„Und die Moral von der Geschicht, trau‘ nicht des Pfaffen Arschgesicht!“ – Mittelalterliches Liedgut, traditionelles Handwerk und die „Große Schlacht“ begeistern ANIMUS-KLUB-Kids in ADVENTON!
Seit dem letzten Sommer ist dieses idyllische Mittelalterdorf am Fuße von Osterburken nicht mehr von unserem Programmplan wegzudenken. Einmal einen ganzen Tag in der Zeit zurückreisen, um zu erleben, wie die Menschen damals gelebt, gekocht oder gebacken haben, bzw. welche Handwerkskünste sie ausübten, sind immer noch ganz faszinierende Erlebnisse und Erfahrungen, die vor allem für das spätere Leben unserer Kinder von ganz großer Bedeutung sein können. Mit knapp 100 Kilometern Entfernung ist ADVENTON zwar die entfernteste Vereinsaktivität, die wir unseren Familien zwei Mal im Jahr ermöglichen, aber diese keine Reise ist allein schon von der Fahrt her gesehen, Balsam für das Wohlbefinden.
So auch dieses Mal. Obwohl es eigentlich wieder sehr stark nach Regen aussah, und der Himmel über Nußloch und Umgebung an diesem Tag des Öfteren seine Schleusen öffnete, beschütze uns unser Wettergott auch bei diesem Ausflug, denn in ADVENTON regnete es keinen einzigen Tropfen. Dennoch begrüßten uns beim Betreten des Geländes ziemlich aufgeweichte, teils auch schlammige Gassen und Wiesen. Es musste also auch in Osterburken die Tage zuvor geschüttet haben wie aus Kübeln.
Wie immer früh angekommen, hatten wir nun die Möglichkeit alles in aller Ruhe anzuschauen, und absolut stressfrei die einzelnen Programmpunkte und Highlights des Tages zu besuchen. Als „Die Große Schlacht“ angekündigt, und das Ritterfest und das Wikingerfest des letzten Jahres noch in sehr guter Erinnerung, hatten wir dieses Mal eine etwas höhere Erwartungshaltung, und wurden in dieser Hinsicht, um es gleich einmal vorweg zu nehmen, absolut nicht enttäuscht.
Das erste, was wir uns am heutigen Tage anschauten, war das Freie Training, bei dem sich gut 200 Krieger für die „Große Schlacht“ am Nachmittag vorbereiteten. So bekamen wir auf der „kleinen Wiese“ im hinteren Teil ADVENTONS schon einmal einen kleinen Vorgeschmack wie früher im Mittelalter gekämpft wurde. Da dieser Kampf ja mit echten Waffen, also richtigen Äxten, Lanzen und Schwertern ausgetragen wird, war besondere Vorsicht geboten. So schied jeder Ritter der am Körper berührt wurde aus, und verabschiedete sich beim Publikum, indem er in schauspielerischer Glanzleistung tot umfiel. Alsbald schon präsentierte sich uns die „kleine Wiese“ als „totes Schlachtfeld“.
In großer Vorfreude auf das, was uns heute Nachmittag noch erwarten würde, schlenderten wir als nächstes über den großen Mittelaltermarkt. An einem Stand gab es nicht wunderschöne handgefertigte Kunstwerke aus Glas – alle möglichen Tiere, Fantasiefiguren, aber auch abstrakte Sachen – zu bestaunen, sondern auch Essig in allen Variationen zu kaufen. Hier wollten sich unsere Kinder doch das eine oder andere Schmankerl mit nach Hause nehmen.
Da wir aber noch den ganzen Tag hier verbringen sollten, und auch noch einige Aktivitäten anstanden, bei denen diese wertvollen Dinge durchaus zerbrechen konnten, entschieden wir uns dafür, diese Kostbarkeiten erst am Ende der Veranstaltung mit nach Hause zu nehmen.
Als nächsten Programmpunkt gab es im Burghof mittelalterliche Musik zu hören. Hier präsentierte die Gruppe Drachenmond Musik mit ganz außergewöhnlichen Instrumenten. Dabei gab es neben allerlei „Schabernack-Reim-Liedern“, wie dem des „Pfaffen Arschgesichtes“ auch zwischen den einzelnen Stücken Instrumentenkunde. Hierbei erklärten uns die beiden Musiker zum Beispiel wie ein Dudelsack oder eine Schalmei und auch andere, bis dato noch niemals gesehene, Blasinstrumente, funktionieren. Zusätzlich erfuhren wir sehr vieles über die Geschichte dieser Instrumente und deren Herkunft.
