ANIMUS-KLUB-KIDS bekamen im Deutschen Apothekenmuseum auf dem Heidelberger Schloss einen tiefen Einblick in die Welt der Medikamente und erstellten ihre eigene Brause!
Seit ein paar Monaten können wir etwas, was wir fünf Jahrelang nicht machen konnten, nämlich wir können uns mit unserer Gruppe erstmals für spezielle Workshops anmelden und diese dann auch durchführen. Den Anfang machte der Foto-Workshop beim Mannheimer Roten Kreuz. Weiter ging es mit dem großartigen BAUMIT-Workshop im Stuttgarter StadtPalais. Und nun folgte mit dem Brause-Workshop, sowie der Führung durch das Deutsche Apothekenmuseum ein Programm, das gut drei Jahrelang in unserer Ideenschublade schlummerte, bevor wir es nun endlich realisieren konnten.
Nach den Genres Fotografie, Autos, Sound und Bauwesen gab es nun zur Abwechslung mal einen sehr lehrreichen Einblick in die Kräuter- und Medikamentenwelt, bei dem unsere Kinder zum Finale dann auch noch ihre eigene Brause herstellen durften.
Unheimlich freundliche Empfangen von der Workshop-Leiterin ging es dann auch sofort los mit der hochinteressanten Führung durch das Deutsche Apothekermuseum. Hier ist quasi so gut wie alles ausgestellt, was die Zeit der letzten 300 Jahre die Apothekergeschichte nicht nur geprägt, sondern auch überlebt hat. Selbst sogar Original-Medikamente aus dem Mittelalter befinden sich gut verwahrt in einem wunderschön mit Ölgemälden verzierten Schrank, der einst in einem Kloster seine Heimat hatte.
Hier erklärte uns die Leiterin, dass die Menschen damals ausschließlich Kräuter für ihre Beschwerden verwendeten, und dabei auch interessante Assoziationen hinsichtlich der Heilmittel hatten. So verwendeten sie für Herzbeschwerden aufgrund ihrer herzähnlichen Form zum Beispiel Blätter. Ja, in der mittelalterlichen „Hexenküche“ des Apothekers wurde, vergleichbar wie heute in den topmodernen Laboratorien, unheimlich viel herumexperimentiert, um die idealen Heilmittel für die Beschwerden der Menschen zu finden.
Hierbei mussten auch viele Selbstversuche durchgeführt werden, die mitunter auch mal tödlich waren, weil nicht alles, was die Mutter Natur in Wald und Flur wachsen und gedeihen lässt, ist wirklich gesund, einige Pflanzen sogar absolut giftig, und manche Kräuter, die vielleicht im ersten Moment ungesund scheinen, dienen im Ernstfall dann sogar als Heilmittel. Man musste sich damals schon sehr gut auskennen, wenn man selbst ein brauchbares Medikament für seine Beschwerden erstellen wollte.
Heute wissen wir, dass zum Beispiel Kamille oder Fenchel, aber auch Zitrone sehr gut für die Heilung von Erkältungen sind. Diese Erkenntnisse mussten allerdings erst gewonnen und überliefert werden.
In der absolut beeindruckenden Arzneidrogen-Sammlung des Deutschen Apothekermuseums gibt es sogar ein Allheilmittel mit dem schönen Namen „Unicorn“ – zu Deutsch „Einhorn“. Es ist ein Medikament, bei dem niemand so richtig weiß, was darin enthalten ist. Es wurde „Einhorn“ getauft, weil ein Einhorn ein sehr seltenes und reines Wesen ist. Deshalb waren einige Weintrinker auch sehr abergläubisch, und tranken ihren Wein nur aus einem riesigen Einhorn-Becher, um Krankheiten vorzubeugen.
Diesen knapp dreimeterlangen und gut fünf Kilo schweren Einhorn-Becher bekamen wir gleich darauf in der Stadtapotheke des 17. Jahrhunderts vor Augen geführt. Bildschön, und originalgetrau nachgebaut, präsentiert das Museum hier eine klassische Offizin, wie die Apotheke damals genannt wurde. Den Innenraum durfte aber nur der Apotheker selbst betreten. Die Patienten reichten ihre Beschwerden durch das Fenster herein, und der Apotheker mixte dann aus den vorhandenen Kräutern das jeweilige Medikament direkt vor Ort zusammen.
Kostbare Waagen unterschiedlicher Größen für die exakten Dosierungen, sowie edel mit Gemälden verzierte Töpfe für die Ingredienzen der Medikamente schmücken diesen Bereich warm und prachtvoll, vergleichbar einer Bibliothek. Ach ja, ausgestopfte wilde Tiere, wie zum Beispiel Krokodile sollten die Patienten davor abhalten den Raum des Apothekers zu betreten.
Weiter ging es für unsere Kinder mit einem olfaktorischen und gustatorischen Programm, denn sie durften in des Apothekers Herzen eintreten, und anhand des Riechens und des Schmeckens bestimmte Kräuter und Gewürze erkennen. Fenchel, Nelken, Süßholz, aber auch getrocknete Läuse entfalteten entweder ihren markanten Duft beim Reiben, oder die letztere auch die bekannte Farbe des Lippenstiftes.
Vieles gab es in diesem für die Besucher abgesperrten Bereich zu ergründen, zu erriechen und zu erschmecken. Ja, der unheimlich strenge Geschmack des Süßholzes, den wir unweigerlich von Lakritze her kannten, mundete nicht jedem.
Neben Pflanzen und Kräutern gibt es auch noch einen dritten Bereich aus dem Medikamente hergestellt werden, nämlich die Mineralien. Wir erfuhren, dass die Menschen damals Schwefel und Schlangenhaut für ihrer Wehwehchen verwendeten, und dass die berühmten Alraunen, die auch in den Büchern und Filmen von Harry Potter präsent sind, hochgiftig sind.
Nach so viel lehrreichem Wissen hieß es dann: „Sauer macht lustig!“, denn wir durften unter der Anleitung von der Workshopleiterin unsere eigene Brause erstellen. Dafür hatte die Workshop-Leiterin schon einige Vorbereitungen getroffen. So standen uns neben Natron, Zucker auch die Geschmacksrichtungen Himbeere, Waldmeister und Zitrone zur Verfügung.
Fortan durften unsere Kiddies nun im richtigen Verhältnis und mit Hilfe eines speziellen Löffels mischen was das Zeug hielt. Um die Inhaltsstoffe gründlich zu zerkleinern und zu vermischen, stand ihnen ein kleiner Mörser zur Verfügung. „Darf ich auch einen zweiten Geschmack machen? – Oder darf ich auch zwei Geschmäcker zusammenmischen?“ – Oder vielleicht sogar mehr Natron nehmen?“ …
Spätestens jetzt machten unsere Kids aus Neugierde und Interesse wieder Wissen und Können, und die Eindrücke aus dem Museum verwandelten sich in eine lebenslange und bleibende Erinnerung. Wir freuen uns schon riesig darauf, auch mal zu Hause herumzubrausen.
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