Ritter, Gaukler, Medicus & Magicus boten mittelalterliche Exerzitien im prunkvollen Schlossgarten von Eichtersheim! – Großmäuler und Sittenstrolche wurden mittels Wasserguillotine hingerichtet!
Von Zeit zu Zeit versetzen wir uns und unsere Mitglieder sehr gerne mal ein paar Jahrhunderte zurück. Das Mittelalter mit seinen teilweise sehr rauen Sitten, aber auch seinen aufrichtigen Tugenden, fasziniert dabei immer wieder aufs Neue, geht es doch auf solchen Märkten wesentlich authentischer und spannender zu, als auf kommerziellen High-Tech-Veranstaltungen. Hier ist wirklich noch alles echt, und nicht glitzernd und verführerisch-verschönt dargeboten. Das Essen, allen voran das Brot, kommt frisch gebacken direkt aus dem Holzofen, die Sau direkt vom Spieß, und das Flüssige direkt vom Fass.
Im Angelbachtal angekommen, stärkten wir erst einmal unsere leeren Mägen mit etwas Gutem und gönnten uns Spanferkel mit Kraut vom Feinsten, das wir sehr liebevoll mit einem essbaren Waffelbecher gereicht bekamen. „Was ist denn das für ein Stand?“, fragte unser zweiter Vorsitzender Rainer Bender und deutete auf einen Stand mit dem interessanten Namen „Kürtőskalács“.
„Das ist eine ganz leckere ungarische Spezialität“, antwortete unser erster erster Vorsitzender Alexander Höfer und empfahl ihm später einen solchen „Baumkuchen“ oder „Baustriezel“, wie wir dieses Teil auf Deutsch nennen, zu probieren.
Nach der ersten kräftigen Stärkung machten sich alsbald die vielen Gaukler & Spielleute des Festivals auf ihren Streifzug über das Gelände. Mit einem riesigen Tam-Tam, begleitet von traditioneller mittelalterlicher Musik, und natürlich auch schwer bewaffnet – mit Schwertern, Äxten, Speeren, Lanzen und sogar einem Riesenklopfholz – bahnte sich diese wilde Meute ihren Weg durch das Publikum.
Erster Programmpunkt war für uns Trutwin der Magicus. Der uns schon seit unserem ersten Besuch in Adventon bestens bekannte und sehr wortgewandte Magier, versteht es wie kein Zweiter das Mittelalter und die damit verbundene Zauberei miteinander zu vereinen. Mit viel Wortwitz, aber auch einer gehörigen Portion Galgenhumor fesselte er nicht nur die kleinsten Zuschauer, sondern auch deren elterlichen Anhang.
Teils mystisch, teils verblüffend, brillierte der „Narr“ mit Taschengauklertricks, machte sichtbares, sichtbar unsichtbar, oder umgekehrt, und bezog wie immer die Kinder im Verlauf seines Programms mit ein. Bis zum Ende konnten wir die Show jedoch nicht verfolgen, weil wir uns schnellstmöglich auf den Weg zu der ersten Hinrichtung des Tages machten.
Um 12.15 Uhr sollte der erste Delinquent, in diesem Fall, ein Sittenstrolch, mit der Wasserguillotine hingerichtet werden. Doch bevor der Henker seine Arbeit verrichten durfte, wurde der zum Tode verurteilte erst einmal mittels Strick den Besuchern vorgeführt. Ein Knappe wanderte über das Gelände rund um den Henkersort, und machte lautstark auf dessen Hinrichtung aufmerksam. „Kommet alle zur Wasserguillotine und sehet, was mit euren Kindern passiert, wenn sie nicht brav und artig sind!“ – Mit großer Freude in den Augen übergab der Knappe wenig später den Übeltäter dem Henker, der gleich darauf dem Volke kundtat, welche untragbare Unsittlichkeit dieser junge Unhold angerichtet hatte.
Im Adamskostüm bekleidet über den Marktplatz zu laufen, so etwas ginge gar nicht, und deshalb hatten die Zuschauer jetzt die Möglichkeit abzustimmen, ob der Sittenwidrige sadistisch oder außergewöhnlich hingerichtet werden sollte. Aber weder die stumpfe Säge zum Zerteilen des Delinquenten noch die Riesenzange zum Foltern ganz bestimmter Weichteile, vermochten die Zuschauer zu überzeugen, und so war am Ende die Hinrichtung durch die Wasserguillotine das Höchste der Gefühle.
