Wenn die ganz „Kleinen“ den ganz „Großen“ mal ganz nahe sein dürfen, oder, das Straßenfest für Kinder mit mehr bunter Vielfalt statt Einfalt!
Seit 1993 veranstaltet die Stadtteilinitiative gegen Fremdenfeindlichkeit in der Neckarstadt schon das Max-Joseph-Straßenfest als Zeichen des Willkommenseins und der bunten, interkulturellen Vielfalt. Über die Jahre hinweg mauserte sich dieses Fest, das jedes Jahr vor allem für die Kinder ein ganz beachtliches Nachmittagsprogramm anbietet, aber auch zu einem ganz beliebten Besuchermagneten. „Do gehne mir Monnema noa!“, konnte man auf der Facebook-Seite in einigen Kommentaren im Vorfeld lesen, und uns bleibt hier nur zu ergänzen – „Aber nicht nur ihr Monnema!“ 🙂
„Und was machen wir, wenn es regnet?“ – „Seit fünf Jahren besuchen wir schon dieses Fest, und es hat fast immer nur geregnet!“, so Nevriye Cerit vom Begegnungsheim Jungbusch, bei dem ersten großen Vorbereitungstreffen für das kommende Internationale Frühstück auf Franklin, worauf unser 1. Vorsitzender Alexander Höfer meinte, dass der ANIMUS KLUB bisher noch nie auf diesem Fest gewesen sei, und sie sich deshalb auch darüber keine Sorge machen bräuchte, dass es am Samstag regnen würde. 🙂
Am Veranstaltungstag sah zwar zeitweise ziemlich verdächtig nach Regen aus. Dunkle Wolken zierten das Firmament. Auch die Wetterdienste meldeten nahezu für die gesamte Metropolregion viel Regen und Schauer, aber unser unsichtbares Zelt, lies auch an diesem Samstagnachmittag sämtliche Regentropfen just in dem Moment in Luft auflösen und in warme Sonnenstrahlen verwandeln, als wir das Mannheimer Technoseum passierten.
Aufgrund des Dämmermarathons etwas früher angereist als sonst, um noch in das Innere der Quadratenstadt hinfahren zu können und einen Parkplatz zu bekommen, mussten wir noch ein wenig warten, bis das Fest losging. So begann unser spielreicher Nachmittag zuerst einmal mit einer kräftigen Stärkung, denn an einem Essensstand konnten wir bereits richtig leckere Bratwürstchen bekommen.
Pünktlich um 14.00 Uhr hieß es dann Bühne frei, oder besser gesagt Manege frei, für den Kinderzirkus Trolori. In einem gut 20 minütigen Programm trugen uns die Kinder viele artistische Übungen und ihre ersten Seiltanzkünste in kindesgerechter Höhe vor. Eine Jongleurin war ebenfalls mit von der Partie, und verblüffte die Zuschauer mit Tellerkünsten der besonderen Art. Hierbei jonglierte die Akteurin einen Teller, während sie sich und ihren Körper parallel dazu in die verschiedensten Positionen verbog. Großer Applaus von den Zuschauern erfüllte gleich darauf die wunderschöne Baumallee. Von dem anschließenden Show- und Unterhaltungsprogramm bekamen wir dann allerdings nicht mehr so viel mit, da die Attraktivität der Angebote im hinteren Teil des Straßenfestes schlicht und ergreifend zu groß für uns war.
Hier durften wir als Erstes Stofftaschen mit Symbolen sprayen. Dafür standen uns nicht nur unzählige Motive, wie zum Beispiel der Falken der traditionellen Jugendorganisation, sowie ein boxendes Känguru und Botschaften wie „Stop Wars“ zur Auswahl, sondern auch jede Menge verschiedene Farben zur Verfügung.
Da die Dämpfe aus einer Spraydose ziemlich ungesund sind, ist beim Sprayen große Vorsicht geboten. Aus diesem Grund mussten wir zur Sicherheit auch eine Atemschutzmaske anziehen, bevor wir mit dem aufsprühen des Motives beginnen konnten.
