Shampoo-Tuben-Pop! – Wilde Schattenspielchen! – Home-Ladder-Rock! – Und tänzerische Brillanz! – Die Studenten der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst boten ihren Zuschauern einen fulminanten Augenschmaus!
„EMPlugged“, allein schon der Name kling so interessant, dass wir bei dieser Veranstaltung unbedingt dabei sein mussten. „Aber was ist EMPlugged?“ – Ganz einfach, das ist wieder einmal ein unglaublich geniales Programm aus Mannheim, genauer gesagt, von den Studenten der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst. Einmal im Jahr bietet die Hochschule einen Einblick in die musikalischen Darbietungen und tänzerischen Choreographien ihrer Studenten.
Und wer, genauso wie wir, immer etwas Anderes, immer etwas Neues und immer etwas Außergewöhnliches erleben möchte, der kam bei dieser Veranstaltung wirklich voll und ganz auf seine Kosten, denn das, was diese 16-köpfige Studententruppe hier auf die Bühne zauberte, hätte genialer und kreativer überhaupt nicht sein können.
Nach einer kurzen, aber sehr würdevollen Begrüßungsrede, bei der Prof. Elias Betz von der Staatlichen Hochschule auch davon sprach, dass die Lebensqualität in Zukunft vielleicht auch ganz entscheidend davon abhängt, ob wir bereit sind, auf die eine oder andere technische Errungenschaft zu verzichten, wurde das Programm mit der Komposition „Bleib auf dem Teppich“ eröffnet. Bei diesem in wechselseitigem Zigeunermoll vorgetragen Werk, bei dem der Professlor selbst die Trommelstöcke schwang, erzeugte das traumhaft schöne Zusammenspiel zwischen Marimba und Xylophone, teils hypnotische, teils mäandernde Klänge zum Versinken. Die Zuschauer wurden so unglaublich genial in das bevorstehende künstlerische Programm hineingezogen, und es entstand dabei ein Wohlbefinden, das sich bereits in der nächsten Darbietung „Neulich im Frisörsalon“ in ganz große Erheiterung verwandelte.
Pantomimisch, sprich, ohne Worte, was für einen Friseursalon eigentlich absolut untypisch ist, spielten sich die vier Akteure in dieser Situation ganz langsam in ein Rhythmus-Stück hinein. Hierfür integrierten die Studentinnen Anna-Lena Roos, Tjorven Schröder, Caroline Queck und Kathrin Lustig nach ihrem anfänglichen und unscheinbaren auf den Tisch klopfen, immer mehr sich im Friseursalon befindliche Utensilien. Zum Einsatz kamen dabei nicht nur leere Shampoo-Tuben, die durch Drücken ein Zischen erzeugten oder durch hartes Draufschlagen einen Percussion-Klang wiedergaben, sondern auch ein Besen, der auf den Boden gestampft, einen kräftigen Base-Drum-Beat erzeugte, und natürlich auch Scheren für das Schnippen. Die Zuschauer bekamen hier einen großartigen Eindruck davon mit welchen einfachen Mitteln man Musik machen kann.
Im völligen Kontrast dazu stand als nächstes die Tanzchoreografie „EINS – EINsam – gemEINSam“. In einer himmelblauen Umgebung bewegten sich die beiden Studentinnen zunächst schmetterlingsartig, ganz geschmeidig im Einklang zu einer ruhigen Musik, und gleich darauf bienenähnlich-umherschwirrend zu einem wesentlich schnelleren Rhythmus. Synchrone Bewegungen wechselten sich mit asynchronen ab, und auch einfrierende Szenerie boten die beiden Tänzerinnen unglaublich schön und ausdrucksstark dar. Über wilde Verfolgungsjagten, und sich im tickenden Uhrwerkrhythmus bewegend, flatterten sich die beiden Studentinnen Simone Kiesel und Tjorven Schröder am Ende wieder in ihre Ausgangssituation – den Schmetterling – zurück.
Im vierten Stück des heutigen Abends „Body and Voice“ kamen die Zuschauer dann erneut in den einmaligen Genuss, wie man ohne Instrumente richtig gute Musik erzeugen kann. „Bodypercussion“, heißt diese Form des Musizierens. So performten die vier Studenten Antonio Hosie Garcia, Leonie Hübner, Rie Kanemoto und Claire Reich den bekannten Hit „Looked out in heaven“ von Bruno Mars, und verwendeten neben Händen und Füßen nur ihre Oberkörper und sogar den Klang einer Halsschlagader für den Begleitrhythmus.
