Deutsch-Französisches Jazz-Trio verwandelte den neuen Raum für Gegenwartkunst PORT25 in ein Champs-Élysées-Ambiente der 40er Jahre!
Erst seit Juli gibt es ihn, den neuen Raum für Gegenwartkunst PORT25, indem derzeit der fünfte Teil der [7P]-Ausstellung mit den Themengebieten „Wissen, Ordnung und Macht“ des Schweizer Kurators Urs Stahel ausgestellt ist. Der im Jungbusch direkt neben der Popakademie befindliche PORT25 ist ein modernes Gebäude, das im Innern mit grauen, in Beton gegossenen Holzkonturen, zunächst einmal etwas kalt und düster wirkt; vor allem aber überhaupt nicht, wie ein ideales Ambiente für ein Jazz-Konzert.
Doch mit der Zeit füllte sich an diesem Nachmittag das Grau des Erdgeschosses mit den buntesten Farben, die die Besucher in Form unterschiedlich farblicher Kleidung mitbrachten. So war der Fokus alsbald auch schon auf das gerichtet, was wirklich zählte, nämlich nicht auf die Wände, sondern auf die Besucher und natürlich ebenfalls auf die drei Musiker von Jazz apéro mit Trilogie.
Die drei Musiker Vincenzo Carduccio (Akkordeon), Bertrand Le Guillou (Gitarre und Gesang) und der in Mannheim lebende und in der Szene bestens bekannte Vollblut-Jazzer Olaf Schönborn (Saxophon) sind sich mal auf einem Jazz-Festival zufällig über den Weg gelaufen sind, waren sich auf anhieb sympathisch, und kamen dann schließlich auf die Idee, dass sie mal zusammen als Trio etwas machen können. Und voilà hier sind sie nun das Trio Jazz apéro mit Trilogie.
Das Konzert mit dieser originellen und grenzübergreifenden Jazz-Formation war von vorneherein schon ein ganz Besonderes, denn es war das erste Konzert einer Musikgruppe in den neuen Räumlichkeiten des modernen Museums. Dementsprechend gespannt warteten nicht nur die Besucher, sondern auch die Verantwortlichen des Teams rund um die Direktorin Stefanie Kleinsorge auf den großen Moment des Debuts.
Kurz nach 15.00 Uhr groovte sich das Trio dann mit dem Django-Rheinhardt-Titel „Swing 42“ ein, und versetze die zahlreichen Besucher musikalisch zurück in Frankreichs 40er Jahre. Eingängige Melodien, die durch das Akkordeon unweigerlich das uns bekannte französische Flair vermittelten, wechselten sich ab mit exzellenten Solopassagen der drei Musiker, die teilweise, ganz bekannte Chansons zum Besten gaben, wie zum Beispiel „L’indifference“, ein Stück des großen und unvergessenen Gilbert Bécauds oder „Ménilmontant“ von Charles Trénet, das im letzten Jahrzehnt auch von den beiden nicht weniger populären französischen Musikern Patrick Bruel und Charles Aznavour neu interpretiert wurde.
Angenehm rhythmisch, nie zu laut und nie zu leise, spielten sich die drei Musiker durch den ersten ihrer drei Sets, und ernteten auch ganz großen Beifall für die genialen Improvisationen in Titeln wie „Nuages“ von Akkordeonspieler Vincenzo Carduccios Lieblingsjazzer Django Rheinhardt, und „There will never be another you“ von Mack Gordon.
Nach der ersten Pause machte die Band im Prinzip genau dort weiter, wo sie vorher aufgehört hatte, mit dem einzigen Unterschied, dass ein Teil des Publikums, wie vorgeschlagen, die Chance ergriffen hatte, ihren Stuhl an eine andere Position des Raumes zu stellen, um das Konzert aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
„Minor Swing“, ebenfalls von Django Rheinhardt, „Les feuilles morts“ und „Du soleil plein la tête“ beide von Yves Montant, sowie „La fiesta“ von Chick Corea – ein kleiner Abstecher ins Nachbarland Spanien – und last but not least der Stevie-Wonder-Hit „Isn’t she lovely“ erklangen im musikalischen Esprit der 40’er Jahre, und rissen das Publikum zu weiteren dankbaren Applausstürmen hin.
Auch im dritten Set glänzten die drei Musiker mit musikalischer Virtuosität. „Out Of Nowhere“ von Jazz-Legende Benny Golson erklang, ein Stück bei dem vor allem Olaf Schönborn mit seinem Alt-Saxophone wieder zeigen konnte, wie hervorragend er sein Instrument beherrscht. Mittlerweile hatten die drei Musiker es geschafft, dass eine bunte musikalische Melange das Grau der Wände des PORT25 übertünchte, und alle Besucher nur noch ganz konzentriert den schönen Klängen lauschten. Auch die beiden nächsten Stücke „Que reste t’il de nos amours“ von Charles Trénent bei dem sich Gitarrist und Sänger Bertrand Le Guillou auszeichenen konnte, sowie der akkordeondominante Titel „Fou rire“, im Original ebenfalls von Django Reinhardt, konnten voll und ganz überzeugen, und ließen einen minutenlangen Jubel bei den Zuschauern aufkommen.
Klar, dass dann noch eine Zugabe folgte, wobei die Musiker große Rücksicht auf das Personal des PORT25 nahmen, die ja zwei Tage Nachtwandel in den Knochen hatten, und heute extra für sie noch einmal eine Sonderschicht einlegten. So gab es zum endgültigen Abschluss noch das bekannte Chanson-Lied „J’attendrai“, bei dem sich alle drei Akteure noch einmal so richtig ins Zeug legten.
Danach war Schluss, und hochzufriedene Zuschauer machten sich nach und nach ganz langsam auf den Heimweg, und hinterließen ein rundum glückliches Organisationsteam, das sich nach zwei Tagen anstrengendem Nachtwandel im Jungbusch, sowie diesem gelungen Konzertdebut in ihrem neuen Domizil ihren Feierabend mehr als verdient hatten.
Bilder: Alexander Höfer
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Dans la glace comme un songe, le mur gris dans sa maison, sous le jour qui s’allonge, s’estompe à l’horizon. (Nuages – Django Rheinhardt/Yves Montant)
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