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Der Animus Klub e.V. ist ein internationaler Lern-, Spiel- und Freizeitverein für die ganze Familie und fördert Kinder und Jugendliche aus der Metropolregion Rhein-Neckar in ihren besonderen Talenten. Er steht unter dem Motto: „Ich kann etwas! – Ich will etwas! – Ich mache es!
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(239) Bulgarische Erzählungen

Mikhail Giorgadze und Nelli Zailer begeisterten mit zwei kurzen Theaterstücken nach den Erzählungen des bulgarischen Schriftstellers Svetoslav Minkov!

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Es ist immer wieder schön, und eine ganz große Bereicherung Kindergeschichten oder Märchen aus Ländern kennenzulernen, die uns eigentlich gänzlich unbekannt sind. Gerade in den europäischen Ländern, die sich in der Zeit des Kalten Krieges jenseits des Eisernen Vorhangs befanden, gibt es unglaublich schöne und sehr anspruchsvolle und lehrreiche Kinderliteratur.

Zwar fanden in den Siebzigern und Achtzigern sehr viele Filme aus der damaligen Tschechoslowakei zu uns herüber nach Deutschland, was aber auch daran lag, dass Serien wie zum Beispiel „Luzie IMG_7002der Schrecken der Straße“ oder „Der fliegende Ferdinand“ aber auch die großartigen Familienfilme mit dem genialen Kinderstar Tomáš Holy in Kooperation mit den deutschen Fernsehsendern zustande kamen. Einen tieferen Einblick in die Kinder- oder Jugendliteraturwelt blieb uns Deutschen allerdings verborgen.

So schlummern in den ehemaligen Ostblockstaaten noch jede Menge hörenswerte und vor allem sehenswerte Geschichten und Erzählungen, die nicht nur Kinderherzen sehr berühren, sondern auch Erwachsene famos unterhalten.

IMG_6974„Уважаеми дами и господа, мили деца, радваме се днес да ви представим два разказа на Светослав Минков „Къщата при последния фенер“ и „Човекът, който дойде от Америка“, so die Ansprache von Irina Fitz von dem Verein „Unsere Welt“, die sich auch gleich darauf ganz interessiert an das Publikum wendete und die Frage stellte, wer denn von den Anwesenden diese Worte gerade verstanden hatte. Hände gingen nach oben, Kinder fingen an zu lachen und zu quicken, und gleich darauf ging es auch schon los.  

IMG_6977Im ersten Stück präsentierten uns die beiden Grundschüler Mikhail Giorgadze und Nelli Zeiler das Stück: „Das Haus zur letzten Laterne“.  Wunderschön geschminkt und bekleidet, fast wie in Öl gemalt, betrat zunächst, das Gespenst Nelli Zeiler die Bühne. Jahrelang hatte der kleine Geist in seinem verlassenen Gebäude keine Abenteuer mehr erlebt; der kleine Geist, der einst nachts durch die Gänge des Gebäudes spukte, IMG_6976oder in Bilder hineinschlüpfte. Die einst ruhmreiche Zeit, in der die Menschen noch Legenden über seine siegreichen Abenteuer erzählten, waren längst vorbei. So war das Gespenst heute nur noch von Unglück umgeben, und sehr einsam in den Räumen des verlassenen Gebäudes. Um sich seine Langeweile zu vertreiben suchte es entweder nach physikalischen Antworten: „Mit welcher Geschwindigkeit bewegt sich das Licht in einem Rohr R, in dem IMG_6979Wasser mit der Geschwindigkeit V fließt?“, oder fing an am Seeufer zu tanzen. Melancholisch-mystische Musik erklang, und das Mädchen begann sich ganz geschmeidig im Rhythmus der Melodie hin- und her zu bewegen. Dabei sorgten die elektronischen Teelichter unter den verschleierten Händen für eine zusätzliche Spannung.

IMG_6988Ein Mathematiker, der Albert Einstein sehr ähnlich war, betrat urplötzlich zur Überraschung des Gespenstes die Szenerie, und nahm in seinem neuen wissenschaftlichen Atelier Platz. Der Fremde war aber Albert Einstein nicht nur vom Aussehen, sondern auch von seiner wissenschaftlichen Beschlagenheit sehr ähnlich, und so fand das Gespenst in ihm ein ebenbürtiges Pendent. Gleich darauf begann ein Theaterstück mit einem hochanspruchsvollen Sprachjargon, der für Grundschüler oder Vorschulkinder nicht wirklich verständlich aber unglaublich lustig und unterhaltsam daherkam.

