ANIMUS-KLUB-Vorstand überraschte mich auch in diesem Jahr mit einem fast angstfreien Silvester im „L’Homme Sauvage“ in Wissembourg!
Bereits einige Wochen vor Weihnachten, als das warme Kerzenlicht das Wohnzimmer meines Herrchens romantisch beleuchtete, wusste ich, dass mir bald wieder die schlimmste Zeit des Jahres bevorstand, nämlich Silvester. Natürlich wissen wir Hunde nicht genau, wann der 31. Dezember ist, aber wir haben ein sehr gutes Gedächtnis und können uns daher vor allem an immer wiederkehrende und fürchterliche Tage wie Silvester sehr gut erinnern. So hoffte ich natürlich insgeheim darauf, dass mein Herrchen auch in diesem Jahr wieder mit mir nach Frankreich fahren würde, wo es anstatt lauter Böller, lauter tolle Sachen zu essen gab.
Am Nachmittag des 31. Dezembers beobachtete ich unmittelbar nach dem Mittagsspaziergang, dass mein Herrchen zwei meiner Kuscheldecken mit nach draußen nahm. „Legt er die ins Auto? – Fahren wir weg?“ Meine Rute wedelte wie verrückt und auch mein Dopaminspiegel stieg in dieser Situation ebenfalls um ein Vielfaches, weil, so wie es aussah, mein Wunsch doch tatsächlich in Erfüllung ging. Bereits wenig später durfte ich in das Auto meines Herrchens einsteigen oder besser gesagt reinhüpfen und es mir auf der Rückbank bequem machen, die zu meiner großen Freude mit unglaublich vielen Leckereien verziert war.
Ich hatte mich gerade mit Feuereifer auf das Verschlingen der einzelnen Kostbarkeiten gestürzt, da erklang auch schon wohlklingende Französische Musik aus den Boxen. Die „Les Enfoirés“ sangen zur Eröffnung eines Restos-Du-Cœuer-Konzertes den Riesenhit „Et c’est parti“ von Nâdyja, wie immer mindestens 40-stimming, und wie immer begleitet von der coolen Moderation von Mimie Mathy.
Eine wunderschöne, fast 80-minütige Fahrt begann, und führte uns wie immer durch die abenteuerliche Südpfalz. Hin und wieder sah ich draußen zwar ein paar Lichter (Raketen) am Himmel aufflackern, aber ansonsten erreichten wir völlig unbeschadet Wissembourg und das Restaurant „L’Homme Sauvage“ von Christian Strasser, dass ich ja noch von letztem Jahr her kannte. Auch der liebe Garçon und der coole Koch waren wieder da, und freuten sich sehr darüber, dass wir auch wieder da waren. Als die ersten Gäste, hatten wir natürlich freie Platzauswahl in dem wunderschönen Restaurant, dass wie immer den Flair und die familiäre Atmosphäre einer pfundsgemütlichen Kellerbar versprühte. Damit ich auch alles sehr schön beobachten konnte, entschied sich mein Herrchen für einen Tisch direkt neben dem Tresen.
Es dauerte nicht lange, da kam auch schon der Garçon und brachte dem ANIMUS-KLUB-Vorstand als Aperitif Salzgebäck, und für mich eine große Kaustange aus Rindfleisch. „Nah, das fing ja schon mal wieder richtig gut an“, dachte ich. „Mal gespannt, was die Küche dieses Jahr auf den Tisch zaubert.“
Langsam füllte sich das Restaurant nun mit Gästen, die mich alle mit einem überraschenden Blick würdigten. Wie immer verstand ich nicht alles, was diese Menschen zu mir sagten, weil man hier in Wissembourg ja völlig anders spricht, als in Nußloch oder in meiner Heimat Györgytarló. Irgendwie fand ich das auch lustig, aber ich hatte schon das Gefühl, dass die vielen Männer, Frauen und Kinder mich sympathisch fanden, und so wartete ich auch geduldig auf den ersten Menü-Gang.
Wesentlich ruhiger als im letzten Jahr präsentierte sich auch das Gesamtambiente der Silvesterfeier. „Fehlte da nicht etwas? – Ja, richtig. Es fehlte der Almöhi-DJ des letzten Jahres, der uns den ganzen Abend lang eine extrem musikalische Kontrastmischung aus „Zillertaler Schlagergedöhnse“ und „Hardcore-Gabbler-Techno“ in einer brachialen Lautstärke um die Ohren haute. Ja, genau, der Typ fehlte, oder besser gesagt, der fehlte eigentlich überhaupt nicht, denn so war die Atmosphäre im Restaurant viel angenehmer, und man brauchte auch kein Mikrofon und keinen Verstärker, um sich schön zu unterhalten.
„Oh, die Suppe kommt!“, meldete mir meine Nase. Als „Potage de légumes“, gab es dieses Jahr ebenfalls eine „Veluté d’asperge“. Diese weiße Flüssigkeit, die ich im letzten Jahr erst einmal ganz intensiv unter die Lupe nahm, bevor ich von ihr kostete, schmeckt ja unglaublich gut – das wusste ich – aber sie schmeckt noch um ein Vielfaches besser mit Fleischinhalt. So ließ ich sie genauso wie im letzten Jahr erst einmal ein bisschen erkalten, und wartete auf das gewisse Etwas. „Nur Geduld das kommt schon noch!“, tröstete ich mich. Das dauert in Frankreich eben nur ein bisschen länger als in Deutschland oder Ungarn, weil das Essen nicht so hektisch, und wesentlich gemütlicher abläuft. Derweil fingen auch schon die ersten Gäste an zu tanzen. „Ach ist das schön!“, dachte ich. „Nur schade, dass meine Freundin Anuk nicht dabei ist. Mit ihr hätte ich bestimmt auch das eine oder andere Tänzchen zwischen den Gästen verführt, um ein weiteres Leckerchen zu bekommen. So überbrückte ich die Zeit bis zum zweiten Gang damit, dass ich mit meine Kau-Knochen spielte.
