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(72) Burgfest Dilsberg

Rockabout Aces weckten die Schlossgeister der Feste Dilsberg – Oder – Die gelungene Alternative zum 35-jährigen Jubiläum von Baronin Berg und Diener Tal!

Rock 01   Zuschauer 02

„Nun meine Gnädigste, was gedenken Sie denn heute zu Ihrem 35-jährigen Jubiläum zu tun?“, fragte Diener Tal ergeben die Baronin Berg, indem er sich wie immer  würdevoll vor ihr verneigte.

„Aber mein lieber Tal, Sie alter Schmeichler, Sie! – Das wissen Sie doch. – Wir gehen wie immer auf unsere Ochsenparty, so wie jedes Jahr. Und Sie, lieber Tal, … hie, hie, hie, dürfen mich natürlich wieder anstelle meiner vier verstorbenen Verehrer begleiten!“, antwortete die Baron leicht kichernd.

„Sehr wohl die Dame. Und was gedenken Sie denn heuer dort zu tun?“, wollte der Diener wissen.

„Aber mein werter Tal, das wissen Sie doch. – Zuerst gehen wir wie immer zum Hoheits-Klub. Dort esse ich wie jedes Jahr meinen Hirschbraten mit Knödel, und Sie dürfen in dieser Zeit wieder stellvertretend für meine vier verstorbenen Verehrer mit mir auf mein 35-jähriges Jubiläum anstoßen!“, erwiderte die Baronin. „Und danach, … hie, hie, hie“, sagte die Baronin wieder kichernd „Na ja, … Sie wissen schon!“

„Sehr wohl“, antwortete der Diener höflich grinsend und half der betuchten Dame ganz charmant in ihren Nerzmantel. …

BurgWährend Baronin Berg und Diener Tal sich wie jedes Jahr auf ein kommerzielles „The-same-procedure-as-every-year-Fest“ begaben, liefen fernab in den alten Gemäuern der Feste Dilsberg die letzten Vorbereitungen für das Klassik-Rock-Konzert der Rockabout Aces. Melancholisch mit vielen warmen Lichterketten verziert, präsentierte sich heute Abend die mittelalterliche Ritterburg, sowie der geräumige Innenhof, indem das Konzert stattfand.

Zahlreiche Dilsberger aber auch sehr viele Fans der Gruppe waren Rock 06gekommen, um heute Abend die fünf sympathischen Musiker aus Meckesheim, in diesem außergewöhnlichen Ambiente Open-Air live miterleben zu können.

Das großartige Unplugged-Konzert in der Print-Media-Lounge vor knapp drei Wochen noch in den Ohren, waren wir heute sehr gespannt darauf, wie die Band „laut“, also „plugged“ klingen würde. Gerade die ersten Bekannten getroffen und herzlichst begrüßt, erklangen auch schon die bekannten Gitarrenriffe des großen Scorpions-Klassikers „Rock You Like A Hurricane“ mit dem die Asse heute ihren ersten von drei Konzertsets eröffneten. …

David 01Der allseits bekannte und eingängige Refrain „Here I Am, Rock You Like A Hurricane“, wurde allerdings auf der Ochsenparty völlig anders interpretiert, denn nachdem sich die Baronin ihren Hirschbraten mit Knödeln sowie ein stilles Mineralwässerchen bestellt hatte, hieß es für ihren Diener ab sofort „Here I Am. Ich saufe bis ich nicht mehr kann!“ – Tal hatte nämlich fortan die Aufgabe stellvertretend für alle vier Verstorbenen auf das 35-jährige Jubiläum der Baronin anzustoßen.

