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(664) Manfred Spitzer

ANIMUS-KLUB-KIDS interviewten Professor Manfred Spitzer im Heidelberger Europäischen Hof zu dem Thema Smartphone-Epidemie und seine Folgen!

„Die Smartphone-Epidemie“, so heißt der aktuelle Bestseller des Ulmer Psychiaters und Gehirnforschers Manfred Spitzer, indem er ganz drastisch belegt, wie negativ sich die Digitalisierung und insbesondere das Smartphone auf unser Leben, aber insbesondere auf das Lernen, die Gesundheit und die soziale Entwicklung von Kindern auswirkt.  

Während sein erstes Buch „Digitale Demenz“ noch einen unheimlich heftigen Shitstorm der Entrüstung auslöste, und Journalisten von renommierten Tageszeitungen dazu veranlasste, sich sehr negativ über seine Ausführungen zu äußern, sind bei seinem neuen, und bereits vierten Buch zu diesem Thema, die heftigen Stimmen der Kritikaster zunehmend verstummt, weil sowohl weltweit sämtliche Studien, als auch die Realität, mehr oder weniger unisono die Ergebnisse belegen, die Manfred Spitzer in seinen bisherigen Werken veröffentlichte.

Da das Thema Smartphone auch unser Kinder und deren Engagement beeinflusst, war es für uns natürlich eine ganz besonders große Ehre diesen gestanden Universitätsprofessor und Autor mal ganz persönlich auf den Zahn fühlen zu dürfen.

Gleich vorweg, Manfred Spitzer ist selbst Vater von sechs Kindern, und hat eine zehnjährige Tochter, die immer noch vergeblich auf ein Handy wartet. Und das wird sie auch noch, bis sie 18 Jahre alt ist, so der Psychiater. Auf die Frage, ob er denn selbst ein Handy hätte, und wofür er dieses benutzen würde, antwortete der Professor, dass er sein Handy, ähnlich wie unser 1. Vorsitzender, fast ausschließlich zum Telefonieren verwende, und ab und zu mal eine Nachricht verschicke.

Nun wollten wir wissen, ob die Tatsache, dass Kinder und Jugendliche immer weniger lernen, bzw., sich immer weniger Wissen und Fähigkeiten aneignen, nur dem Handy geschuldet sei, oder ob für dieses Dilemma nicht vielleicht auch die Eltern und insbesondere der Vater als Lernvorbild verantwortlich seien.

Mit dieser interessanten Eingangsfrage redete sich der Professor schon mal warm, und bezog als Psychiater Stellung zu der augenblicklichen Situation. Während die Pädagogik dem Vater schon eine sehr wichtige und bedeutsame Rolle im Bereich des Lernens zukommen lässt, sieht Spitzer diese Verantwortung, ob Kinder etwas lernen oder nicht, primär bei den Kindern selbst. Hinsichtlich des Handys positionierte er sich allerdings ganz deutlich, und machte auf zwei hochinteressante Studien aufmerksam, die ganz belegten, dass das Handy nicht nur den Lerneffekt, sondern auch den Intelligenzquotienten von Kindern in den Keller sinken lässt.

Auf unsere Frage, ob denn das Leben ohne Handy eigentlich einfacher wäre, antwortete Spitzer, dass das Leben sicherlich nicht einfacher wäre, weil die digitale Welt uns unheimlich bequem mache. Allerdings würden wir für diese Bequemlichkeit auch einen enorm hohen Preis bezahlen. Viele unschöne Entwicklungen, wie zum Beispiel auch der Brexit oder auch Donald Trump hätten wir dem Internet und insbesondere Facebook und Twitter zu verdanken.  

Hochinteressant war Spitzers Antwort auf unsere Frage, ob denn die Schule die Schüler nicht auf die Computerprogramme und Apps vorbereiten sollte, die sie später im Berufsleben verwenden müssen. Hierzu sagte Spitzer, dass sich die meisten Kinder und Jugendlichen den Umgang mit Apps und Programmen entweder zu Hause oder im privaten Umfeld, also bei Freunden aneignen. Nur 4% würden den Umgang mit dem PC in der Schule erlernen. Hier ein Schulfach anzubieten, um Anwendersoftware zu vermitteln, sei für ihn unnötig und reine Zeitverschwendung. – „Kein Mensch wäre früher auf die Idee gekommen einen Bohrmaschinen-Führerschein in der Schule einzuführen, damit die Kinder lernen, wie sie eine Bohrmaschine bedienen!“

Auf die Frage, ob der aktuelle Bildungszerfall gewollt sei, um langfristig humanoide Roboter einzustellen, antwortete er, dass niemand wirklich einen Bildungszerfall wolle, aber er leider tatsächlich passiere, weil die Verantwortlichen die Fakten nicht zur Kenntnis nehmen würden. Diese Entwicklung fände er bedenklich, und spannte hier einen Bogen zu dem Thema „Weniger Autos auf den Straßen“. Auch hier hätte es lange gedauert, bis von Seiten der Verantwortlichen die Einsicht vorhanden war, so etwas zum Schutze der Umwelt durchzusetzen. Deshalb begrüße er es derzeit auch sehr, dass Kinder und Jugendliche auf die Straße gingen, und sich entweder für den Klimawandel einzusetzen oder dafür, dass Eltern weniger Zeit mit ihrem Handy verbringen, und stattdessen mehr Zeit mit ihren Kindern.

Im Folgenden sprachen wir mit dem Psychiater noch darüber, ob der drastische Anstieg von ADHS-Kindern auch dem Medienkonsum geschuldet sei, oder ob diese Entwicklung nicht auch auf die fehlende Beschäftigung seitens der Eltern mit ihren Kindern zurückzuführen ist.

Auch das sogenannte Amotivationale Syndrom – also die fehlende Motivation etwas zu lernen, sich anzustrengen und aus sich und seinem Leben etwas zu machen – das sich derzeit immer häufiger insbesondere bei Jungen zeigt, wurde angesprochen. Die Möglichkeit, dass Kinder ganz einfach und ohne sich große Mühe geben zu müssen, um in eine andere Welt abtauchen zu können, in der sie ständig auf Knopfdruck für geile Aktionen ab und zu auch belohnt werden, sah Manfred Spitzer als großes Risiko dafür, dass Kinder darin abgleiten können.

Derzeit seien fast 500.000 Kinder und Jugendliche Computerspielsüchtig, und rund 2,5 Millionen stünden aktuell an der Schwelle zum Risiko-Gamer. Diese Möglichkeit einfach abzutauchen und sich von der realen Welt für mehrere Stunden zu verabschieden, gab es früher nicht, und dementsprechend sei es heute wesentlich schwieriger die Kinder zu motivieren etwas zu machen, oder sich Mühe zu geben. Die leidtragenden seien hier ganz klar die jungen Menschen, die dann irgendwann große Schwierigkeiten haben, sich Mühe zu geben, wenn es darauf ankäme. Aber irgendwann käme es in jedem Leben eines jungen Menschen mal darauf an, etwas aus sich zu machen.

 

 

 

 

Wir bedanken uns ganz besonders bei Herrn Professor Manfred Spitzer für dieses tolle Interview und bei Leiterin des Europäischen Hofes Frau Dr. Caroline von Kretschmann und ihrem großartigen Team dafür, dass wir im Salon Speyer dieses Meeting durchführen konnten.

Bilder: Lena Jesionowski

Lena Kurkowska

 

 

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