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(640) Gemeinsam gegen Mobbing

Reiner Greulich, Erster Polizeihauptkommissar vom Mannheimer Referat Prävention und Diplomsozialpädagoge Alexander Höfer informierten über MOBBING – die traurige Kehrseite unserer Gesellschaft!

„Ich kann in meinem Pyjama an meinem Laptop noch vor der ersten Tasse Tee mehr Unheil anrichten, als sie je verhindert haben!“ – Mit diesem Zitat aus dem James-Bond-Film „Skyfall“ begann Reiner Greulich seine Präsentation über das Thema Mobbing, einem der traurigsten und unschönsten Zeitgenossen unserer Gesellschaft. Mobbing gibt es überall – an allen Schulen, an sehr vielen Arbeitsplätzen und in auch in nahezu allen Vereinen. Fast scheint es, dass dieses unschöne Phänomen zu unserem Leben dazugehören würde, wie das Essen und Trinken. Und das Internet, insbesondere die sozialen Medien, geben den Tätern auch noch eine weitere Steilvorlage jeden x-beliebigen Menschen zu diffamieren, bloßzustellen oder fertig zu machen bis zum Gehtnichtmehr.

Da wir in der Vergangenheit schon des Öfteren ganz ausführlich über diesen sozialen Missstand berichtet haben, und quasi auf alle Ursachen und Formen des Mobbings aus sozialpädagogischer Sicht sehr detailliert eingegangen sind, möchten wir in diesem Bericht unsere Erkenntnisse mit den Erfahrungen der Polizei ergänzen, und auch noch auf die Folgen, sowie die am stärksten von Mobbing betroffenen Berufs- und Personengruppen eingehen.  

Hier präsentierte der Erste Hauptkommissar Reiner Greulich zunächst einmal einen hauseigenen, knapp fünfminütigen Kurzfilm über die grausamen Folgen von Mobbing. Der Heidelberger Verein SicherHeid, der in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert, stellte hier mehrere Beispiele von Kindern zusammen, die am Ende überhaupt keinen anderen Ausweg mehr sahen, als sich das Leben zu nehmen.

Mobbing hat vier Kennzeichen. Absicht, Macht, Häufigkeit, bzw. Dauer und die Perspektivlosigkeit für die Opfer, wobei das Wort „Opfer“ in diesem Zusammenhang mittlerweile durch den Begriff „Betroffene“ ersetzt wird, weil das Wort „Opfer“ auch als Schimpfwort gebräuchlich ist. „Du Opfer!“ – oder „Er ist ein Opfer!“, bezeichnen Jugendliche meist schwächere – unterlegene Mitschüler, die auserwählt sind, um von ihnen niedergemacht werden zu können.

Das Cybermobbing hingegen, also das Mobbing im Internet via sozialer Netzwerke, erreicht allerdings eine neue Dimension. Hier ist es möglich einen Menschen mit einer Botschaft – mit einem Post – zu zerstören. Des Weiteren kann das Mobbing rund um die Uhr, also zu jeder Zeit und über das Handy auch an jedem beliebigen Ort durchgeführt werden. Auch Dritte und Unbekannte, also völlig unbeteiligte Personen können auf das Mobbing aufspringen, und die Betroffenen weiter mit Kommentaren oder Hassbotschaften demütigen. Die Täter haben auch die Möglichkeit anonym und hemmungslos zu agieren, also unter falschen Namen und mit falschen Identitäten. Eine körperliche Stärke oder Überlegenheit ist nicht notwendig. Die Folgen davon sind nicht wirklich absehbar und auch von Fall zu Fall verschieden.

Mobbing an sich ist leider noch keine Straftat. Mobbing besteht allerdings häufig aus einer Kette von Straftaten, wie zum Beispiel „Üble Nachrede – Rufmordschädigung, Gerüchteverbreitung, Belästigung, Bloßstellen – Happy Slapping – aber auch Betrügereien bis hin zu Gewaltandrohungen, schweren Körperverletzungen und Nachstellungen (Stalking).

Das Stalking, also jemanden permanent nachstellen, ihn zu beschatten oder auf Schritt und Tritt zu verfolgen, ist allerdings seit Mitte des letzten Jahrzehnts als Straftatbestand ins Strafgesetzbuch aufgenommen worden.

Mobbing kommt immer noch zu selten ans Tageslicht. Nur 7% der Eltern von Betroffenen bemerken, dass mit ihrem Kind etwas nicht stimmt, bzw. dass es gemobbt wird. Die meisten Kinder schweigen, sodass die Täter nicht gestoppt werden und immer weiter machen können. Für jeden sechsten 15-jährigen wird die Schule zum gefährlichen Spießrutenlauf, so die Zahlen von 2014, die heute, fünf Jahr später, sicherlich noch weiter nach oben korrigiert werden können.  

