Abstraktes, Gegenständliches und Modernes! – Rudolf-Scharpf-Galerie präsentierte noch nie gesehene Werke seines Protagonisten und würdigte ihn mit einem wunderschönen Streifzug durch sein bewegtes Leben!
Wir schaffen es leider nicht immer zu einer neuen Ausstellungseröffnung zu gehen. Zu groß und vielfältig ist unser Programm. Doch wenn wir es schaffen, dann freuen wir uns riesig darüber, denn bei jeder Ausstellungseröffnung und insbesondere bei den Eröffnungsreden erfahren wir sehr viel Bedeutsames und Wissenswertes über die ausgestellten Kunstrichtungen und natürlich auch über den Künstler selbst. So auch dieses Mal in Ludwigshafens kleinem Kunst-Schmuckkästchen, der Rudolf-Scharpf-Galerie.
1977 schenkte der renommierte Künstler Rudolf-Scharpf der Stadt Ludwigshafen sein Elternhaus mit der Auflage dieses als Raum für aktuelle Kunst und junge Künstler zu öffnen. Seit dieser Zeit ist die Galerie in Obhut des Wilhelm-Hack-Museums, das dort regelmäßig sehr interessante und zeitgenössische Kunst ausstellt. Der Künstler, der bis zu seinem Tod 2014 dort auch lebte, hat in seinem bewegten Leben sehr viele Werke erstellt. Bekannt wurde er vor allem durch seine Holzschneiderei. Hier hinterließ uns der 2014 mit 94 Jahren verstorbene Scharpf ein sehr großes und wertvolles Erbe, das seit dieser Zeit von den Kuratoren des Hack-Museums sowohl technisch als auch thematisch sorgfältig aufgearbeitet wird.
Was sehr wenige wissen, Rudolf Scharpf hat auch gemalt. Die Malerei charakterisiert insbesondere sein Spätwerk, das allerdings zum Großteil in den Archiven des Künstlers verschwand und dadurch auch sehr viele Bilder der Öffentlichkeit bis heute verborgen blieben. Die aktuelle Ausstellung „Miroir – Malerei“ widmet sich genau diesem Nachlass unschätzbaren Wertes, und präsentiert erstmals solche noch nie gesehen Werke, so auch der Direktor des Wilhelm-Hack-Museums René Zechlin bei seiner Begrüßungsrede, die heute im bienenfreundlichen Garten der Galerie stattfand.
Im Anschluss daran führte uns die Kuratorin und Kunsthistorikerin der Ausstellung Susanne Ecker ganz tief in das Leben Rudolf Scharpfs hinein. In einer lyrisch bildschönen und hochemotionalen Erzählung streifte sie durch die einzelnen Stationen sowie durch die vielen Aufs und Abs des Künstlers. Sie erzählte davon, wie der kleine Rudolf mit gerade mal sechs Jahren in der Pferdemetzgerei seiner Eltern das endlose Packpapier entdeckte und anfing darauf zu malen. Schon bald entstanden die ersten Scherenschnitte und Bildergeschichten. Rudolf zeichnete kleine Männchen in Aktionen, die bereits kleine Filme und Handlungsabläufe darstellten. „Früh übt sich bekanntlich, wer später einmal ein Meister werden möchte!“
Mit 16 Jahren wurde er als jüngster Künstler überhaupt an der Karlsruher Kunstakademie aufgenommen. Nach deren Schließung zog es ihn nach Mannheim, wo er an der Freien Akademie weiterstudierte. Die NS-Jahre waren allerdings mit sehr viel Leid verbunden. Scharpf erhielt von den Nationalsozialisten Ausstellungsverbot und flüchtete 1936 nach Frankreich. Hier studierte er an der berühmten Julien-Akademie und wurde 1937 Zeitzeuge der letzten Weltausstellung „Guernica“ von Pablo Picasso.
Als 20-jähriger erlebte er den Krieg dann hautnah. Er überlebte und verfeinerte 1946 seine grafische Entwicklung unter anderem auch in der Mannheimer Kunsthalle. Das Abstrakte aber auch das Gegenständliche war ihm stets wichtig, und diese beiden Aspekte ziehen sich auch wie ein Roter Faden durch seine moderne Kunst, die einen ganz eigenen Stil vorweist und den wir gleich im Anschluss an die Rede von Susanne Ecker bewundern durften.
Farbenfroh, teils wild, teils fantasievoll, zeigten sich uns die Werke. Die idealen und harmonierenden Farbkombinationen wirkten fast schon wie 3D-Animationen. Das besondere an Scharpfs Werken war für uns, dass durch diese Farbgebung alle Teile des Bildes sichtbar waren und im Mittelpunkt standen.
Scharpf konzentrierte sich also nicht darauf nur ein bestimmtes Detail deutlich darzustellen oder in den Fokus des Betrachters zu setzten, sondern seine Werke wirken und faszinieren als Gesamtkunstwerk.
Unbeschreiblich schöne Konturen und Tinkturen, mal mystisch, mal konkret dargestellt, versetzen uns ins Träumen. Auch unser kleiner dreijähriger Max fand großen Gefallen an dieser Farbenpracht, mit der Scharpf sowohl Pferde, als Vogelaugen als auch Menschen, Geister und Gestalten sowie Stimmungen beeindruckend einfing.
Es war eine sehr schöne Reise durch eine ganz besondere Prämiere eines Nachlasses, der nicht nur Appetit auf mehr Kunst machte, sondern auch Hunger. So gab es zum Ausklang der Eröffnungsfeier gegrillte Leckereien à la Chef, denn der Direktor René Zechlin ließ es sich heute nicht nehmen, für die Besucher Würstchen, Steaks aber auch Käse zu grillen und diese mit einem leckeren Pfälzischen Kartoffelsalat zu servieren.
Wir bedanken uns für diesen gelungen und sehr schönen Abend und freuen uns wie immer auf die nächsten Aktionen des Wilhelm-Hack-Museums, und ganz besonders auf die Workshops des Offenen Ateliers.
Bilder: Alexander Höfer
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