Studierende der Musikhochschule Mannheim präsentierten im PORT25 neue musikalische Klänge und nahmen ihre Zuschauer mit auf eine Reise durch rhythmische, mystische und heilende Welten!
„Neue Klänge“ war ein Programm, das für unseren Animus Klub gerade zur richtigen Zeit kam, haben doch ein Teil unserer Mitglieder derzeit gesundheitlich und privat ganz enorme Bürden zu tragen und existenzielle Schwierigkeiten zu meistern. Hier möchten wir uns auch einmal ganz aufrichtig bei allen Mitgliedern bedanken, die derzeit wie eine Eins zusammenstehen und den in Not geraten beistehen, um ihnen zu helfen, wo sie nur können. „Ja, in der Not lernt man seine wahren Freunde kennen!“, so ein bekanntes Zitat des Volksmundes. Und wie wahr dieses Zitat doch ist, das bekommen derzeit einige Mitmenschen ganz hautnah zu spüren, sowohl diejenigen, die regelmäßig Besuch oder Hilfe von ihren Freunden erhalten, als auch diejenigen, die leider keiner besucht und denen niemand beisteht. Gerade unser 1. Vorsitzender, der derzeit zwischen sechs Krankenhäusern hin- und herpendelt, um mehrere Menschen gleichzeitig zu besuchen, kann ein Lied davon singen, wie wichtig es ist, für seine Freunde da zu sein, weil es für kranke Menschen nichts Schlimmeres gibt, als die Situation, dass sie niemand besucht.
So war es regelrecht wohltuend am letzten Donnerstag im PORT25 vorbeizukommen, und dabei eine Stunde lang dem Konzert von den Studenten der Musikhochschule Mannheim zu lauschen, die sich im Rahmen der diesjährigen einander.Aktionstage etwas ganz Besonderes überlegt hatten.
Zwei riesige Marimbas – wunderschöne Instrumente – für die man allerdings zu Hause ein sehr großes Wohnzimmer benötigen würde, um auf diesen zu üben, zierten die Bühne, und eine internationale Studententruppe wartete gespannt darauf, ihr Können einem interessierten Publikum zu präsentieren, das gekommen war, um „Neue Klänge“ zu hören.
„Faze to Frontal Gnarl Gaze“, ein schier unaussprechliches Werk, des Studenten Jonathan T. Schmieding eröffnete das Konzert, genauso komplex wie sein Titel. Interprätiert von Aleksandra Pechytiak an der Flöte und Johanna Toivonen am Marima, rauschten recht progressive Klänge und Töne zu einer elektronischen Klaus-Schulze-ähnlichen Soudscape des Komponisten Schmieding durch den Ausstellungsraum.
Bei diesem ziemlich vertrackten Werk brillierten insbesondere die beiden Musikerinnen im Vordergrund, die teilweise unzusammenhängende Klänge und Tonflogen miteinander verbanden. Hauchende Flötentöne – extrem schwer zu spielen – die teilweise eine enorme Tiefe erreichten, entschwanden in einem langsamen Zischen davon, während sich parallel dazu pfeilschnelle Marimbasalven durch die Gedanken der Zuschauer sprudelten.
Wesentlich zugänglicher, aber nicht weniger unspektakulär, ging es bei dem zweiten Stück „Udacrep Akudarab“ von Avner Dorman zu. Die Studenten Ling Lu und Hsieh Yao Te zeigten sich dem Publikum als kongenial verschmelzende Symbiose. Teils absolut synchron und blitzartig, teil langsam und emotional agierend, entlockten sie diesen beiden prächtigen Instrumenten zauberhafte Melodien, die hin und wieder vor des Zuschauers Auge tanzten. Auch überraschende Rhythmuswechsel, bei denen sie unterschiedliche Partituren spielten und zu einem ganzheitlichen Klangbild zusammenfügten, sowie das Spielen ohne Stöcke, sprich mit den Händen, waren zu bestaunen.
Eine Sonate für Harfe solo op. 12 als Intermezzo, war das nächste durchweg anspruchsvolle Werk, das uns von Ramona Römer vorgetragen wurde. Die Sonate von der Komponistin Olga Magidenko, die persönlich anwesend war, besteht aus mehreren Abschnitten, und beinhaltet alle Techniken und Schwierigkeitsgrade des Harfenspiels. Sowohl langsame und melancholische Töne, als auch schnelle und harte Melodiefolgen entlockte die versierte Harfenspielerin diesem prächtigen Instrument. Teils märchenhafte, teils aber auch unheimlich bedrohliche Szenarien spiegelten irgendwie das Auf und Ab des Lebens wieder.
Im Gewitter der Rosen – ein Stück für Sopran und Ensemble – von Michael Warren Barrett, der ebenfalls anwesend war und den Zuschauern zuvor ein wenig über die Entstehungsgeschickte dieses Werkes erzählte, war der vierte Beitrag des Abends, der von den Studenten Laura Volk (Sopran), Fabienne Partsch (Harfe), Jonathan Schmieding (Bassklarinette) Johanna Toivonen (Glockenspiel), José Maria Palacios Muños (Crotales) und unter der Leitung von Young-Rang Kim aufgeführt wurde.
Zu einer Klangoase aus wundersamen Tönen und einem perfekten Zusammenspiel zwischen Glockenspiel und Crotales, einem Percussion-ähnlichen Instrument, bei dem mehrere kleine Becken wie eine Tonleiter fest angeschraubt sind, und entweder mit Trommelstöcken geschlagen, oder mit einem Geigenbogen gestreichelt werden können, gab Laura Volk ihren kräftigen Sopran zum Besten. Die Studenten der Mannheimer Musikhochschule boten also eine unglaubliche Abwechslung in ihrem Set, der insgesamt aus fünf Stücken bestand.
Zum Finale durften wir dann noch einmal die beiden großartigen Akteure Ling Lu und Hsieh Yao Te am Schlagzeug erleben. Was uns die beiden Musiker hier in dem Stück „Gyro“ – ohne „S“ – vorführten war eine absolute Augen- und Ohrenweide. Synchrones Schlagzeugspiel, exaktes Timing, sowie genial aufeinander abgestimmt, trommelten und wirbelten sich die beiden durch einen Rhythmusurwald, bei dem einem im wahrsten Sinne des Wortes die Spucke wegblieb. Der Beginn erinnerte ein wenig an das Drum-Solo, welches Phil Collins zusammen mit Chester Thompson auf der Invisible-Touch-Tour 1986 im Wembley-Station zum Besten gab. Danach erinnerten geniale Conga-Rhythmusfolgen das Safri-Duo der Neunziger. Fortan fingen die beiden, ähnlich wie bei der Marimba-Präsentation an, unterschiedliche Rhythmen zu schlagen, die dann unglaublich kräftig miteinander harmonierten. Ein riesiger Applaus beendete das Konzert, und ließ hochzufriedene Zuschauer, aber auch Musiker, Komponisten und Lehrer nach Hause gehen.
Wir bedanken uns ganz besonders bei Stefanie Kleinsorge und ihrem Team und natürlich auch bei allen Akteuren der Mannheimer Musikhochschule für diesen schönen Abend, und für das zusätzliche Bildmaterial, das uns von den Verantwortlichen für unseren Bericht zur Verfügung gestellt wurde.
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