Laut der JIM-Studie werden Mädchen häufiger Opfer von Mobbing als Jungs. Auf die Frage, ob es jemanden aus dem Bekanntenkreis gäbe, der schon einmal im Internet oder über das Handy fertig gemacht wurde, antworteten 39% der Jugendlichen mit „Ja!“. Das ist ein Anstieg von 6% gegenüber dem Vorjahr 2013. 44% der Mädchen und 31% der Jungs wurden bereits Opfer von Mobbing. Auch hier ist ein deutlicher Anstieg zwischen 5-7% gegenüber dem Vorjahr 2013 zu erkennen.

Auch die Verbreitung beleidigender Botschaften steigt kontinuierlich mit zunehmendem Alter. Während im Bereich der 12-13-jährigen diese Taten bei 16 % liegen, was ebenfalls schon sehr hoch ist, liegt die Zahl der Betroffenen bei den 18-19-jährigen bereits bei 24% (!)   

Deshalb sollten, oder besser gesagt müssen Eltern beim Erkennen von Mobbing sofort handeln, sprich sie müssen das Mobbing unverzüglich melden, oder bei der Polizei anzeigen. Jugendliche sind zwar erst ab dem 14. Lebensjahr strafmündig, aber ab dem 7. Lebensjahr können die Eltern zivilrechtlich belangt werden. Außerdem bekommt das Jugendamt bei einer Anzeige Kenntnis von der Tat.

Das Erkennen von Mobbing, so ergänzte unser Vorsitzender Alexander Höfer, sei in der Tat sehr schwierig für Eltern. Mobbing könnte, wenn überhaupt, nur von Eltern erkannt werden, die sowohl eine sehr gute Beziehung, als auch einen direkten Zugang zu deren emotionalen Gefühlswelt haben. Das seien aber, wie die Realität auch zeige, sehr wenige Eltern.

Zusätzlich besteht die Schwierigkeit, dass fast alle betroffenen Kinder entweder schweigen, oder sogar, was noch viel schlimmer ist, ihre Gefühlswelt dahingehend manipulieren, nach außen hin, also gegenüber den Eltern und Dritten, eine lebensfrohe und glückliche Person zu projektieren. Die Kinder kommen, trotz der Demütigungen, absolut gut gelaunt und freudestrahlend aus der Schule, und vermitteln so den Eindruck, dass alles in Ordnung wäre.

Dieses Manipulieren der Gefühlswelt kann allerdings ganz grausame Folge mit sich bringen, denn das Mobbing, so Alexander Höfer, sei in der Regel ein langsamer und schleichender Prozess, der von den Tätern ständig intensiviert wird. Das bedeutet, die Demütigungen und Peinigungen der Täter werden immer härter und stärker, sodass der Betroffene immer mehr Kraft benötigt, um seine innere Wut, und irgendwann auch seinen blanken Hass vor den Eltern und Dritten verbergen zu können.

Irgendwann allerdings käme dann der Punkt an dem auch das stärkste Kind innerlich zerbräche, und dann das Unheil seinen Lauf nehmen würde. Entweder das Kind dreht in diesem Zusammenhang vollständig durch, und es kommt zu Szenarien in wie Erfurt und Winnenden, sprich der Betroffene tötet seine Peiniger, oder aber, er wird selbst zum Mobber, sprich er revanchiert sich auf die gleich Art und Weise, gegenüber seinen bisherigen Peinigern oder aber er sucht sich eigene Opfer. Im traurigsten Fall jedoch, begeht der Betroffene Selbstmord, wie wir das auch in dem Filmbeitrag ganz deutlich vor Augen geführt bekamen.

Einer der größten Hauptgründe jedoch, warum Eltern nicht erkennen, dass ihre Kinder in der Schule oder in der Freizeit schwer gemobbt werden, seien die Eltern selbst, so Alexander Höfer. Hier, und das bestätigten auch einige anwesenden Elternbeiräte und politische Vertreter, sei leider eine ganz traurige gesellschaftliche Entwicklung erkennbar, nämlich diese, dass es immer weniger Eltern gäbe, die sich aktiv an der Lebenswelt ihrer Kinder beteiligten, und die allgemeine Verantwortung lieber Dritten – also Lehrern, Erziehern, Sozialpädagogen oder Vereinsbetreuern – überließen.