Im Anschluss daran bot sich uns eine unheimlich bunte und unglaublich vielfältige Palette von Spiel- und Attraktionsmöglichkeiten. Das Max-Joseph-Straßenfest machte seinem Motto also wirklich alle Ehre. Ein Floh-Zirkus stand als nächste Vorführung für die Besucher bereit. In einem sehr lustigen Schauspiel präsentierte uns die junge Gruppe vom „Flih-Flah-Flohzirkus“ ein Stück, das wahrscheinlich auch dem Hund unseres ersten Vorsitzenden richtig viel Spaß gemacht hätte, denn die acht unterschiedlich gefärbten Flöhe, stritten sich die ganze Zeit darüber, wer denn nun der richtige Floh sei. Bei ihrem lustigen Tohuwabohu, bei dem sie auch immer wieder das Wort „Floh“ wie einen unsichtbaren Pingpong-Ball durch die Luft fliegen ließen, tollte die ganze Bande ebenfalls wie wild durch die Gegend oder räkelte sich akrobatisch-kichernd auf dem Boden. Dabei vergaßen sie aber in ihrer Unwissenheit, dass es nur einen „Floh“ gibt, nämlich den Hund unseres ersten Vorsitzenden 🙂 oder besser gesagt, sie vergaßen dabei völlig, dass sie ja alle Flöhe waren. Nach der Vorführung konnten wir uns dann von den Maskenbildnern der Flöhe das Gesicht entweder als Frosch oder als Prinzessin schminken lassen.
Während diese Aktion überwiegend die Mädchen ansprach, versuchten unsere Jungs indes ihr Glück beim Pferderutschen. Hier galt es Vier-gewinnt-Steine in eigens dafür vorbereitete Punktelöcher zu rutschen. Je nachdem wie viele Punkte der Spieler dabei erzielte, rückte dann sein Pferd diese Anzahl auf einer Skala weiter Richtung Ziel vor. Hier entwickelte sich mit der Zeit ein richtig spannender Wettkampf, denn jeder Sieger kam eine Runde weiter, und musste dann gegen die jeweiligen Sieger aus den vorherigen Partien antreten.
Danach war Ruhe und Geschicklichkeit angesagt, denn an der nächsten Station mussten wir einen Stab durch ein Drahtlabyrinth schieben, ohne dieses zu berühren. Beim Gelingen winkte uns ein „Lolli“. Den Stab so durch die vorgegebenen Schleifen zu winden, war gar nicht so einfach, wie es aussah, denn bereits schon die kleinste falsche Bewegung reichte aus, um gegen den Draht zu stoßen und ein Tonsignal auszulösen.
Während wir hier mehrfach unser Glück versuchten, unterhielt vis-à-vis die Zauberin Claudia, die wir bereits im letzten Jahr bei der Lichtmeile bewundern konnten, die Kinder mit berühmten Taschenspielertricks. Tücher entflammten, Seile wurden kürzer und länger, und auf einer überdimensional großen Spielkarte veränderten sich durch das Drehen wie von Geisterhand die Punktewerte. Aus einer Drei wurde urplötzlich nur noch eine Zwei, und beim erneuten Drehen eine Eins, also ein Ass (?!?). „Und liebe Kinder gebt‘ gut acht, denn durch nochmal Drehen wird aus einem Ass sogar eine Acht!“
Noch begleitet von dem großen Applaus für die Zauberin, durften wir gleich darauf eine Kachel individuell gestalten. Hierfür wurde die Rückseite mit Gips eingestrichen, und dann konnten wir uns mit Mosaiksteinchen, Tierfiguren und den anderen bereitgestellten Utensilien unsere Kachel schmücken wie wir wollten. An der gleichen Station durften wir auch einen kreativen Wald erstellen. Als Grundlage für Wald und Boden bekamen wir ein altes Buch zur Verfügung gestellt. Nun mussten wir zuerst Bäume, Hecken und Tiere auf farbige Papierbögen aufzeichnen. Danach wurden diese ausgeschnitten und feinsäuberlich in unterschiedliche Seiten des Buches eingeklebt. Dabei entstand zusätzlich noch ein sehr schöner räumlicher 3D-Effekt.
Einer der ganz großen Höhepunkte des Straßenfestes war jedoch die Erstellung eines gemeinsamen Gemäldes. Hier stellte der Künstler Esael Araujo Funes aus El Salvador den Kindern eine größere Leinwand, sowie unterschiedliche Farben und Pinsel zur Verfügung. Jetzt konnte sich jedes Kind auf dieser Leinwand verewigen. Zeichenregeln oder Vorgaben, gab es dabei keine. Jedes Kind durfte frei malen, was es wollte, oder wie ihm gerade beliebte. Dabei entstand ein sehr farbenfrohes Bild, das sowohl natürliche Elemente, wie zum Beispiel Sonne, Häuser und Bälle enthielt, aber auch expressionistischen Freestyle und sehr viel Fantasie beinhaltete.
Nach fünf Stunden bunter Vielfalt traten wir dann rundum zufrieden wieder unseren Heimweg an, und freuten uns schon riesig auf die Interkunst Werkstatt, das nächste ganz große Event der Kulturhauptstadt Mannheim für Kinder und Jugendliche, über das wir in der nächsten Woche berichten werden.
Bilder: Alexander Höfer
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