„Vive la France!“ – ANIMUS-KLUB-Vorstand servierte mir das dritte Silvester in Folge ohne Angst und Schrecken und mit einem erneuten Gaumenschmaus!
Ich lag wieder einmal ganz friedlich eingekuschelt auf dem Bett meines Herrchens und schaute ihm beim Programmieren des neuen Artikels für die ANIMUS-KLUB-Webseite zu, als mich plötzlich eine lautstarke Explosion zu Tode erschreckte. Gleich darauf folgte die erste raketenwerferähnliche Salve weiterer schwerer Detonationen.
Mit den Gedanken „Geht dieser ganze Höllenwahnsinn schon wieder los!“, und „Hoffentlich holt der Teufel diese Tierquäler!“, suchte ich angsterfüllt und zitternd wie Espenlaub sogleich Schutz unter dem Schreibtisch meines Herrchens, der den Lautstärkepegel seiner Boxen sofort bis auf das Maximum nach oben schraubte und anstelle der französischen Popsängerin Vanessa Paradis Motörhead anschaltete.
Fortan „tötete“ diese großartige „Hard’n’Heavy-Band“ in direkter Umgebung der Boxen die entsetzlichen Kriegsgeräusche von draußen, und der gerade verstorbene Sänger Lemmy Kilmister (R.I.P.) drückte mit seinem Album „Inferno“ – (wie wahr!) – und seinen harten, aber ehrlichen Texten „Wir sind Motörhead, geboren, um allen Vollidioten (charmant ausgedrückt) in den Hintern zu treten!“, unmissverständlich das aus, was ich gerade fühlte und auch gerne machen würde, wenn ich denn könnte. Paralysiert-zitternd vor Angst saß ich unter dem Schreibtisch und hoffte insgeheim nur darauf, dass wir auch in diesem Jahr wieder nach Frankreich fahren, um diesem kranken Irrsinn zu entfliehen.
Während sich offensichtlich einige übermotiviert feiernde Menschen bereits schon acht Stunden vor Mitternacht daran ergötzen mussten, wie hervorragend „Deutsch“ die katjuschaähnlichen Böllerboxen funktionierten – für 40 Euro bekam man in diesem Jahr immerhin ganze fünf Minuten lang das ultimative Knall- und Lichterlebnis – (mit Verlaub dieser „Spaß“ ist um ein Vielfaches teurer als die teuerste „High-Society-Hure“ der Welt) – musste ich mich noch gut drei weitere Motörhead-Alben gedulden, bis wir endlich nach Wissembourg aufbrachen, um diesem perversen Spektakel erneut den Rücken zu kehren.
Da die Knallerei in diesem Jahr um ein Vielfaches grausamer war als die Jahre zuvor, legte mein Herrchen erstmals auch auf der Fahrt Motörhead auf, und stellte eine Lautstärke ein, bei der ich von dem ganzen schrecklichen Zinnober, das sich draußen auf den Straßen abspielte, „Lemmy“ sei Dank, nichts mehr mitbekam.
70 Minuten später erreichten wir Wissembourg, und meine Angst hatte sich mittlerweile weitgehend gelegt. Hier war es ruhig und friedlich, und es roch auch ganz anders als bei uns zu Hause in Deutschland, irgendwie freundlicher, aber vor allem weniger aggressiv. Gleich darauf betraten wir, genauso wie in den beiden Jahren zuvor, das Restaurant „L’Homme Sauvage“ von Christian Strasser, der sich riesig freute, dass wir wieder gekommen waren.
Zum dritten Mal in Folge bot uns der Herr des Hauses einen ganz anderen, jedoch besonderen Abend. Mit großer Freude nahmen wir hierbei zur Kenntnis, dass Frankreich aufgrund des Attentates von Paris das Zünden von Feuerwerkskörpern in diesem Jahr komplett verboten hatte. Das nenne ich mal moralisch vorbildlich. Daran könnten sich die Deutschen einmal ein Beispiel nehmen. Aber in Deutschland kommt halt wie immer zuerst das „Fressen“, und danach die Moral, wie schon Bertholt Brecht einst sagte, oder heuer, leider immer häufiger, nur noch das „Fressen“ und KEINE Moral mehr.
So durfte ich mich hier bei Christian erneut auf einen kulinarischen Abend im Kreise netter Menschen freuen, die genauso wie wir gekommen waren, um in aller Ruhe das alter Jahr ausklingen und das neue willkommen zu heißen. Strassers „L’homme sauvage“ ist und bleibt für mich an Silvester der mit Abstand schönste Ort der Welt, und ich war schon sehr gespannt darauf, was es denn heute leckeres zu Essen geben würde.
Doch bevor das 5-Gänge-Menü losging, bekam ich von meinem Herrchen als Horsd’œuvre erst einmal eine Portion Leckerli und mein Lieblingstrockenfutter. Nachdem ich das verputzt hatte, inspizierte ich wie immer den Innenraum des geräumigen Restaurants und sagte allen Gästen „Hallo“ auf meine Weise.
