„Ertrunken sind schon viele, erstunken ist noch niemand!“ – ANIMUS-KLUB-KIDS bekamen beim Einstieg in den Abwasserkanal einen hochinteressanten Einblick in die Mannheimer Unterwelt!
Was für ein geniales Projekt hat die EBS Stadtentwässerung Mannheim hier im Rahmen des Agenda-Diploms mit dem Einstieg in die Kanalisation den Kindern da angeboten.
„Was? – Wir dürfen in die Mannheimer Kanalisation einsteigen, dort wo die Sch…. schwimmt? – Das glauben wir dir jetzt nicht!“ … so ein Zitat unserer Kids, als sie von unserem ersten Vorsitzenden erfuhren, dass sie auch einmal einen Kanaldecke hochheben dürfen, um nachzuschauen, was denn sich darunter verbirgt.
An Genialität mangelte es der Kulturhauptstadt Baden-Württembergs bisher noch nie, und so ist es immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis für unsere Kinder ein Teil dieser großartigen Aktionen sein zu dürfen.
„Mir ist voll langweilig!“, so äußerte sich ein Junge gegenüber unseres ersten Vorsitzenden, als dieser gerade unseren Max abholen wollte. „Dir ist langweilig? – Dann geh‘ doch einfach mit uns mit. Wir steigen heute in Mannheim in einen Abwasserkanal und gehen danach noch klettern in den Herzogenriedpark!“
Kurz die Eltern um Erlaubnis gefragt, und dann begann für einen neuen Jungen erstmals ein achtstündiges Animus-Klub-Programm, das interessanter und abwechslungsreicher nicht hätte sein können.
In den Quadraten angekommen, hatten die Fachleute der Stadtentwässerung bereits alle Sicherheitsvorkehrungen für dieses Projekt getroffen, die Einstiege abgesichert, und sogar noch einen Pavillon aufgebaut, um nicht nur den teilnehmenden Kindern, sondern auch den vorbeilaufenden Passanten wichtige Informationen zum Thema Abwasser mit auf den Weg zu geben.
Doch bevor wir in die Unterwelt hinabstiegen, bekamen wir erst einmal von Frau Sabine Pich das Kanalisationssystem der Stadt Mannheim, und dessen Entstehung und die Geschichte ganz genau erklärt. Das Mannheimer Kanalnetz ist sage und schreibe 891 Kilometer lang, und besteht aus vier Hauptsammelkanälen und vielen, vielen Nebenkanälen, durch die tagtäglich die unvorstellbar große Menge von rund 83.000 m³ Wasser fließen.
Um den Orientierungssinn der Kinder zu fördern, durften sie auf einer aktuellen Kanalkarte zuerst den aktuellen Standort, und danach auch den Standort des hiesigen Klärwerks in Sandhofen suchen, bzw. anzeigen, und Frau Pich erzählte uns, dass der Fremdeinstieg, den wir gleich hinuntergehen würden, 1891 mit dem Bau der Abwasserkanalisation entstanden ist.
Erbaut wurde das Kanalsystem von William H. Lindley, der Sohn des berühmten englischen Bauingenieurs William Lindley, der 1842 nach einem großen Brand die ersten unterirdischen Abwasserkanäle Deutschlands in Hamburg erbaute. 1890 legte der Junior den Grundstein für den Kanalbau in den Quadraten.
Nach dieser historischen Einführung ging es dann in Begleitung der Fachleute Josef Bissdorf, Marcel Klamert und Karl-Heinz Werner über eine Wendeltreppe hinab in den Fremdeinstieg, einen Gang, der prominenten Persönlichkeiten einst einen Einblick in das als Paradebeispiel geltende Kanalnetz Mannheims bieten sollte. Eng und stickig war es gleich darauf, und durch einen kleinen Torbogen kamen wir schließlich in einen Zwischenraum. Der aus Backsteinen gemauerte Gang führt vom Quadrat F1 zu Q1, und es laufen hier zwei Kanäle aus östlicher Richtung zusammen.