Nach diesem interessanten musikalischen Beitrag erfreuten uns Christian Göhringer und Rie Kanemoto mit der genialen Choreografie „Linien“ aus Licht und Schatten. Zu den langsamen Klängen des Pianos, gespielt von Rie, bewegte sich Christian zunächst unglaublich geschmeidig als Schatten vor einer weiß-gelblich beleuchteten Wand. Plötzlich änderte sich schlagartig der Rhythmus der Musik, parallel dazu erstrahlte die Bühne in grellem Licht, und der Tänzer wirbelte in einem extrem schnellen Tempo und in den unterschiedlichsten Fassetten – Linien tanzend – über die Bühne, bis er am Ende erschöpft am Boden zum Erliegen kam.
„Moving Body Sound“ war das nächste Körpermusikstück. Hier positionierten sich die Studentinnen Anna-Lena Roos, Carolin Queck, Kathrin Lustig und Tjorven Schröder zunächst in einer Reihe hintereinander, und begannen mit ihren Händen, Füßen, Oberkörper, Unterschenkel etc. Musik zu machen, sowie dabei einen genial-übergreifenden Rhythmus zu performen. Die Reihe teilte sich im Laufe des Stückes auf, und dabei entstanden gleichzeitig, weitere sehr gut aufeinander abgestimmte Rhythmusfolge, die sich je nach Position der Akteure immer wieder veränderte.
Nach einer kurzen Umbauphase, erklangen dann wieder die wundersamen Töne des Marimbas und des Xylophones, nur dieses Mal in Kombination mit dem Rhythmus einer Afrikanischen Djembe und in Begleitung eines Klavieres. Das sehr schöne und ruhig-rhythmische Stück „First Steps“ bekamen die Zuschauer nun zu hören. Ähnlich wie bei der Eröffnung schafften die mäandernd-monoton aufeinanderfolgenden Klangfarben eine cineastische Stimmung, die unglaublich wohltuend wirkte, und gleichzeitig auch sehr ausdrucksstark und faszinierend war.
Danach war es an der Zeit für etwas Musical ähnliches. Als Septett ganz in Schwarz gekleidet präsentierten die Studenten nun die Tanzperformance „Keep Moving“ von Corinna Clack der ganz besonderen Art. Positionen stellend und einfrierend, mal synchron, mal asynchron, mal nebeneinander, mal übereinander, mal untereinander, mal auf dem Kopf stehend, und wirklich sehr schön anzuschauen, wie ihr auch aus dem Bildmaterial erkennen könnt.
„Eine Romanze“, an Mannheim, mit dem Zusatz „zwischen Rhein und Neckar“ konnten wir leider aufgrund der Dunkelheit nicht fotografisch festhalten, aber das sehr melancholische Stück von Simone Kiesel, blieb uns dennoch nachhaltig in Erinnerung.
Zum Finale des großartigen Programms holten die Studenten dann vier Haushaltsleitern auf die Bühne, und trommelten uns synchron den „Home-Ladder-Rock“, von oben nach unten und von unten nach oben. „Klacker-Tacker-Klacker-Tacker-Klacker-Tack-Tack“ und „Dippi-Dappa-Dippi-Dappa-Dippi-Dapp-Dapp“. Auch weitere, ähnlich eingängige Rhythmen und Folgen, die denen eines stimmungsvollen Stadionkonzertes sehr nahe kamen, präsentierten die vier Studenten Simone Kiesel, Anna-Lena Roos Tjorven Schröder und Christian Göhringer auf der Bühne, und erzeugten beim synchronen Hoch- und Runterlaufen der Leitern, sowie dem wilden hin- und her ratschen mit den Schlagzeugstöcken auf den einzelnen Stufen eine unglaubliche Erheiterung beim Publikum. So gab es natürlich auch für diese ausgefallene Performance „Rhythm Steps“ sehr viel anerkennenden und frenetischen Beifall.
Als krönender Abschluss folgte dann das Stück „EMP unplugged“, bei dem sich die Studenten im kompletten Raum verteilten, und nacheinander anfingen entweder ein kleines Marimba oder ein Xylophone zu spielen, und damit eine meditative Atmosphäre erzeugten. Zu einem engelhaften Gesang entschwanden dann ganz langsam die Instrumente bis zur vollständigen Stille, die gleich darauf von dem tosenden Beifalls des Publikums unterbrochen wurde, und sehr stolze, sowie hochzufriedene Studenten, Dozenten aber auch Zuschauer hinterließ.
Bilder: Alexander Höfer
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