten, der aufgrund seines roten Daches auch „Roter Turm“ genannt wird.
Der Rote Turm, der erst seit 1995 wieder für die Bevölkerung zur Besichtigung geöffnet wurde, ist eine wahre Festung, da sich zwischen dem ersten und dem zweiten Stockwerk ein Gewölbegang befindet, der mit sehr vielen Schießscharten ausgestattet ist. Die Burg selbst fällt in die Zeit der Spätrenaissance, und birgt im Innern sehr viele Kunstschätze aus der damaligen Zeit.
Sárospatak kam im Jahre 1606 in den Besitz der Familie Lorántffy. Die Burg wurde aber nach dem siebenbürgischen Fürsten György Rákoczi I benannt, der 1616 die Tochter der Lorántffys, Zsuzsanna Lorántffy heiratete.
Hoch oben auf dem Turm dieser historischen Burg, die in der Neuzeit auch auf der Rückseite des 500 Forintscheins verewigt wurde, hatten wir dann einen wunderschönen Ausblick auf Sárospatak und seine Umgebung.
Die einstündige Führung durch den Turm machte uns sehr hungrig, und so besuchten wir unweit der Burg, am Rande des Burgviertels, das Collegno; eine Pizzeria, die in einem urigen Kellergewölbe ihren Gästen überwiegend italienische Gaumenfreuden bereitet.
Bei einem mittelalterlichen Ambiente konnten wir hier nicht nur unseren Hunger stillen, sondern uns ebenfalls ein wenig abkühlen. Letzteres war ebenfalls bitter notwendig, denn die Sonne brannte auch an diesem Tag unaufhaltsam mit ihrer ganzen Kraft auf die ostungarische Region hernieder. Gestärkt mit einer großen Pizza oder sehr viel würziger Pasta, gingen wir dann mit großem Tatendrang weiter in Richtung Burgspielplatz. Auf dem Weg dorthin haben wir allerdings ganz spontan noch einmal ein kleines Erfrischungspäuschen eingelegt, um das erste Mal im Leben Zuckerwatte-Eiskügelchen aus der Mütze zu essen, was zwar einerseits etwas verrückt aussah, aber andererseits wirklich sehr sehr lecker schmeckte.
Der Burgspielplatz, der am Fuße der Festung liegt, bietet, umringt von sehr vielen Bäumen und der alten Festungsmauer, für die Kinder im Alter von 6-14 Jahren, sehr schöne Kletter- und Spielmöglichkeiten. Ganz einfach, aber sehr geräumig gestaltet, können die Kinder hier ganz ungestört herumtoben und ihrem Entdeckungsdrang freien Lauf lassen.
Auf dem Burgspielplatz angekommen, stürzten wir uns sofort auf die Gerätschaften. Besonders angetan hat uns hier die lange Seilrutschbahn, die einen „Mordszacken draufhatte“, aber auch das burgähnliche Klettergerüst mit seiner Zugbrücke.
Dieses Mal waren wir aber auch genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort, denn die Stadt hatte gerade ein neues Gerät zum Balancieren aufgebaut, das wir ebenfalls gleich ausprobierten. Da der Spielplatz Großteils im Schatten liegt, war das Spielen dort für uns sehr angenehm, und wir verbrachten trotz der großen Hitze bestimmt gut Zweieinhalbstunden, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machten.
7. Tag – Die Dorferkundung in Dorkó
Die Hauptschule von Györgytarló wird auch von Schülern aus den beiden Nachbardörfern Dorkó und Apróhomok besucht. Da uns unser erster Vorsitzender uns eine neue Lebenserfahrung mit auf den Weg geben wollte, entschied er sich mit uns nach Dorkó zu fahren, um uns dort zu zeigen, wie Menschen ohne ein ortsansässiges Lebensmittelgeschäft leben können, bzw. wie Familien ohne Fließendwasser ihren Alltag bewerkstelligen.
In der landschaftlich ebenfalls postkartenschönen, wie in Öl gemalten Idylle Dorkós gibt es aber auch einige Großbauern, die ganze Landstriche, also mehrere hundert Hektar Land bewirtschaften. Heute wollten wir auf jeden Fall Kühe melken gehen.
Aus diesem Grund besuchten wir als erstes die Molnárs. Bei den Molnárs gibt es ähnlich wie bei den Vajkós sehr viele Tiere und Haustiere, nur mit dem einzigen Unterschied, dass sie bei ihnen, entweder in achtfacher oder zehnfacher Ausführung vorhanden sind. So begrüßten uns zuerst einmal sechs Hunde mit einem riesigen Trara. Gleich darauf kam auch schon der achtjährige Bence, um die Ecke gesprungen und freute sich riesig darüber, dass er uns zusammen mit seinem Vater und seinem Großvater das große Anwesen zeigen konnte.