Nach dem Riesen-Rockhit aus den Achtzigern füllte sich der Innenhof der Feste Dilsberg immer mehr mit Menschen, und die Rockabout Aces legten gleich mit dem Cameo-Disco-Titel „Word Up“ in der „Hard-Korn-Version“ noch einmal eine weitere Stimmungsnummer hinterher. …

Anstatt „Word Up!“, hieß es für Diener Tal auf der Ochsenparty allerdings „Bier Up!“

„Also lieber Tal, zuerst kommt wie immer mein guter alter Freund und Bürgermeister Schlingel!“

„Sehr wohl die Dame! – Hochverehrte Frau Baronin“, begann der Diener ehrfürchtig. „Ich möchte Ihnen auch stellvertretend für die Gemeinde alles Gute zu ihrem 35-jährigen Jubiläum wünschen!“, fuhr er weiter fort, und leerte gleich darauf mit einem lauten „Prost“ das vor ihm stehende Maß Bier in einem Zuge.

„Vielen Dank Herr Bürgermeister!“, erwiderte die Baronin, indem sie genüsslich ein zartes Stück Hirschbraten zu sich nahm, und Diener Tal beim Weiterlaufen, genauso wie im letzten Jahr, am Stuhlbein des imaginären Bürgermeister hängenblieb und nach vorne stolperte. …

Rock 14Giuseppe 07Trotz der heißen Musik war es mittlerweile ziemlich kühl geworden, und da unser  Vorsitzender seine Jacke vergessen hatte, kaufte er sich zum Wärmen einen heißen Pfefferminztee. „Because The Night“ von Bruce Springsteen stand als nächste Nummer auf der Setliste der Asse, und rockte gleich darauf auch den Burghof, dessen anfangs doch sehr zurückhaltendes Publikum, sich mit jedem Titel einen Schritt näher an die Bühne heranwagte. „Ihr könnt ruhig weiter nach vorne kommen. Wir beißen nicht. Und ich spucke auch nicht, versprochen!“, so der sympatische Sänger und Gitarrist Giuseppe Cortese. …

Spucken hingegen, tat mittlerweile nur einer, nämlich Diener Tal. Dieser befand sich nach vier Maß und einem halben Liter Humpen Rotwein, bereits in der zweiten Getränkerunde, und hatte große Mühe sein Gleichgewicht nicht zu verlieren. 

„So, jetzt mein lieber Tal; jetzt kommt wieder unser lieber Landrat Herr Dr. Vetterisch an die Reihe“, sage die Baronin und nippte ganz dezent an ihrem Wässerchen.

„Seeehr … wooo…hl die … Daaa…meee!“, antworte Tal schon stark beschwipst.

„Lie..beee Frau … Baroooniiin, … äh … Mei … Meinne Teuerste … Hicks. … Äh… Ich gratuuulieree ich … Ihnen … Hicks … zum … äh … fünf-und-Hicks-igen Jubiläääm ganz hellich – Skal!“, sagte der Diener, stieß salutierend die Hacken zusammen, und trank noch im selben Atemzug den zweiten halben Liter Humpen Rotwein erneut auf ex aus. …

Rock 18Thomas 05Die Aces hatten inzwischen mit „Another One Bites The Dust“ von QUEEN einen der bekanntesten Bass-Riffe der Rockmusik angestimmt, und die Zuschauer erstmals durchweg zum Mitklatschen gebracht. Unermüdlich wirbelte Thomas Mai diese mäandernde Melodie aus seinem Bass, und bekam dabei großen Szenenapplaus von einem Publikum, das immer stärker auftaute.

Anstatt „Another One Bites The Dust“, hieß es für den armen Diener Tal mittlerweile „Anotherone sauft den Schnaps“, denn er war in der dritten Jubiläums-Runde angekommen.    

„So mein Guter Tal, jetzt kommt wieder unser allseits beliebter Bundestagsabgeordnete Herr Prof. Dr. Weichensteller“, sagte die Baronin, während der Diener um den Tisch herumtorkelte, und genauso wie im letzten Jahr, erneut mit seinem rechten Fuß am Stuhlbein des nicht anwesenden Landrates hängenblieb, und dabei so stark nach vorne geschleudert wurde, dass er direkt der völlig verdutzten Bedienung lautstark lachend wie ein Lustmolch in die Arme fiel.

„Hicks, … Wöör, … hää hää hää … wöör kooommt, … Hicks?“, lallte der mittlerweile sturzbetrunkene Diener durch das Festzelt.   