Wenig später stieg mir dann ein wundersamer Geruch in die Nase. Die Crème de Saumon wurde von dem Garçon gereicht, duftete göttlich und ließ mir buchstäblich das Wasser im Munde zusammenlaufen. „Wann gibt es schon einmal Lachs-Creme-Suppe?“ – Dass ich diese Gaumenfreude natürlich bis auf den letzten Tropfen ausschlürfte, versteht sich von selbst. Das gebührt allein schon der Anstand gegenüber dem Küchenchef, der hier wieder einmal etwas ganz Unwiderstehliches gezaubert hatte.
Musik begann zu spielen, und die Gäste fingen an zu tanzen. Feiern konnte so schön sein, und das auch ohne „Geballer“. In der Zeit bis zum zweiten Menü-Gang bekam ich vor allem sehr viele Streicheleinheiten von den Gästen, die sich irgendwie alle freuten, dass ich da war.
Gegen 21.30 Uhr wurde dann wie in den Jahren zuvor auch der tolle Salat mit der traditionellen französischen Pastete geliefert. Salat interessiert mich ja bekanntlich nicht besonders, aber die Pastete schon. Das wusste natürlich auch mein Herrchen, und so bekam ich hier gut die Hälfte ab. Spätestens jetzt wurde der Abend für mich zum ganz großen Erlebnis.
Wieder wurde getanzt, und viele Gäste unterhielten sich mit uns, oder wollten mit mir spielen. „Herz, was willst du mehr?“ – Nur ein einziges Mal wurde an diesem tollen Abend der Frieden von draußen gestört, denn kurz vor dem Hauptgang explodierte in unmittelbarer Nähe des Restaurants dann doch noch ein unglaublich lauter Kanonenschlag, der mich in Mark und Bein erschüttern ließ.
So wollte ich vor lauter Schreck erst einmal überhaupt nichts von dem fantastischen Bœuf Bourguignon probieren, das der Garçon mittlerweile serviert hatte, und suchte „pfotenringend“ Schutz unter dem Nachbartisch.
Gegen 23.15 Uhr hatte sich mein Inneres dann wieder etwas beruhigt, und ich machte mich heißhungrig über das zarte Rindfleisch her, das sich immer noch in meinem Napf befand.
Kurz vor Mitternacht begab sich dann der Chef persönlich hinter seine Keyboards und spielte zum Finale des Jahres den bekannten Titel „Sierra Madre“, bei dem ich sogar auf der Empore neben den wunderschönen Porzellanpuppen Platz nehmen durfte.
Ohne „Geknall“, dafür aber mit einer Flute de Crément, sowie vielen Umarmungen und Glückwünschen auf Französisch wünschten sich dann alle Gäste gen Mitternacht ein Frohes Neues Jahr und viel Gesundheit, bevor weiter getanzt wurde, und ich mich über ein Riesenleckerlie freuen durfte.
Ein würdevoll verzierter Assiette Gourmande, diese Mal bestückt mit Schokoladen- und Apfelkuchen, sowie Birneneis und Tiramisu, beendete gegen 01.00 Uhr ein wunderschönes und friedvolles Silvester ohne kriegsähnliche Szenarien, Schwerverletzte, oder abstoßend, sturzbetrunken-feiernde, bzw. lautstark-umhergrölende Menschen. Merci bien dem Team von Christan Strasser und dem ANIMUS-KLUB-Vorstand für diesen wunderschönen Abend, und last but not least Lemmy Kilmister von Motörhead, der mir an Silvester und auch am Neujahrestag mit seinem Rock’n’Roll die Angst vor den Feuerwerkskörpern nahm. R.I.P.
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Bilder: Alexander Höfer
Amicalement
Floh
Ps. Das erste Auto, das uns entgegenkam als wir wieder in Deutschland waren, war ein Notarztwagen in Oberotterbach. Gleich darauf präsentierte sich uns im Blaulicht zweier Polizeifahrzeuge, eine Verwüstung wie bei der mittelalterlichen Schlacht um Poltawa, und vier Polizeileute versuchten mehrere aggressive und sturzbetrunkene Menschen unter Kontrolle zu bringen. Die Mannheimer Polizei meldete in der Silvesternacht insgesamt 550 Einsätze, die Berufsfeuerwehren Mannheim und Heidelberg mussten 27 Mal ausrücken, und Leitstelle Rhein-Neckar hatte stolze 340 Einsätze zu verbuchen.
„Eine merkwürdige Art zu feiern, wenn ihr mich fragt, oder traurig, wenn man nur noch auf Kosten eines solchen Ausmaßes feiern kann!“ – Aus diesem Grund möchte ich mich dieses Mal, auch zu Ehren des gerade verstorbenen Lemmy Kilminsters, auf seine ganz besondere Art verabschieden, nämlich: „Scheiß auf Silvester in Deutschland (!), und genieße lieber in Frankreich in Ruhe und Frieden, zwischen liebevoll tanzenden und anständig feiernden Menschen, Lachscreme-Suppe, Salat mit Pastete, Rindergeschnetzeltes mit Pommes, eine Flute de Crément und einen leckeren Dessert-Teller, garniert mit Eis, Kuchen und Tiramisu!“
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Die andere und tierfreundlichere Art Silvester zu feiern!
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