Bences Hündin hat ähnlich wie Flohs Mama ebenfalls vor drei Wochen vier kleine, süße Junge geboren, die er uns natürlich sofort als Hauptattraktion präsentierte. So durften wir auch bei den Molnárs als erstes kleine Welpen ganz vorsichtig auf den Arm nehmen und behutsam streicheln.
Danach bekamen wir die Stallungen gezeigt, und unsere Vorfreude auf das Melken stieg sofort nach oben, da Bences Vater zehn Kühe und zwei Kälbchen besitzt. Zum Melken waren wir leider etwas zu früh dran, oder auch ein bisschen zu spät, je nachdem wie man die Zeit von 10.00 Uhr betrachtet, denn die Kühe werden hier in Dorkó entweder sehr früh morgens oder am späten Nachmittag gemolken. Dennoch hatten wir die Möglichkeit die Kühe anzuschauen und zu streicheln. Dabei machten wir auch die kitzlige Erfahrung wie rau die Zunge der Kuh ist, denn eine von ihnen bedankte für die Streicheleinheiten dafür, dass sie und die Hände ableckte.
Nach einer gut einstündigen Führung durch dieses große landwirtschaftliche Gehöft, verabschiedeten wir uns von Bence seinem Vater und seinem Großvater, und fuhren weiter ein Schlagloch nach dem anderen ausweichend, über die nachkriegsähnliche Dorfstraße von Dorkó, vorbei an teilweise zerfallenen Häusern und Gutshöfen, die ebenfalls noch aus der Kriegszeit stammen könnten. „Das ist die subventionierte Ungarische Privatisierung!“, das sagte gerade gestern Csaba Horváth ein Mitarbeiter der Gemeinde zu unserem ersten Vorsitzenden. „Der Staat gibt Privatinvestoren, die mit ihrem eingereichten Vorschlag die Jury eines regionalen Ausschreibungswettbewerb überzeugt haben, sehr viel Geld für ein Projekt, aber nicht für dessen Fertigstellung oder seine endgültige Realisierung!“ So liegen gerade hier in der finanziell ohnehin sehr armen Region rund um Györgytarló sämtliche Projekte brach. Ein riesiges Kühlhaus steht leer, eine nicht weniger große Lagerhalle für Obst und Gemüse bleibt ebenfalls ungenützt, und eine sich auf dem allerneusten Stand der Technik befindliche Schnapsbrennerei, die 2007 von einer deutschen Firma installiert wurde, hat bis zum heutigen Tage noch keine einzige Flasche Schnaps produziert. Selbst sogar die Realisierung des vielversprechendsten Projektes der letzten Jahre, die Errichtung eines Thermalhotels, kam vor gut zwei Jahren bereits in der Rohbauphase zum Stehen, und das, obwohl das Dorf eventuellen Kurbesuchern mit das allerbeste Heilwasser Ungarns anbieten könnte.
Bei den Szuhais angekommen, fiel uns sofort die gegenüberliegende verfallene Herrenhausruine auf, in der es sich interessanter Weise deren Ziegen sehr bequem gemacht haben.
Die Sonne brannte heute erneut mit einer fast unerträglichen Härte, und so bekamen wir als erstes von István Szuhai nicht nur etwas zu trinken, sondern wir suchten auch ganz schnell Schutz unter dem Schatten der Bäume. Gerade das erste Glas kühle Limonade getrunken, gesellten sich auch schon die ersten Haustiere zu uns. Pöttyű, der schwarze Pudel, fing sofort an, mit uns zu schmusen, und verlangte unermüdlich Streicheleinheiten.
Zu unserer großen Überraschung holte István wenig später ein kleines Körbchen aus dem Haus heraus, indem sich neugeborene Kätzchen befanden. Diese winzig kleinen Geschöpfe, die kaum größer waren als ein Wollknäulchen, mussten wir allerdings beim in die Hand nehmen mit ganz großer Behutsamkeit und Vorsicht behandeln.
Wieder um eine Erfahrung reicher, fuhren wir zunächst zurück nach Györgytarló, um dort mit unseren neugewonnen Freunden noch ein bisschen Straßenfußball zu spielen, bevor wir gegen Abend bei den Bodós in Dorkó doch noch die Möglichkeit bekamen Kühe zu melken. Natürlich durften wir auch im Anschluss daran ganz frische Kuhmilch trinken.
