„Gefangen im Netz!“ – Welche Chancen und Risiken bestehen bei der Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen! – Und welche Auswege gibt es aus der Internetsucht? – Mannheimer Stadtbibliothek klärte auf!
In keinem anderen Bereich des Lebens gab es in den letzten 20 Jahren eine derart rasante Entwicklung wie im „Medienbereich“. Mobil telefonieren und mit dem gleichen Gerät auch Musikhören, Videos und Fernsehprogramme anschauen, im Internet unbegrenzt surfen, einkaufen, oder Bankgeschäfte erledigen, Bilder und Nachrichten verschicken, und das alles in Sekundenschnelle… Es gibt fast nichts, was man mit dem Smartphone nicht machen kann. Was vor 30 Jahren noch für absolut unmöglich oder utopisch galt, und mit Sicherheit in jeder Zaubershows für Begeisterung und Furore gesorgt hätte, ist seit einigen Jahren Wirklichkeit.
Aber diese Wirklichkeit bringt auch unzählige neue Gefahren für unsere Kinder mit sich. Aus diesem Grund veranstaltet die Mannheimer Stadtbibliothek schon seit einigen Jahren einmal jährlich einen Medienelternabend, an dem sich interessierte Eltern bei Experten über die neusten Entwicklungen informieren können. Auch die Mannheimer Bürgermeisterin für Bildung Frau Dr. Freundlieb wies bei ihrer Begrüßungsrede auf diesen zentralen Kern des Medienelternabends hin, und zeigte sich überzeugt davon, dass es in der Zukunft durch die Medien, sicherlich viele neue Berufe geben wird, von denen wir heute noch gar nicht wissen, dass es sie einmal geben könnte.
Neben den Mitarbeitern der Stadtbibliothek, die an diesem Abend ihre mediales Labor zum Experimentieren zur Verfügung gestellt haben – der DASH war ein absoluter Hingucker – waren wie immer sehr viele Kooperationspartner vor Ort, die auf die Gefahren hinsichtlich des Internets mit sehr anschaulichen Informationsmaterialen aufmerksam machten.
So wiesen zum Bespiel die Fachleute von der Suchtberatung der Caritas und der Suchtprävention der Stadt Mannheim explizit auf die Alkohol- und Internetsucht bei Jugendlichen hin. Pro Familia thematisierte die Sexualität – (Pornografie) und die dazugehörige Verhütung, während vis à vis Klicksafe und die Kriminalprävention der Mannheimer Polizei den Besuchern sichere Seiten im Netz vorstellten. Des Weiteren informierten die Starkmacher über Mobbing und Cybermobbing, sowie die verheerenden Folgen für die Opfer.
Daneben gab es einen sehr interessanten Vortrag über Jugendschutz, und wie man als Eltern mit jugendgefährdeten Medien richtig umgehen sollte. Das ist nämlich ein ziemlich zweischneidiges Schwert. Während die einen meinen, dass Jugendliche hier ihre Erfahrung selbst machen sollten (und dadurch mit den „zu“ vielen Informationen alleine gelassen werden), warnen besorgte „Überpädagogen“ mit dem berühmten Zeigefinger und reglementieren und sanktionieren hinsichtlich des Internets alles für ihre Kinder, was ebenfalls nicht sinnvoll ist, allein schon deshalb nicht, weil die Medien nicht mehr aus unserem Lebensalltag wegzudenken sind.
Deshalb sei es wichtig, so der Sozialpädagoge Jürgen Held von der Jugendförderung der Stadt Mannheim, dass Kinder den richtigen Umgang und die richtige Bedienung der Medien erlernen und nicht nur den falschen Konsum. Ganz wichtig sei es, dass Kinder damit nicht alleine bleiben, und dass man mit ihnen redet und über bestimmte Inhalte auch reflektiert.
Der Sozialpädagoge hatte sich für seinen Vortrag schwerpunktmäßig das Thema Pornografie ausgesucht. Diese sei mit 76% der beliebteste „jugendgefährdende Inhalt“, den Kinder und Jugendliche im Internet konsumieren. „Wundert das eigentlich irgendjemanden?“ – Und war es nicht früher auch schon so, dass gerade dieses Thema das Interesse der Jugendlichen übermäßig erregte?“ – Die Dr. Sommerseite von der Jugendzeitschrift Bravo, die mit der Headline „Liebe, Sex und Zärtlichkeit“ daherkam, um die Heranwachsenden für ihr bevorstehendes erstes Mal „aufzuklären“, sei nur ein Beispiel aus der Zeit vor dem Internet. An ihre Stelle rücken heute bei Jugendlichen natürlich die Webseiten, die so gut wie überall zugänglich sind.