„Unser Bundestagsabgeordneter, Herr Prof. Dr. Weichensteller. Den kennen Sie doch. Das war doch derjenige, der mit Hilfe von Bürgermeister Schlingel und Landrat Dr. Vetterisch erreicht hat, dass der Staat die Kosten für die Renovierung unseres Anwesens übernommen hat. Dadurch sind doch unsere hauseigenen Aktien an der Börse so rapide in die Höhe gestiegen und haben riesige Gewinne erwirtschaftet.“, antwortete Baronin Berg.

„Aaahhh,… Hicks, … Söööhr,… söööhr wooohl, … die Daaam … Hicks … die Daaamää! … Awwess … Guutää zum … Hicks … Juuwiläääumm … Frauuu Ba… Hicks … rockin!“, antwortete Tal, und kippte sich die dritte halbvolle Schnapsfalsche auf ex hinter die Binde. …

Rock 17„No more Mr. Nice Guy“ von Alice Cooper und ein exzellent gespieltes „All Right Now“ von Free brachten als nächstes den Innenhof des alten Gemäuers zum Beben. Gerade der einfache Refrain des Free-Titels wurde lautstark von dem immer stärker ambitionierten Publikum mitgesungen. Auch an diesem Abend rotierten die Asse wieder gekonnt an den Lead-Vocals, und brachten so unglaublich viel Abwechslung ins Spiel. „Seid ihr gut drauf?“, fragte Sängerin Rock 10Jessy Rupp die immer noch applaudierende Zuschauermenge. Ein lautes „Ja“ erschallte durch den Burghof, was die Band zum Anlass nahm, sich mit dem Song „One Way Or Another“ von Blondie zu bedanken. …

Diener Tal mutierte in der Zwischenzeit alles andere als zu einem „Mr. Nice Guy“, und sein geistiger Zustand war ebenfalls alles andere als „in Ordnung“, denn er schwankte wie ein Pendel um den Tisch der Baronin herum, blieb dabei noch öfters an den Stuhlbeinen der nicht mehr unter uns weilenden Herrschaften hängen, und konnte sich wirklich nicht entscheiden, welchen Weg er nehmen sollte. Linksherum oder rechtsherum. Also legte er sich direkt mit einem lauten „Seufzer“ bäuchlings auf den Tisch.   

„So mein lieber Tal, jetzt kommt zum Schluss wieder wie immer mein guter alter und bester Freund Dagobert Arm. Und er bekommt ja als Dankeschön dafür, dass wir ihm regelmäßig unsere Schuld in die Schuhe schieben konnten, wie jedes Jahr eine Flasche Whisky!“, sagte die Baronin zu ihrem Diener, der mittlerweile wieder aufgestanden war, und gerade dabei war sein Gleichgewicht damit zu stabilisieren, indem sich an einem Putzmob festhielt, und sein Kinn auf das Stielende legte. …   

Rock 04Derweil spielten die Rockabout Aces den Riesenhit „I shot the sherif“ von Bob Marley, in einer unglaublich rockigen Reggae-Version. Der beliebte Titel, mit dem interessanten Revoluzzer-Refrain „Ich habe den Scheriff erschossen, aber Rock 11leider nicht den Stellvertreter!“, kam auch hier in der Feste Dilsberg genauso hervorragend an wie das Anschließende „Cocaine“ von J.J. Cale bei dem Gitarrist David Müller das Publikum schwer beeindruckte, indem er einen Teil des Solos hinterrücks, also mit der Gitarre über dem Kopf spielte.

Diener Tal hingegen brauchte aufgrund seines derzeitig schleudertraumatisierten Zustandes wirklich kein zusätzliches Kokain, oder musste auch keinen Ordnungshüter erschießen, um wenig später den Vogel endgültig abzuschießen.

„Tal !?!“, rief die Baronin.

