„Soll man Bier trinken?“ – Prof. Dr. Günter Dippold von der Universität Bamberg referierte im Mannheimer TECHNOSUM über die kleine Kulturgeschichte des Bieres!
„Bier“, heißt die aktuelle Sonderausstellung des Mannheimer TECHNOSUMS. Obwohl es sich hierbei nicht um ein Kinderthema handelt, haben wir einige Veranstaltungen, die im Rahmen dieser Sonderausstellung stattfinden, auf unseren Programmplan eingetragen, allein schon deshalb, weil wir ja nicht nur Aktionen für Kinder und Jugendliche, sondern auch für Eltern anbieten. Aber die Geschichte des Bieres und seine Entstehung, ist durchaus ein Thema, das auch für Jugendliche interessant sein könnte.
Die Geschichte des Bieres reicht nämlich zurück bis ins 14. Jahrhundert. Wer es erfand, oder wer es als erstes braute, ist nach wie vor nicht bekannt.
„Soll man Bier trinken?“, so die Eingangsfrage dieses Vortrages, welche im 18. Jahrhundert sicherlich von vielen Menschen eindeutig bejaht worden wäre, schenkte es den Menschen doch, laut des Göttinger Mathematikers und Philosophen Georg Christoph Lichtenberg „Munterkeit, Kraft und Wohlbehagen“.
Das Bier war zu dieser Zeit zudem ein alternativloses Getränk für die Menschen, wie uns Prof. Dr. Günter Dippold von der Universität Bamberg berichtete, weil Wasser durchaus keimbelastet sein konnte, und dadurch von den Menschen nicht wirklich als gesund betrachtet wurde. Bier war jedoch aufgrund des Alkoholgehaltes, sowie des niedrigen pH-Wertes, der sich bei max. 5 einpendelte, das hygienischere Getränk.
Zwar gab es auch Wein, der von jeher als höherwertiges Getränk galt, aber Wein war nicht in allen Regionen oder in ausreichenden Mengen erhältlich, daher teuer und die Qualität nicht immer gleichgut. Klimatische Veränderungen brachten in dieser Zeit viele schlechte Jahrgänge hervor, sodass das Bier sich einen festen Platz im Alltag der Menschen sicherte.
Gerste ist der wichtigste Grundstoff des Bieres, so auch 1516 im Reinheitsgebot niedergeschrieben, wobei es den Begriff Reinheitsgebot erst seit 1918 gibt, und dieser sich auch erst nach dem 2. Weltkrieg in unserer Gesellschaft etablierte.
Mit der Reinheit nahm man es im Mittelalter allerdings nicht ganz so genau. So fügten die Menschen damals auch unvorstellbare Gewürze wie Lorbeeren, Koriander, Kümmel oder Wachholder hinzu. Vielleicht erleben wir ja in naher Zukunft eine Renaissance bei solche exotischen Biersorten. Den Anfang, bzw. den Grundstein dafür hat die Bierindustrie ja schon mit neuartigen Geschmäckern wie Grapefruitweizen, Granatapfel-Guarana- oder Kaktus-Feige-Bier gemacht.
Der zweite Grundstoff des Bieres ist der Hopfen. Dieser verdrängte nach und nach andere Zutaten und im 16. Jahrhundert auch das Grutbier.
Rund 200 Jahre später, im Jahre 1830 fand ein Bamberger Arzt heraus, dass sich viele Menschen über die Sommerzeit fast ausschließlich von Bier und Brot ernährten. Das Bier war quasi der Kraft- und Starkmacher des Arbeitervolkes und gehörte, wenn erhältlich, zu jedes Bauers Frühstück dazu.
Noch nicht viel über die Gefahren wissend, dass Alkohol nicht nur abhängig, sondern auch krank machen kann, tranken die Menschen in dieser Zeit fast kollektiv weit über die heutigen Grenzwerte erlaubt. Der 80-köpfige Hofstaat des Markgrafen von Bandenburg-Kulmbach verbrauchte zum Beispiel 90 Liter Wein und 170 Liter Bier am Tag, so Prof. Dr. Günter Dippold.
Bier verschaffte zudem Kühlung, und wurde damals Seuchen- oder Fieberpatienten auch als Medizin verabreicht. Dem Branntwein, der angeblich den Körper erhitzte, stand man ziemlich negativ gegenüber, und nahm diesen sogar in Gedichten auf die Schippe.
Die alten Deutschen tranken Bier.
Was trinken ihre Söhne – Wir?
Den gift’gen Branntewein?
Nein, fort mit ihm, er sei verbannt!
Ach, hätten wir ihn nie gekannt.
Das Deutsche Bier schenkt ein!
Bier wird in der Historie auch immer wieder in den Zusammenhang mit Klöstern gebracht. Ob allerdings das Bier der Grund dafür war, dass so viele Menschen im Mittelalter ins Kloster gingen, konnte bisher noch nicht bestätigt werden. Fest steht auf jeden Fall, dass die Mönche immer ausreichlich Bier bei ihren Mahlzeiten auf dem Tisch stehen hatten und konsumierten.
Das Bierbrauen entwickelte sich schnell zu einem neuen Wirtschaftszweig, und es schossen immer mehr Brauereien wie Pilze aus dem Boden. Im 15. Jahrhundert gab es allein in Hamburg schon 450 Brauereien, die 200 verschiedene Seebiere produzierten.
Bier etablierte sich aber auch immer mehr zum Freudentrunk auf Festen, und auch zur holden Männlichkeit, die man oft daran maß, wie viel Bier ein Mann trinken konnte, ohne umzufallen. Naja, viel hat sich seit dieser Zeit nicht geändert, denn noch heute ziehen auf fast allen Straßenfesten männliche Gruppierungen über die Festplätze, und beglücken das Volk mit ihren heldenhaften Trinkfähigkeiten, die sich oft ganz stark zwischen der absoluten Besinnungslosigkeit und hart an der Übelkeitsgrenze (Alkoholvergiftung) hin- und her bewegen.
Wie gefährlich dieses aus heutiger Sicht „coole“ Trinkverhalten wirklich ist, das erfahrt ihr in einem unserer nächsten Berichte über das Thema „Bier“.
Zum Schluss bedanken wir uns noch ganz besonders bei Herrn Prof. Dr. Günter Dippold, der uns die Pressefotos seines Referates für unseren Bericht zur Verfügung stellte.
Bilder: Alexander Höfer
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