Nach und nach durften nun einige auserwählte Personen, darunter auch die Freundin des Todgeweihten und dessen Mutter nicht nur Abschied von ihrem geliebten Freund und Sohne nehmen, sondern auch sein Schicksal bestimmen. Der Henker hatte sich hier nämlich noch ein grausames Spielchen ausgedacht, um die Hinrichtung für die Zuschauer spannender zu machen. Das Schicksal des jungen Mannes hing nämlich buchstäblich an einem seidenen Faden. Nur dann, wenn der richtige Faden gezogen wird, vollzieht die Guillotine ihre Tätigkeit. Ob der Schuldige nun überlebte, oder ob er seinem Schicksal zum Opfer fiel, das möchten wir jetzt nicht verraten.
Stattdessen kommen wir direkt zum Höhepunkt des Mittelalterlichen Spektakulums, nämlich dem Ritterturnier. Hier hatten sich vier tapfere Ritter versammelt, um sich den vielen unterschiedlichen Exerzitien des heutigen Tages zu stellen. Prächtig gekleidet präsentierten sich den Zuschauern sowohl die vier Ritter ohne Furcht und Tadel, als auch deren Schlachtrösser.
Erstes Exerzitium war es, aus vollem Galopp Ringe mit der Lanz aufzuspießen. Diese Bewährungsprobe meisterten die vier Ritter bravourös, wobei sich hier gleich herauskristallisierte, dass sich unter den Vieren ein Querulant befand, der sich arrogant und selbstlobhudelnd gleich einmal ziemlich unbeliebt bei den Zuschauern machte. Er befand sofort, dass sich die Magd, die den Ring hielt, unwürdig gegenüber ihm verhalten hatte, und wollte sie dadurch bestrafen, dass sie den Ring jetzt nicht mit Händen, sondern mit dem Munde festhalten sollte, und er dann den Ringe aufspießen würde. Ein edler Ritter kam der Magd zu Hilfe, und nahm statt ihrer diese gefährliche Herausforderung an. Gleich darauf wurden wir Zeuge, wie der „Böse Ritter“ aus vollem Galopp den Ring aus dem Munde des tapferen Ritters stieß.
Lanzenwerfen war das nächste Exerzitium, dem sich die Ritter stellen mussten. Hier galt es die Lanze ganz genau in die Mitte eines vorgegebenen Zieles zu werfen. Auch diese Prüfung meisterten alle Ritter mehr oder weniger problemlos, wobei es erneut Ärger mit dem „Bösen Ritter“ gab, der sich mit Übermut brüstete, und die anderen mit lautstarker Verhöhnung verspottete.
In der nächsten Disziplin, dem Spalten eines Kohlkopfes, empfand der „Böser Ritter“ das ganze Ritterspiel als Kinderei, und forderte zur Demonstration einer richtigen Enthauptung einen Kinderkopf aus dem Publikum, was mit lautstarken „Buh-Rufen“ gedankt wurde. Nach und nach spalteten nun die Ritter die Kohlköpfe oder deren Halterungen, die als Hälse dienten. Kohlköpfe waren dem „Bösen Ritter“ aber viel zu „billig“ und er forderte stattdessen einen Apfel. Diesem Wunsch entsprach der Schiedsrichter, der sogleich von den Mägden einen Apfel auflegen ließ.
Stolz galoppierte nun der „Böse Ritter“ darauf zu und spaltete den gleich darauf Apfel in zwei gleichgroße Hälften. Dieser Herausforderung wollte sich auch der vierte und letzte Ritter stellen, und ließ ebenfalls einen Apfel auflegen. Ob dieser den Apfel nun spaltete oder nicht, oder ob er vielleicht etwas ganz anderes mit ihm veranstaltete, das wollen wir wie immer nicht verraten.
Bleibt zum Schluss wieder einmal das Gefühl einen unglaublich erlebnisreichen Tag einerseits, aber gleichzeitig auch einen wunderschönen, erholsamen und stressfreien Tag andererseits verbracht zu haben.
Bilder: Alexander Höfer
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Auch in anderen Zeitepochen findet man immer wieder etwas Neues!
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