Heidelberger Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma präsentierte mit „Oh, eine Dummel!“ eine sehr eindrucksvolle Sonderausstellung gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit!
Rechte Gewalt und Fremdenfeindlichkeit nahmen in den letzten Jahren wieder sehr stark zu. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Sie resultieren einerseits aus einer Politik, die sich in vielen Bereichen uneinig ist, und in den letzten Jahrzehnten mit überwiegend unsozialen Reformen und unschönen Kompromissen sehr viele Menschen an den Rand des gesellschaftlichen und sozialen Abgrundes brachten. Viele Menschen, gerade Menschen im Osten, fühlen sich abgehängt und im Stich gelassen. So mutieren bei einem nicht geringen Teil dieser Menschen insbesondere Asylanten und Flüchtlinge sehr schnell zum Sündenbock, auch dienen auch als Ventil dafür, ihrem großen Frust auf die aktuelle Lage freien Lauf zu lassen.
Die Demokratie scheint auf einem absteigenden Ast zu sein, steht doch ausschließlich das Geld und die Steigerung des Bruttosozialproduktes und nicht der Mensch und das Zusammenleben im Mittelpunkt des Interesses – weder im Interesse der Wirtschaft, noch im Interesse der Politik. Auch die Gefahr bestimmte Gegebenheiten und Zusammenhänge entweder „nur Schwarz“ oder „nur Weiß“ zu sehen macht die ganze Situation nicht wirklich besser. Und die generelle Eingruppierung in „Gutmenschen“ für die Unterstützer von Flüchtlingen und „Nazis“ für alle Gegner, sind ebenfalls nicht wirklich hilfreich, um dieser traurigen Entwicklung erfolgreich Einhalt zu gebieten. „Nicht jede Kritik an bestimmten Vorkommnissen und Entwicklungen, die Ausländer betreffen, sind gleichzeitig auch ausländerfeindlich.“ – Doch mittlerweile wird insbesondere in den sozialen Medien so gut wie alles, sowohl sichtbar radikale Äußerungen, als auch absolut berechtigte Kritik, stigmatisiert als fremdenfeindlich bezeichnet.
Rechte Gewalt und Fremdenfeindlichkeit ist aber kein typisch deutsches Phänomen, auch wenn die Deutsche Geschichte mit dem Holocaust – dem gezielten und systematischen Vernichten eines Volkes – immer noch die düsterste Schattenseite und Perfidität des Menschen repräsentiert. Nein, Fremdenfeindlichkeit gibt es in jedem Land.
Immer noch relativ aktuell und unvergessen ist der Zusammenbruch Jugoslawiens, mit dem damit verbundenen Balkankrieg, sowie den vielen Gräueltaten und schweren Verbrechen, die dort von allen beteiligten Kriegsparteien begangen wurden; nicht zu Letzt auch im Kosovo, der immer noch nicht von allen Mitgliedern der UN als souveräner Staat anerkannt wird.
Wir sehen also; überall auf dieser Welt gibt es Hass und große Vorurteile auf andere Nationalitäten oder religiöse Gruppierungen; Hass und Vorurteile, die oft so groß sind, dass ein Zusammenleben sehr schwierig, bis fast unmöglich macht.
Fremdenfeindlichkeit ist also ein globales Phänomen, dem wir uns entgegenstellen müssen, um ein friedvolleres Zusammenleben in der Zukunft zu erreichen. Das sahen auch große Vertreter aus dem Musik- und Showbiz. Allen voran die Toten Hosen, Culcha Candela, Cluseo und Cro, die jeweils ein Statement im Begleitheft zu der Ausstellung „Oh, eine Dummel“ hinsichtlich dieses Themas abgegeben haben.
Die Ausstellung selbst, zeigt heftige, nachdenkliche aber auch lustige satirische Karikaturen in Cartoons, teils stumm, teils in Onomatopoesie, aber auch ein paar unheimlich aussagekräftige T-Shirts, mit denen man auf die Problematiken Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit unmissverständlich aufmerksam machen kann.
Das Heidelberger Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma wird hier, dadurch, dass sie dieses wichtige Thema auf eine ganz besonders ausdrucksstarke Art und Weise in den Mittelpunkt stellt, und damit nicht nur Erwachsene, sondern auch Jugendliche anspricht, einer ganz wichtigen gesellschaftlichen Verantwortung gerecht.
Doch was nützt dies Gerecht werden der Verantwortung, wenn die Mehrheit der Bevölkerung diesem Thema, ähnlich wie auch alle anderen gesellschaftskritischen Problemgebieten (Mobbing, Pornografie bei Kindern, Kindesmisshandlung, aber auch Bildung etc.) aufgrund der Schnelllebigkeit des modernen Lebens, und unser „Gefällt-mir“ bzw. „Daumen-hoch,-und-das-war’s-Klick-Gesellschaft“, so gut wie keine Notiz davon nimmt.
„Das eigentliche Problem geht dann am Leben, oder besser gesagt am „Nichtleben“ der Bevölkerung vorbei, und vermehrt sich dadurch still und heimlich immer weiter!“ – (Alexander Höfer)
Verantwortung hinsichtlich sozialer Probleme ist nicht nur von Einrichtungen oder Lehrern und Sozialpädagogen von Nöten, sondern insbesondere von den Eltern. Sie sind es, die ihren Kindern die Grundwerte des gemeinsamen Zusammenlebens vermitteln, oder zumindest vermitteln sollten. Auch die Nichtpräsenz von Erziehungsberechtigten, und das Fehlen von Vorbildern, ist eine Hauptursache für den Zuwachs des Rechten Milieus und anderer extremer autonomer Gruppen in den letzten Jahren.
Ob wir diesen traurigen Boom stoppen können, hängt nicht nur von der Politik ab, sondern auch von der Bildung, sowie unserer persönlichen Einstellung zum Leben und dem Zusammenleben. Jeder kann etwas dafür tun, dass solche extreme Gruppen keinen Zulauf mehr bekommen. Er muss sich nur am gesellschaftlichen Leben und den schöngeistigen Dingen seiner Umgebung beteiligen. Und genau das machen wir als Animus Klub jede Woche, und wir sind ganz sicher, dass alle Kinder und Jugendliche, die an unseren Programmen regelmäßig partizipieren, niemals Gefahr laufen werden, in eine extreme Gruppe abzurutschen.
Wir bedanken uns sehr für diese eindrucksvolle Ausstellung, und hoffen, dass auch wir mit unserem Bericht einen nachdenklichen Grundstein dafür legen, dass sich hier in der Zukunft doch etwas zum Guten wendet.
Bilder: Alexander Höfer
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