IMG_6991„Was sie zweifeln an meiner Existenz?“, empörte sich das Gespenst, das es leider nicht vermochte den Mathematiker zu erschrecken, worauf dieser antwortete:

„An wessen Existenz? Es gibt keinen Zweifel daran, dass Sie weder auf der Erde, noch im Raum existieren. Sollten irgendwann die Experimentalwissenschaften rein wissenschaftlich die Existenz der Gespenster nachweisen, dann werde ich selbstverständlich alle Gründe haben an diese sagenhaften Wesen zu glauben.

IMG_6985Vielleicht wird die Wissenschaft etwas in dieser Richtung unternehmen. Früher hörten die Menschen Beethovens neunte Sinfonie und glaubten an die Magie der Musik. Doch die Wissenschaftler untersuchten sie und vertreten nun Demokrits Sicht, dass die umgebende Wirklichkeit nichts anderes als Sinnestäuschung sei. Ja, dieser Philosoph behauptete bereits vor vielen Jahrhunderten, dass im All, lediglich Atome von unterschiedlicher Größe und Form vorhanden sind, die aber gleiche Eigenschaften und Zusammensetzung aufweisen.“

Tanz 1Mit einer extrem komplizierten mathematischen Formel aus der Quantentechnik und einem gemeinsamen Tanz endete die Erzählung und die beiden Schüler erhielten sehr viel Applaus des Publikums für ihre Darbietung.

Da sich die beiden Akteure für ihren zweiten Auftritt umziehen mussten, folgte nun ein Intermezzo bei dem die Kinder die Möglichkeit hatten zu malen oder in der Bibliothek zu stöbern. Kulissen wurden umgebaut, und zum Vorschein kam ein wunderschönes und gemütliches Wohnzimmer mit einem urigen Bücherregal.

IMG_7013Knapp 20 Minuten später war es dann soweit, und die beiden Kinder standen uns verwandelt für die neue und völlig andere Erzählung gegenüber. „Der Mensch, der aus Amerika kam“, hieß das zweite Svetoslavske Stück, das sich augenscheinlich um einen Roboter drehte.

Zur Geschichte: Tante Olga schickte ihrer Nichte aus Pennsylvania einen Brief, indem sie ihr mitteilte, dass sie ihr einen Eisenmenschen schenken möchte, der ihr fortan bei ihren Tätigkeiten im Haushalt helfen sollte und zudem noch ihr Freund werden könnte. Sprachprobleme wären IMG_7018ausgeschlossen, da der Roboter multilingual programmiert wäre, und daher mehrere Sprachen sprechen und verstehen könnte. 

Aber Tante Olga und ihre Nichte haben leider nicht mit dem Zoll und der bürokratischen Abfertigung gerechnet, wo es unglaubliche große Probleme bei der Einreise des Roboters gab, zumal das Teil ja auch noch zu allem Elend sprach. 
IMG_7023Die Zöllner waren völlig perplex, als sie diesen eisernen Kasten sahen, und noch erschrockener, als dieses Ding plötzlich anfing zu plappern wie ein Wasserfall.

Auch Tante Olgas Nichte hatte anfangs große Schwierigkeiten, erwartete sie doch einen Kavalier mit Blumenstrauß. Stattdessen fand sie einen kalten und mechanischen Kastenmann, der noch nicht einmal wusste, was ein Zoll war.

IMG_7022Auch die Zollbeamten waren sich uneinig, wie sie denn den Roboter versteuern sollten. Der erste wollte ihn wie einen Radio versteuern, der zweite wie eine Rechenmaschine und der dritte wie eine Luxuslimousine.

Der Nichte von Tante Olga wurde dieses hin und her alsbald zu bunt, und sie schlug vor, den Roboter wie einen Primuskocher zu verzollen, also zu dem günstigsten Steuersatz, weil das Herz des Roboters ja nicht aus Gold war, sondern aus Eisen.

IMG_7020Ein unglaublicher Hickhack rund um die Versteuerung des Roboters führte am Ende dann doch noch zu einem Happy-End, nämlich einem Tanz der Nichte mit dem Roboter, und der stillen Botschaft, dass eine tiefere Liebe zwischen Mensch und Maschine in naher Zukunft vielleicht doch möglich ist, allerdings nur platonisch.

IMG_7017Bleibt uns zum Schluss nur noch den beiden Kindern Mikhail Giorgadze und Nelli Zailer unsere Hochachtung dafür auszusprechen, dass sie uns zwei Erzählungen auf einem sprachlichen Niveau präsentiert haben, das weit über den normalen Stund hinausging, und das in einer wundersamen Schönheit und einem Unterhaltungswert, das man so in dieser Form nicht mehr all zu oft im Kinder- und Jugendliteraturbereich findet. Wie schön doch Erzählungen ohne angsterzeugende Horrorzomies, weltfremde Superhelden oder unrealistischer Soundseffekte sein können. Dieser Bericht ist unser Applaus für euer tolles Schauspiel.

Bilder: Alexander Höfer

 

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