Auschwitz darf NIEMALS vergessen werden! – ANIMUS-KLUB-KIDS tief berührt von der lehrreichen Sinti- & Roma-Ausstellung „Wir leben im Verborgenen“ des Heidelberger Kunstvereins!
„Auschwitz muss endlich vergessen werden. Für das, was unsere Vorväter gemacht haben, sind wir nicht mehr verantwortlich!“ – So, oder so ähnlich, tönte es in den letzten Wochen bei Demonstrationen in vielen Städten Deutschlands lautstark durch die Straßen. „Aber ist das moralisch eigentlich vertretbar?“ – „Kann man, oder darf man ein derartiges Kriegsverbrechen einfach vergessen oder nicht mehr beachten?“ – Krieg ist das Allerschlimmste, was es auf dieser Welt gibt. Ein entsetzlicher Akt der Gewalt und des Terrors für politische, wirtschaftliche und oder religiös motivierte Ziele. WIR, die Deutschen, haben gleich zwei Weltkriege verursacht, die Millionen Menschen den Tod gebracht haben, wobei der 2. Weltkrieg als ganz dunkler Punkt in die Geschichte einging, nämlich als Krieg, bei dem parallel dazu auch noch, auf ganz grausame Art und Weise, eine hochprofessionell organisierte Vernichtung von Andersgläubigen und ethnischen Minderheiten durchgeführt wurde.
Kriege gab es in Deutschland und in Europa ja bereits in jedem Jahrhundert, aber eine gezielte Massenvernichtung von Menschen; ein derartiges Kriegsverbrechen, war ein absolutes Novum. Es waren nicht die Engländer, nicht die Franzosen, nicht die Russen und auch nicht die Amerikaner, die den Holocaust durchgeführt haben und damit unendliches (unverzeihbares) Leid über die Menschheit gebracht haben; es waren WIR Deutsche, unsere Vorfahren, die diese abscheulichen Taten begangen haben, und niemand anderes. In der Schule alles über den 2. Weltkrieg bis ins letzte Detail erfahren und im Fach Geschichte auch vor Augen geführt bekommen, blieb eine Frage stets offen, nämlich, das WARUM? – Warum waren es gerade wir Deutsche, die so etwas Grausames getan haben? – Warum WIR, und KEIN anderes Volk auf dieser Welt? – Woher kommt diese enorme Gewaltbereitschaft, bzw. diese unentschuldbare Gewissenlosigkeit, Menschen auf eine derartig perfide Art und Weise systematisch zu vernichten? – „Ist das vielleicht sogar ein Phänomen?“
Gerade, weil diese Frage bisher noch niemals beantwortet wurde, und gerade weil es immer noch ZU VIELE Deutsche gibt, die nicht nur sehr große Vorbehalte, um nicht zu sagen eine sehr fremdenfeindliche Gesinnung besitzen, sondern auch bei Massenveranstaltungen entweder als Hooligans in Fußballstadien, oder als Demonstranten auf irgendwelchen ausländerfeindlichen Kundgebungen, eine enorme Gewaltbereitschaft an den Tag legen, dürfen Auschwitz und der Holocaust NIEMALS vergessen werden, sondern sie müssen weiter als Spiegelbild für diese gewaltbereiten „Menschen“ dienen.
Düstere Bilder und Aufzeichnungen erwarteten uns dadurch in der Ausstellung „Wir leben im Verborgenen“ des Heidelberger Kunstvereins, in deren Mittelpunkt nicht nur die Werke (Bilder, Gedichte und Bücher) der 2013 verstorbenen Künstlerin Ceija Stojka stehen, sondern auch das Leben ihrer Familie. Die aus Österreich stammende Romni überlebte nicht nur das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, sondern auch die beiden Vernichtungslager in Ravensbrück und Bergen-Belsen, und führt den Besuchern durch ihre malerische Kunst einerseits, aber auch durch ihre Erzählungen andererseits den Tod direkt vor Augen. „Sogar der Tod hat Angst vor Auschwitz!“
In einer Filmdokumentation über die Künstlerin wird deutlich, wo eventuell die Ursachen der Gräueltaten unserer Vorväter aus dem 2. Weltkrieg begründet liegen könnten. Offen, und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, sprechen sowohl Ceija Stojka als auch ihre Kinder und Verwandten über die Diskriminierungen, Vorurteile, aber vor allem Ausgrenzungen, denen sie als Roma in Wien ständig ausgesetzt waren und immer noch sind.
„Das Wort Zigeuner ist ja eigentlich ein abwertendes Schimpfwort, je nachdem wie man es betont!“ – „Aha, da kommen sie wieder – Die Zigeuner! – Solche Äußerungen und Erniedrigungen mussten wir uns oft gefallen lassen!“, so die Künstlerin – „Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass wir irgendwann einmal in der Schule Läuse hatten. Gleich darauf sagte unsere Lehrerin, dass die bestimmt von der Zigeunertochter angeschleppt wurden. Im Nachhinein stellte sich dann heraus, dass ich keine Läuse hatte, und dass ein anderes Mädchen sie mitgebracht hatte!“ – „Die Leute, die hier leben suchen ständig für alles einen Sündenbock, besonders für ihre Fehler, und da kamen wir – Die Zigeuner – ihnen gerade recht!“, so die Tochter weiter.
„Unser Ansehen stieg erst dann, nachdem unsere Mutter ihr erstes Buch über Auschwitz geschrieben hatte. Auf einmal waren wir keine Zigeuner mehr, sondern die Kinder von einer Schriftstellerin, obwohl wir immer noch die gleichen Menschen waren. Aber das ist einfach die Mentalität der Gesellschaft. Viele Menschen sind generell misstrauisch, und haben große Ängste und Vorurteile. Sie kennen uns und unsere Kultur nicht wirklich, und deshalb haben sie auch große Vorbehalte gegenüber uns. Einige fühlen sich aber auch als Bessermenschen. Aus diesem Grund wurden wir in der Schule auch immer als erstes beschuldigt, wenn etwas vorfiel. Stellte sich heraus, dass wir unschuldig waren, dann rückten die anderen Ausländerkinder an unsere Stelle, allen voran die Türken. Die Lehrer konnten oder wollten einfach nicht wahrhaben, dass einheimische Kinder als Täter in Frage kommen könnten, aber eine Entschuldigung für die falschen Verdächtigungen oder Diskriminierungen gab es nie…“
Noch bis zum 12. April läuft diese sehr lehrreiche und sehenswerte Ausstellung, in der jede Woche neue Dokumentationsfilme aus ganz Europa über das Leid, die Verfolgung und die Diskriminierung der Sinti & Roma gezeigt werden. Ein Besuch lohn sich sehr.
Bilder: Alexander Höfer
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