Wenig später brachte der Garçon dann einen großen Teller, der sich „Petite salade variée“ nannte. Der Salat interessierte mich, im Gegensatz zu der sich ebenfalls auf dem Teller befindlichen Pastete im Teigmantel, eigentlich überhaupt nicht. „Aber von der Pastete gibt mir mein Herrchen bestimmt etwas ab, und vielleicht kriege ich auch von den anderen etwas“, dachte ich erwartungsvoll. Meine Intuition sollte mich auch hier nicht täuschen. Heißhungrig stürzte ich mich gleich darauf auf diese Köstlichkeit, die mein Herrchen schön säuberlich mit der „Veluté d’asperge“ vermischt hatte, und verzehrte restlos alles. „Man war das lecker, dagegen ist ein Deutscher Böller wirklich nur ein nicht schmackhaftes und „dummes Würstchen!“
Jetzt hieß es allerdings wieder warten, und zwar auf den Hauptgang. Zeit zum Spielen, und natürlich zum Flirten. Viele Gäste schenkten mir leuchtende Blicke. Einige kamen auch zu mir und fragten wie alt ich denn wäre. Jetzt wusste ich, was das Zitat: „Essen wie Gott in Frankreich bedeutete“. Ich war Gott und das Essen war Frankreich. Dafür lasse ich jeden Kanonenschlag links liegen, und dafür darf auch jeder Heuler rechts an mir vorbeifliegen.
Noch kurz ein Schluck von dem tollen weichen Wasser aus meinem Napf getrunken, da drangen auch schon wieder Glückshormone durch meine Nase. Diese teilten mir zweifelsfrei mit, dass Christian da gerade etwas ganz besonders Gutes zu Essen brachte; etwas, für das ich problemlos jede Deutsche Rakete mindestens bis zum Mond schießen würde. „Blanquette de veau, Frittes et légumes.“ – „Wau!“ – Die Küche hatte wirklich ganze Arbeit geleistet, und hätte meinen Geschmack wirklich nicht besser treffen können, zumal die Kalbsstückchen so zart gebraten waren, dass man überhaupt kein Messer benötigte, um sie auf der Zunge zergehen zu lassen, dass es eine wahre Gaumenfreude war.
„Und wisst ihr, was in diesem Moment das Verrückteste war?“ – „Nein?“ – Das Verrückteste war, dass während ich mir hier zusammen mit dem ANIMUS-KLUB-Vorstand ganz genüsslich die gaumenschmeichlerischen Freuden des „L’Homme Sauvage“ schmecken ließ, ein paar besoffene „Volltrottel“ in dem neuen „Nußlocher Erlebnispark für Jugendliche“, also auf dem Dach des REWE-Marktes, ein so „kleines Feuer“ legten, dass sogar die Feuerwehr zum Löschen anrücken mussten.
Mein Gott, war das schön, zumindest heute einmal den primitiven Teil des Nußlocher Mobs nicht bei seiner exzessiven und ausgelassenen „Sauftour“ miterleben zu müssen, und stattdessen in dieser tollen und ruhigen Atmosphäre zusammen mit durchweg netten und nüchternen Menschen ins neue Jahr zu rutschen. „Darauf esse ich doch zum Wohl gleich noch einmal ein ganz großes Kalbsstück!“
Mittlerweile hatte zu meiner großen Verwunderung Christian Strasser, also der Chef höchstpersönlich, die Keyboards und den Gesang übernommen, und zeigte, dass er nicht nur ein sehr guter Gastgeber ist, sondern auch ein exzellenter Unterhalter, denn er spielte fortan eingängige Schlagerlieder zum Tanzen in einer Lautstärke, die absolut keine Ohropax benötigte.
Um Mitternacht hatte ich dann doch ein bisschen Angst, weil vor dem Restaurant einige Böller detonierten. Doch das stand in keinem Vergleich zu dem kriegsähnlichen „Horrorszenario“, das ich vor zwei Jahren in Nußloch durchleben musste.
Kurz vor 1.00 Uhr bekam dann der ANIMUS-KLUB-Vorstand eine exquisite Käseplatte serviert. Auf Fromage hatte ich heute keinen Appetit, oder besser gesagt; der Appetit war mir aufgrund der Knallerei vergangen. Auch von dem wenig später gereichten tollen Dessert, dem kunstvoll garnierten „Bonne-Année-Teller“, der mit einem leckeren Schokoladenkuchen, sowie einem kakaobestäubten Vanilleeis, und einer mit Krokant bereicherten Schlagsahne aufwartete, wollte ich nicht wirklich etwas abhaben. Das gönnte ich alles meinem lieben Herrchen von ganzem Herzen, denn er hat mir auch dieses Jahr mit diesem Ausflug einen Großteil meiner Angst nehmen können.
Amicalement
Votre Floh
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