Heidelberger Kunstverein bot eine geniale Ausstellung wie sich ein Körper von seinem Körper entfernt! – ANIMUS-KLUB-KIDS erlebten ein geniales audiovisuelles Gefühl!
Eigentlich wollten wir ja in der Stadtbibliothek die Russischen Geschichten besuchen. Eigentlich. Aber irgendwie kam dann doch wieder alles anders, so wie das in der Vergangenheit schon öfters der Fall gewesen war, als wir in Heidelberg eine Veranstaltung besuchen wollten. Die Stadt hatte mal wieder in ihrem Veranstaltungskalender falsch ausgeschrieben, und so gab es in der Stadtbibliothek am heutigen Tage keine Russischen, sondern Spanische Geschichten. Da unsere russischsprechenden Kinder leider kein Spanisch sprechen, wäre der Besuch der Veranstaltung zwar einerseits sicherlich sehr interessant gewesen, hätte aber andererseits nicht wirklich viel Sinn gemacht, weil außer unserem 1. Vorsitzenden hier keiner von uns irgendetwas verstanden hätte.
Aber der ANIMUS KLUB wäre nicht der ANIMUS KLUB, wenn seine Verantwortlichen nicht in der Lage wären kurzfristig das Programm zu verändern, und uns etwas anderes anzubieten. So besuchten wir spontan im Heidelberger Kunstverein die Ausstellung „Sammelstelle für Körperkontaktkunststoffe – Fühle meinen Körper sich von meinem Körper entfernen“, eine Ausstellung, die wir eigentlich erst heute – am Rosenmontag – sehr gerne als alternatives Faschingsprogramm durchführen wollten.
Doch bestimmte Umstände erfordern bestimmte Maßnahmen, und so kamen wir schon eine Woche vorher in den Genuss eines ganz besonderen Gefühlskinos. Uns stand nämlich erstmals eine audiovisuelle Vernissage bevor. Ausgestattet mit Kopfhören, wurden wir nun in die außergewöhnliche Ausstellung buchstäblich hineingezogen. Stimmen begleiteten uns mal sprechend und mal flüsternd zu einer sphärischen Musik durch die Halle des Kunstvereins. Hierbei konnten wir regelrecht fühlen wie wenig später der Geist die Realität ausblendete und wir uns ausschließlich nur noch auf das konzentrierten, was uns im Museum umgab.
Da war zu Beispiel ein Spiegelhologramm, mit dem wir eine andere Topologie – den topologischen Raum – entdecken konnten. Ein Teil des Spiegels war nämlich durchsichtig, und so verschwand urplötzlich auch ein Teil unseres Körpers ins Nichts. Stattdessen konnten wir durch den Spiegel hindurchschauen und sehen, was sich hinter diesem befand. Ein unglaublicher Effekt, der sich uns hier präsentierte und den wir sehr intensiv verfolgten.
Gleich darauf zog uns eine besondere Masse ganz tief in ihren Bann. Dieses spezielle, knetähnliche Material konnten wir nämlich zu unterschiedlichen Konstellationen formen, sprich experimentieren, und dabei gleichzeitig schauen, was passiert und wie sich die Masse ständig verändert. Dass in diesem Kontext auch ganz kreative und unglaublich lustige Momente und Formen entstanden sind, zeigt einmal mehr, wie schön und wie wichtig es doch ist, Kinder frühzeitig an die Kunst des Lebens heranzuführen. Das machten uns Katrin Mayer und Eske Schlüters in ihrem Teil der Ausstellung sehr eindrucksvoll deutlich.
Weiter ging es mit Formen der Selbstaneignung. Hier gab es unter dem Motto: „Elfen gehen sich wiegen“ 46 Zeichnungen von Christine Lemke zu sehen. Unterschiedliche Werke, angefangen von einfachen Skizzen, über farbige Malereien bis hin zu absolut skurriler Kunst, war eigentlich alles vertreten. Besonders im Mittelpunkt standen Assoziationen zu den Geschichten von Wilhelm Buschs frechen Helden „Max und Moritz“. Über diese beiden bekannten Frechdachse wollen wir jetzt aber nichts berichten, sondern euch eher ein paar andere Impressionen dieser Künstlerin präsentieren.
Neben der Mitmach- und Mitfühl-Vernissage gab es im Erdgeschoss noch eine rund 25-minütige Filmschleife von Gitte Villesen für Erwachsene und Kunstkenner.
Im Keller erwartete uns im Studio dann die Sammelstelle für Körperkontaktkunststoffe von David Polzin. Der aus Henningsdorf stammende Künstler beeindruckte uns schon im letzten Jahr bei seiner Präsentation „Dosen, Dschungel, Rivercola – DDR“ auf ein ganz besondere Art und Weise. Heuer ist er mit seiner neue Ausstellung zu Gast im Heidelberger Kunstverein. Diese zeigt in unterhaltsamer Skurrilität eine Sammlung vieler Plastikbestecke, und spiegelt damit unweigerlich das schnelllebige „Café-To-Go-Zeitalter“ wieder. Ganz nach dem Motto: „Hauptsache schnell und billig muss es sein!“ türmten sich unzählige, verschiedenartige Messer, Gabeln, Löffel, ja sogar absolut unnötiger Firlefanz wie Pizzaabstandhalter vor dem Auge des Betrachters auf. Daneben gab es in einer Beistellvitrine noch besondere Flaschenverschlüsse zu sehen.
Ganz spannend wurde es für uns auf der Empore des Museums. Dort befand sich neben einem Tablett, das uns in die Welt der „Postanthropologische Habitate II“ einwies auch eine genial-gespiegelte digitale Animation. Diese erzeugte nicht nur dreidimensionale Körper, sondern sie projektierte unserer Daniella auch einen Heiligenschein auf die Stirn.
Ja, wir haben wieder einiges Interessantes und Spannendes in dem kleinen aber feinen Heidelberger Kunstverein erlebt, und wir freuen uns schon riesig auf die ersten Kunst-Workshops, die im Frühjahr beginnen werden.
Bilder: Slawa Kostin
Diese Berichte könnten euch auch interessieren:
Dosen Dschungel Rivercola | I Am Nothing | Gegen Faulheit | Auschwitz |
Das, was bleibt | Common Cause | [7P] | Zusammen klappt’s (5) |
ANIMUS KLUB
Kreativität und Einfallsreichtum entstehen nur durch neues Erleben und neue Erfahrungen! – (Alexander Höfer)
„Hat euch unser Bericht gefallen?“ – Wenn ja, dann würden wir uns über euer „Like“ und einen Kommentar auf Facebook sehr freuen. Vielen Dank