Der Papagei und die Gans aus dem Ruhrgebiet! – Ein Elefant aus Österreich! – Und der Flamingo aus Bad Wurzbach! – Oder auch die spontane Umleitung der Umleitung von der genialen Umleitung zur Umleitung!
Eigentlich wollten wir ja etwas ganz anderes machen. Eigentlich wollten wir ja ins Bensheimer Felsenmeer. Eigentlich. Doch am Ende landeten wir wo ganz anders, und zum großen Finale des Tages stellten wir uns auch durchaus die berechtigte Frage, wieso es im Jahr 2018 weder in Hessen, noch in der Pfalz möglich ist, eine Umleitung so auszuschildern, bzw. so zu gestalten, oder auch im Vorfeld so rechtzeitig darauf aufmerksam zu machen, dass man nicht noch in den Genuss einer kostenlosen zweistündigen Stadtbesichtigung kommt.
Kurzum, als wir nach Bensheim kamen, stand da plötzlich das Schild „Nach Lautertal gesperrt!“ – Also kurz vor unserem Ziel, drei Kilometer vor dem Felsenmeer, hieß es umkehren, und dass nur, weil in einem Nest wie Elmshausen ein Straßenabschnitt von vielleicht 15 Metern wegen Bauarbeiten gesperrt war. Nicht die Sperrung an sich, war das große Ärgernis, sondern die Tatsache, dass man den abgesperrten Teil eigentlich ohne größere Probleme hätte passieren können, genauso wie der Traktor, für den die Absperrung gerade geöffnet wurde, als wir dort ankamen. Da auch keine andere Option zur Verfügung stand die Baustelle zu umfahren, mussten wir wohl oder übel einen Umweg von knapp 40 Kilometern (!?!) in Kauf nehmen, um nach Lautertal zu kommen. „Wer um alles in der Welt denkt sich bitteschön eine solche Umleitung aus?“
Während uns der Kultschlager „Erbarme, zu spät, die Hesse komme!“, von den Rotgau Monotons fortan klammheimlich als passende Hintergrundmelodie auf unserer schier endlosen Reise durch das Tal der Tränen im Ohr begleitete, verlangsamten unzählige Ampeln und ein großes Verkehrsaufkommen zusätzlich unser Unterfangen Lautertal heute noch zu erreichen. So wurde es immer später, und weil eines unserer Mädchen bereits um 14.30 Uhr wieder zu Hause sein musste, die Uhr kurz vor Fürth bereits 12.30 Uhr anzeigte, und ein Klettern unter Zeitdruck für unsere Betreuer aus Sicherheitsgründen überhaupt nicht in Frage kam, war guter Rat teuer. „Umkehren, und wieder nach Hause fahren? – Ein Programm ausfallen lassen?“ – Das kam für unsere Betreuer absolut nicht in Frage. Aber der Animus Klub wäre nicht der Animus Klub, würde er nicht in einer solchen Situation spontane Alternativprogramme wie aus dem Nichts aus dem Ärmel schütteln, und so hatte unser Vorsitzender die geniale Idee, anstelle des Felsenmeers die Modellbahnwelt Odenwald in Fürth zu besuchen.
Dieses große und sehr sehenswerte Modelleisenbahnmuseum stand ohnehin schon seit sehr langer Zeit auf unserem Wunschzettel, und so änderten wir aufgrund der traurigen Gegebenheiten unser Ausflugsziel, und leiteten unser Programm kurzer Hand in das nahegelegene Museum um.
In der aktuellen Ausstellung Faszination Miniatur bietet die Modellbahnwelt Odenwald auf insgesamt 2300 Quadratmetern Ausstellungsfläche nicht nur für Eisenbahnfreaks, sondern insbesondere für Kinder und Modellbauer wahre Leckerbissen fürs Auge und Herz. Da gibt es in der Tat jede Menge zu sehen und zu staunen.
Begleitet mit einem speziellen Suchspiel wurde die Ausstellung zu einem wahren Motivationskick. Es galt interessanter Weise keine Lokomotiven oder spezielle Züge zu suche, sondern Tiere. Der Papagei und die Gas aus dem Ruhrgebiet. Der Elefant aus Österreich oder auch der Flamingo aus Bad Wurzbach, standen auf der Suchliste.