„J…, J…, Jaaahh … Mi…, Hicks … Milai … Huu … Milaydii. … Hicks…, … A … Al … Guu…, Hicks …,  Guut, … zum … Hicks … Sch… Hicks … eiße… Hicks …!“, lallte Diener Tal, und soff gleich darauf anstatt des Whiskys, den unmittelbar daneben stehenden Eimer mit Spülwasser. …

Jessy 01Jessy 03Passend zu dieser Situation spielten die fünf Musiker auf der Feste Dilsberg den Riesenhit „Black Velvet“ von Alanah Myles, ebenfalls ein Lied, das sich durch eine eingängige Bass-Line ganz schnell in die Gehörgänge der Zuhörers frisst. Hervorragend interpretiert und ganz dicht am Original präsentierte Sängerin Jessy Rupp diese Nummer, wie wenn es ihre eigene wäre, und bekam dafür riesigen Applaus vom Publikum.

Diener Tal benötigte allerdings jetzt keinen Black Velvet (Kanadischer Whiskey) mehr. „Er hatte fertig!“ So fragte er begleitet von einem riesigen Rülpser die Baronin: „Uuu … Uuu … waaa… maa… Hicks… waaas … wasmaaa … Hicks … maaa … jetzt … Frau Baa … Hicks Baa … hockerin … Hicks?“

„Aber Tal, das wissen Sie doch, mein Guter! Jetzt haben Sie wie immer die Ehre mit mir, genauso wie im letzten Jahr, zehn runden Turbo-Kringel zu fahren!“, antwortete Baronin Berg, und packte ihren Diener unter dem Arm, während im Hintergrund eine schrille weibliche Stimme begleitet von einer ohrenbetäubenden Tröte durch den Lautsprecher rief: „Hui, hui, hui! … Leute, jetzt geht es wieder ab hier! Alles Einsteigen! Die nächste Runde geht wieder rückwärts, hui, hui, hui….“ …

Wahrscheinlich kannten die Rockabout Aces den trinkfesten Diener und spielten deshalb an diesem Abend, oder gerade für ihn, sowohl den Bon-Jovi-Titel „You Give Love A Bad Name“, als auch das berühmte „Notbush City Limits“ von Ike & Tina Turner, denn Tal Zuschauer 03gab mit seinem Verhalten nicht nur der nachfolgenden Generation ein sehr schlechtes Vorbild als Mensch, sondern auch in Sachen Liebe; und ein Limit kannte der „Junge“ zu diesem Zeitpunkt sowieso nicht mehr. Schreiend, und auf allen Vieren auf dem Boden herumkrabbelnd, suchte er mit einer Lupe in der rechten Hand vergeblich nach der Baronin, die leider schon lange mit einem neuen Verehrer nach Hause gegangen war, und musste sich wenig später aufgrund eines extrem starken Unwohlseins mehrfach hinter einer Schießbude übergeben.

Rock 19Während Tal dann auch noch auf dem Nachhauseweg lautstark grölend in das ortsansässige Kleberbächlein hinunterkullerte, und er in dieser Situation ebenfalls nicht mehr wusste, wo er sich eigentlich befand, beendeten die fünf Musiker der Rockabout Aces gerade ihren ersten Set mit den beiden Titeln „Proud Mary – Rollin‘, rollin‘, rollin‘ down the river“ von CCR, und „Far far away“ von Slade. 

Sascha 02Im Gegensatz zu Diener Tal, der diese Nacht am Fuße des Kleberbächleins verbrachte, und sich am anderen Morgen beim besten Willen nicht mehr daran erinnern konnte, wie er eigentlich hier her kam, und was eigentlich passiert war, boten uns die Rockabout Aces auf der Feste Dilsberg noch einmal bis weit nach der Geisterstunde zwei großartige Sets mit sehr vielen Klassikern aus der Rockmusik, verbunden mit dem großartigen Show-Moment, bei dem der Schlagzeuger Sascha Köttig den Johnny-Cash-Song „Ring of Fire“ mit brennenden Schlagzeugstöcken spielte.

An dieser Stelle möchten wir uns noch ganz besonders bei David Ruckes, dem Fotografen der Band bedanken, der uns diese tollen Bilder für unsere Berichterstattung zur Verfügung gestellt hat.

 

 

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