„Eltern, die sich nicht mehr wirklich für die Belange oder die Freizeitgestaltung ihrer Kinder interessieren, können aufgrund dieser fehlenden Beziehung zu ihren Kindern auch nicht wirklich bemerken, dass ihre Kinder Opfer von Mobbing werden, oder sich vielleicht sogar zum Täter entwickeln!“, so Alexander Höfer.

Die vier am häufigsten von Mobbing betroffenen Berufs- bzw. Personengruppen sind:

Alle Berufe, bei denen die Karriere im Mittelpunkt steht. Sprich alle Arbeitsbereiche, in denen es ausschließlich darum geht, der beste, der größte, bzw. der schnellste Mitarbeiter zu sein, oder eine bestimmte Position zu erreichen, bzw., diese mit aller Macht zu verteidigen. Hier gehören auch sämtliche Freizeitbereiche dazu, die nach dem gleichen Leistungsprinzip und Strickmuster funktionieren. Deshalb haben wir insbesondere in Sportvereinen ein sehr hohes Mobbing.

Der Pflegebereich – die Kranken- und Altenpflege – ist ebenfalls massiv von Mobbing betroffen, was auch daran liegt, dass in diesem Arbeitsbereich fast überwiegend Frauen, oder ausschließlich Frauen arbeiten. Über die Tatsache dass das Mobbing unter Frauen aufgrund der Stutenbissigkeit, sowie noch anderer Faktoren um ein Vielfaches höher ist, als unter Männern, oder in gemischten Arbeitsgruppen, haben wir bereits im vierten Teil unseres Lern-Workshops „Zweier schreiben ist cool“ ausführlich berichtet.

Die gleiche Betroffenheit gilt auch für den Bereich der Sozialen Arbeit. Auch hier arbeiten mittlerweile in vielen Abteilungen oder Einrichtungen fast ausschließlich Frauen. Diese schlechten Arbeitsklimas wirken sich natürlich auch direkt auf die Fehltage aus. Stolze 26. Fehltage – Krankheitstage weisen die Mitarbeiter derzeit im Schnitt auf.

Die vierte Gruppe, die extrem stark von Mobbing betroffen ist, das sind Menschen, die ihren Beruf aufgrund ihrer Einstellung und Überzeugung als Berufung ausüben, und durch ihr gesteigertes Engagement nicht nur wesentlich höhere Leistungen, sondern auch bessere Ergebnisse und Qualität erbringen können, als ihre Kollegen. Da diese Menschen meist auch mit einer sehr hohen Intelligenz ausgestattet sind, sollte man meinen, dass sie sich auch erfolgreich gegen Mobbing wehren könnten. Doch genau das Gegenteil ist der Fall, denn die Täter ziehen hinsichtlich ihres Mobbings sämtliche Register, um die Person, oder deren herausragende Arbeit mit abscheulichen Denunzierungen, üblen Nachreden oder unlauterer Gerüchte zu zerstören. Im allerschlimmsten Fall, muss sich der Betroffene sogar irgendwann gegenüber Dritten für etwas rechtfertigen, das er niemals getan hat, oder sogar seine Unschuld beweisen. In diesem Zusammenhang wird also auch  das Recht ad absurdum geführt.  

Gut zwei Stunden stellten sich Reiner Greulich und Alexander Höfer den vielen Fragen der Interessierten, die sich überwiegend aus Mannheimer Kommunalpolitikern, Gewerkschaftlern, Elternbeiräten, Migrationsbeiräten und Vereinsvorsitzenden zusammensetzte. Da am Ende noch weiterer Informations- und Gesprächsbedarf zu diesem Thema bestand, werden wir in naher Zukunft eine Folgeveranstaltung durchführen, und noch ein wenig tiefer in diese düstere Materie eintauchen, um weiter einen starken Beitrag dafür zu leisten, dass das Zusammenleben in naher Zukunft ein bisschen besser wird, als es derzeit ist. Wir halten euch diesbezüglich wie immer auf dem Laufenden.

Wir bedanken uns ganz besonders beim Ersten Hauptkommissar Reiner Greulich vom Referat Prävention für seine hochinteressanten Präsentation und bei Fouzia Hammoud vom Arabischen Haus, sowie Dorothea Schmidt von der Stadt Mannheim für die Unterstützung dieses wichtigen Projektes. Last but not least bedanken wir uns noch bei Tobias Schirneck vom Who-Am-I-Rap-Workshop, der uns für diese Veranstaltung die Technik zur Verfügung stellte. 

Bilder:

Lena Jesionowski

Daniella Kostina 

Lena Kurkowska

 

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Verantwortung beginnt mit dem Mut unangenehme Themen anzusprechen! – (Alexander Höfer)

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