Sexualität, und die Neugierde darauf, sind, und waren schon immer das sensibelste Thema, oder besser gesagt das Thema Nummer 1 bei Jugendlichen. Was sich zu früher geändert hat, und damit müssen wir lernen umzugehen, ist die Tatsache, dass heute pornografische Seiten oder auch andere Seiten mit jugendgefährdenden Inhalten, kostenlos für jeden und zu jeder Zeit an jedem Ort zugänglich sind.
Die lustige Startseite mit dem Hinweis, dass sich auf der Seite jugendgefährdende Inhalte befinden, mit der höflichen Aufforderung, diese wieder zu verlassen, wenn man noch nicht das 18. Lebensjahr vollendet hat, ist sehr schmeichelhaft, und regt mit Sicherheit keinen Jugendlichen an, dieser Aufforderung wirklich Folge zu leisten.
Die aktuelle JIM-STUDIE belegt hier, dass die meisten Kinder und Jugendlichen mit dem Smartphone ins Internet gehen. Und dieser Zugang ist überall möglich, auch dann, wenn das Kind oder der Jugendliche kein eigenes Internet hat. Fast überall stehen kostenlose WLAN-Netzwerk zur Verfügung, in die man sich nur kurz einwählen muss, um gleich darauf unbegrenzt surfen zu können.
Genau hierin besteht auch die allergrößte Gefahr, vor allem die allergrößte Gefahr von Medien abhängig zu werden. Es ist die Sucht des Konsums, der schnelle Kick und das Transportieren von Informationen auf Knopfdruck in Sekundenschnelle, die besonders bei Kindern und Jugendlichen eine große Faszination erwecken. Mittlerweile agieren viele Kinder und Jugendliche bis tief in die Nacht hinein in Chats oder Chatgruppen. Übermüdungs- und Erschöpfungserscheinungen, aber auch Aggressivität gegenüber der Umwelt und den Erwachsenen (Eltern und Lehrern), sind oft die ersten Anzeichen und Folgen einer Internetsucht.
Hier sind die Kinder und Jugendlichen auch ganz schnell im Bereich des Cyber-Mobbings angekommen. Das oft unüberlegte posten eines unschönes Bild, aber auch das Schreiben eines beleidigenden Kommentars oder das Dissen – also das Bloßstellen – eines Mitschülers, sind mittlerweile alltägliche Probleme mit denen nicht nur die Schüler, sondern auch die Eltern zu Hause und die Lehrer in der Schule konfrontiert werden. Hinzu kommt die Tatsache, dass das Internet den Kindern und Jugendlichen eine neue und bisher noch nie dagewesene Macht verleiht, denn sie können auch anonym, also als Pseudonym agierend, sprich unerkannt aus dem Hinterhalt zuschlagen, um eine Person oder eine Sache schlecht zu machen oder gar zu zerstören.
Hier gilt es für die Eltern stets wachsam zu sein, und die Signale und Anzeichen der Kinder frühzeitig zu erkennen, denn wer den Umgang mit den Medien für seine Kinder nicht reguliert oder kontrolliert, und ganz wichtig – so wie es Herr Held auch in seinem Vortrag erwähnte – reflektiert, der läuft unter Umständen Gefahr, dass seine Kinder irgendwann einmal von den Medien kontrolliert und gesteuert werden. Ist dieser Zustand erst einmal erreicht, dann haben die Eltern so gut wie keinen Einfluss mehr auf die Entwicklung ihrer Kinder, und müssen mitunter hilflos dabei zuschauen, wie sie zu empathielosen und sozialen Unmenschen heranwachsen.
Neben diesem sehr interessanten Vortrag über Jugendschutz, referierten auch Steffen Griesinger von der Ludwigshafener medien+bildung.com über „sichere Passwörter“, und die Spezialisten vom Chaos Computer Club über „Datenklau“ und „Fake-News“. Mehr Informationen findet ihr auf den jeweiligen Links zu den Webseiten der einzelnen Einrichtungen.
Bilder: Slawa Kostin
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Wir zeigen Kindern, wie sie richtig mit Medien umgehen!
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