So hatten unsere Kiddies gleich einmal alle Hände oder besser gesagt Augen voll zu tun, um auf den einzelnen Anlagen die Tiere ausfindig zu machen. Eine so große Anlage wie die der Modellbahnwelt Odenwald zu unterhalten ist unheimlich aufwendig, und erfordert regelmäßige Wartung der Züge, Schienenabschnitte und natürlich auch der jeweiligen Landschaften. Der Bau einer Modelleisenbahnanlage ist quasi ein Hobby, das niemals endet. Es gibt immer etwas zu tun.
So waren auch heute, am Sonntag, einige Hobbytüftler am Werk, neue Gleise zu verlegen, oder weiter an den riesigen Schattenbahnhöfen zu bauen. Ein Schattenbahnhof ist ein ganz spezieller Bahnhof, der sich meist unter der eigentlichen Anlage befindet. In ihm werden Züge, die gerade nicht fahren abgestellt, sprich versteckt, um sie dann wenig später wieder hervorzuholen. So können auf der riesigen Anlage über den Tag verteilt 400 verschiedene Züge fahren.
Auch unterschiedliche Panoramen sind vorhanden. Vom Ruhrgebiet, über Großstadtmetropolen, bis hin zu dem Schweizer Glacier-Express sind passende, teils naturgetreue Ambiente erstellt worden. Fantastische Häuser und Wohngebiete, sowie prächtige Industrieanlagen, Raffinerien und Berglandschaften lassen die Besucher zwischen Urlaubsstimmung und Alltagsleben hin- und herschwelgen.
Tag und Nachtsimulationen stimmten uns abenteuerlich. Viele beleuchtete Wagons fuhren an unseren Augen vorüber, und so langsam fanden unsere Kids auch alle gesuchten Tiere.
Ein ganz besonderer Eyecatcher war ohne Zweifel auch die größte Miniaturkirmes der Welt, die von ihrem Aussehen der Mannheimer Messe sehr nahe kam. Hunderte bunter Lichter aus Verkaufsbuden und Fahrgeschäften blinkten, und versetzten die Augen unserer Kiddies in ein großes Leuchten. Licht ist doch eine ganz große Faszination, mit der man emotionale Stimmungen und Wohlfühlatmosphären unheimlich gut zum Ausdruck bringen kann.
Zu guter Letzt bekamen wir noch von einem Techniker in der Schaltzentrale erklärt wie die komplette Anlage funktioniert, und dass die Züge nicht, wie wir anfangs vermutet haben, in einer Schleife fahren, also immer im gleichen Rhythmus, sondern dass ein spezielles Computersteuerungssystem das Leben auf der Anlage random-ähnlich reguliert, also nach dem Zufallsprinzip, so dass niemals die gleichen Züge fahren. Es ist schon beeindruckend welche technischen Entwicklungen es in diesem Bereich in den letzten Jahrzehnten gegeben hat, und wie realitätsnah und authentisch diese Modellbauwelt an das eigentliche Leben herankommt. So sind in einigen Abschnitten der Anlage auch Soundgeräusche von Zügen zu hören, und man das Gefühl nicht in einem Museum zu sein, sondern auf einem Bahnsteig zu stehen.
Nach diesem spannenden Einblick in die Welt der Modelleisenbahn, begaben wir uns dann wieder in den Umleitungsdschungel, denn wir kamen in Speyer aufgrund des Brezelfestes nochmals in den Genuss einer genialen Umleitung par excellence. Die Nußlocher Bevölkerung kann sich das in etwa so vorstellen. Wenn morgen die Hauptstraße zwischen dem Kreisel und dem Lindenplatz gesperrt wäre, dann leitet man einfach für alle Autofahrer, die nach Heidelberg möchten, den Verkehr über Maisbach, Ochsenbach, Gauangelloch, Bammental, Neckargemünd und Zielgelhausen um. Das Leben schreibt doch wirklich die schönsten und verrücktesten Geschichten. Aber was tut man nicht alles für eine Brezel.
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