Hier erfuhren wir von den Verantwortlichen wie wichtig das Regenwasser für den Kanal ist, denn ohne das Regenwasser könnte das Abwasser nicht weiterbefördert und gereinigt werden. Ohne Regenwasser würden sich also noch viel mehr Schmutz und Bakterien an den Wänden festsetzen und damit unweigerlich noch mehr Ratten anziehen, als ohnehin schon. Ratten sind übrigens das Hauptproblem mit denen die Mitarbeiter der Stadtentwässerung tagtäglich zu kämpfen haben, um Krankheiten von der Bevölkerung fern zu halten. Derzeit, so Herr Werner, kämen auf jeden Einwohner drei Ratten, sprich die Mitarbeiter der Stadtentwässerung sehen sich im Untergrund mit rund 900.000 Nagern konfrontiert. Hier bat Herr Werner uns, die Kinder, aber auch die interessierten Eltern und Erwachsenen zukünftig ein bisschen nachhaltiger mit dem Wegwerfen des Mülls umzugehen, und Sachen nicht einfach nur ins Klo zu werfen und runterzuspülen. Ein ganz großes Problem stelle derzeit auch die Entsorgung von Tabletten über die Toilette dar. Bestimmte chemische Substanzen können nämlich im Klärwerk nicht herausgefiltert werden, so dass zusätzliche – sehr hohe Kosten für die endgültige Säuberung des Wassers entstehen.
Mittlerweile ließ die enorme Schwüle des kleinen Raumes die unappetitlichen Gerüche des Abwassers in die Höhe steigen, und fast alle Beteiligten fingen sichtbar an zu schwitzen, und ein wenig nach Luft zu ringen. Ein Glück, dass wir heute keine 35° C mehr haben, denn sonst könnte man es hier unten in dieser stickigen Luft nicht länger als vielleicht maximal fünf Minuten aushalten.
Zum Schluss der hochinteressanten Führung bekamen wir noch gezeigt, wie einst die Tore des Kanals geschlossen wurden, und Frau Pich präsentierte uns noch ein Gaswarngerät, das die Mitarbeiter auf giftige Gase und Dämpfe wie zum Beispiel Methan, Schwefelwasserstoff oder Ammoniak aufmerksam macht. Aus Sicherheitsgründen dürfen die Mitarbeiter deshalb immer nur zu zweit in den Kanal einsteigen.
Mit dem berühmten Sprichwort: „Ertrunken sind schon viele, erstunken ist noch niemand!“, stiegen wir dann wenig später wieder die Wendetreppe empor, und waren, trotz des lehrreichen Wissens, das wir hier an Ort und Stelle vermittelt bekamen, sehr froh, wieder Tageslicht zu sehen und frische Luft zu atmen.
Wir bedanken ganz besonders bei Frau Pich, Frau Henkes, Herrn Bissdorf, Herrn Klamert und Herrn Werner für diesen hochinteressanten Einblick in die Mannheimer Unterwelt, und last but not least natürlich auch wieder bei unserem ANIMUS-KLUB-Wettergott, der es wieder einmal, trotz aller Vorhersagen, nicht regnen ließ, sodass wir auch unseren anschließenden Kletterbesuch im Herzogenriedpark wie geplant durchführen konnten.
Gut fünf Stunden tobten sich unsere Kiddies noch in diesem tollen Park aus, kletterten mehrfach das riesige Gerüst hinauf, sprangen Trampolin bis zum Abwinken, nutzen den Höhlengang für unzählige Abenteuerspiele, spritzten wie verrückt Wasserbälle durch die Gegend oder streichelten zum Schluss auf dem Nachhauseweg noch die Karpfen des kleinen Sees. „Was für ein schöner Tag!“
Bilder: Alexander Höfer
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Ich genieße es immer sehr die Berichte vom Animus Klub zu lesen. Ganz großes Kino!!! (Tobias Schirneck, Diplomsozialpädagoge und Rapagoge)
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