8. Tag – Traktorfahren & Deutsche Party beim Bürgermeister
Der heutige Tag stand ganz im Zeichen des Dorflebens von Györgytarló. Hier durften wir als erstes mit dem Leiter des Bauhofs Sándor Lendvai Traktorfahren. Gleich vorweg, das war ein ganz einmaliges, um nicht zu sagen, unvergessliches Erlebnis. Es soll ja nach wie vor Leute geben, die „Berg-und-Talbahnfahren“ immer noch voll geil finden, oder sich für irgendwelche kuriose „Rüttelreitschulen“ begeistern und dafür auf den Straßenfesten auch jedes Mal sehr viel Geld ausgeben, um drei Minuten durchgeschleudert zu werden. Diesen ultimativen „Schüttel-Kick“, kann man hier in Györgytarló jeden Tag kostenlos bekommen, denn sobald der Traktor, den mit tiefen Schlaglöchern übersäten Asphalt verlässt, und die „Feldwege“ benützt, beginnt ein Abenteuer, bei dem sich wahrscheinlich jedes Auto sowohl die Vorder- als auch die Hinterachsen brechen würde.
„Mit Verlaub, so cool und unberechenbar hat selten etwas geschaukelt!“, und wir mussten uns auf dem Anhänger schon sehr sehr gut festhalten, um nicht wie wild durch die Gegend geschleudert zu werden. So ertönte unser lautes Freudengegröle durch das ganze Dorf, vor allem dann, wenn wir leicht diagonal abgesenkt zum „Straßenverlauf“ durch die Felder polterten. Sándor Lendvai servierte uns mit dieser Fahrt tatsächlich einen einschlägigen Einblick in die tiefsten Einsenkungen der näheren Umgebung, und das mit einer Wucht, bei der wir wirklich jedes einzelne Loch bis ins tiefste Mark hinein spüren konnten.
Nach dieser sehr abenteuerlichen Fahrt über Stock und Stein, oder besser gesagt über Stock und Loch, begannen wir mit den Vorbereitungen für den Deutschen Abend. Gerade der heutige Tag eignete sich eigentlich ideal für eine solche Feier, zumal gleichzeitig auch noch die Deutsche Fußballnationalmannschaft ihr erstes Vorrundenspiel gegen Portugal austrug. Speziell für dieses Fest hatte unser erster Vorsitzender neben Steaks, Würstchen und Senf auch zwei Warsteiner-5-Liter-Bierfässchen für die Erwachsenen aus Deutschland mitgebracht. Grillen ist in Ungarn nicht ganz so populär, wie bei uns in Deutschland, denn hier wird eher mit dem Gulaschkessel gekocht.
Aber der Bürgermeister István Oláh wollte heute Abend unseren Freunden mal etwas ganz anderes servieren, als immer nur die gewohnten scharf-würzigen Spezialitäten aus dem heißen Kessel oder Ungarischen Folklore-Pop mit Geige und Discobeat. Nein, er wollte heute den Gästen, mit Ausnahme des Schnapses, nur Deutsche Spezialitäten und Deutsche Musik anbieten, was für fast alle Besucher ein völliges Novum darstellte, da sie bisher noch niemals eine gute Rostbratwurst oder ein saftiges Steak gegessen, geschweige denn, jemals deutsche Musik gehört haben.
So brutzelten die Würstchen und Steaks an diesem Abend synchron zu der Musik von den Ärzten, BAP, Bernstein, Ich & Ich, In Extremo, Matthias Reim, der Sondaschule, den Toten Hosen, Unheilig und Westernhagen etc., während die gesangsfreudigen Menschen aus Györgytarló, allen voran der Bürgermeister István Oláh, versuchten die Lieder so gut sie konnten mitzusingen, was vor allem bei Titeln wie „Altes Fieber“ von den Toten Hosen, bzw. „Hängematte“ von der Sondaschule ziemlich lustig war.
Da sich die sehr gute Laune unter den Besuchen nach dem 4:0-Sieg der Deutschen Fußballnationalmannschaft über Portugal noch einmal um ein Vielfaches erhöhte, ließ der Bürgermeister zu unserer großen Überraschung zusätzlich eine PA in seinem Hof aufbauen, auf der fortan die Musik in einer rockkonzertähnlichen Lautstärke erklang. Mit dem wunderschönen Titel „Wir wollten doch Giganten sein“ von Bernstein endete dann kurz nach Mitternacht diese sechsstündige erste Deutsche Party, und wir gingen abermals gut gesättigt und ziemlich müde nach Hause.
ANIMUS KLUB
Der letzte Verein der Nußlocher Rathausrundschau erlebt Sachen, die einfach nur reine Freude machen!
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