Gewinnspiel:
Aus welchem Land stammt der Dudelsack?
a) aus England
b) aus Schottland
c) aus Irland
d) aus dem Orient
Wer uns als erstes die richtige Lösung unter alexander.hoefer@animus-klub.de zusendet, erhält freien Eintritt bei unserem nächsten Besuch in ADVENTON. Mitmachen dürfen wie immer alle Kinder im Alter zwischen 7 und 15 Jahren. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Mittlerweile meldete sich bei uns der Hunger zu Wort, und da uns aus dem hiesigen „Spießbürger“, ein unglaublich leckerer Duft entgegenwehte, entschlossen wir uns dafür, erst einmal festlich zu speisen, und hier auch von dem im Lehmofen herzhaft-gebackenen Dinkelbrot zu kosten, bei dessen Zubereitung wir live dabei sein durften. Aus Sicherheitsgründen mussten wir jedoch hinter einer Absperrung warten, während der Backmeister die holzscheitelgroßen Brote in dem glühend-heißen Ofen so lange hin- und herschob, bis sie richtig knusprig waren.
Da die Brote noch einige Minuten benötigten bis sie fertig waren, schauten wir in dieser Zeit einer „Spinnerin“ bei ihrem Handwerk zu. Hierbei erklärte uns die Frau nicht nur alles Wissenswerte über eine der ältesten Techniken der Menschheit, sondern sie zeigte uns auch, wie man ursprünglich gesponnen hat. Beim Spinnen, also dem Teilprozess, werden Wollfasern zu einem Faden verzogen bzw. verdreht. Per Hand und mit einer Spindel spann die Frau nun ganz geschickt die mitgebrachte Wolle zu Garn, und ließ uns einige Zeit später diesen Prozess auch einmal versuchen. Hier waren wir sehr überrascht wie einfach es eigentlich war, einen Faden zu erstellen.
Gerade mit der Fadenproduktion vertraut, holte auch schon der Backmeister die fertigen Dinkelbrote aus dem Lehmofen. Gut gesättigt von diesen großen und heißdampfenden Energiebeuteln, betrachteten wir gleich darauf die mittelalterlichen Musikinstrumente, darunter vorwiegend harfenähnliche Zupfinstrumente (Laien) und Streicher. Natürlich durften wir auch das eine oder andere Instrument mal kurz ausprobieren, und dabei dessen traditionellen Klängen lauschen.
Noch begleitet von den märchenhaften Melodien, die uns der Verkäufer vorspielte, konnten wir als nächstes der Drechslerhandwerkskunst beiwohnen. Hier durften wir dem Meister dabei zuschauen, wie er an seiner Bank aus Holzscheiteln die tollsten Formen und Gegenstände erstellte. In diesem Zusammenhang erklärte uns der nette Mann auch ganz genau die Feinheiten eines der ältesten Gewerke der Welt. Das Drechslerhandwerk geht zurück bis auf das 7. Jahrhundert vor Christus, und wurde von den Kelten über den Mittelmehrraum nach Nordeuropa gebracht. In dieser Handwerkskunst, wurde aber nicht nur Holz, sondern auch Bronze, Elfenbein, Kalkstein, Marmor oder Schiefer verarbeitet.
Einen Stand weiter konnten wir dann Kerzen anmalen. Ähnlich wie beim Batiken standen uns hierfür sehr viele Farbdosen mit unterschiedlichen Farbtönen zur Verfügung. Unter Anleitung einer Kerzen-Expertin, erstellten unsere Kinder nun, quasi im Handumdrehen, wunderschöne regenbogenfarbene Kerzen, als Mitbringsel für die Eltern.
Etwas weiter, erweckte gleich darauf eine Bäuerin mit einer Pfauhenne auf dem Arm unsere Aufmerksamkeit. Klar, dass wir uns dieses Tier einmal etwas genauer betrachten wollten. Das Streicheln war zwar ein bisschen schwierig, da Pfauhennen generell sehr scheu sind, aber es war schon eine sehr schöne Erfahrung dieses Tier einmal ganz aus der Nähe erleben zu dürfen.
Als nächstes wurde es wieder ritterlicher, denn im hinteren Teil ADVENTONS durften wir uns als Ritter verkleiden. Dieses Unterfangen war, um ehrlich zu sein, im wahrsten Sinne des Wortes, nicht gerade einfach, denn allein schon das Kettenhemd wog stolze vier Kilo. Dann noch einen Helm und ein Schild tragen, und in dieser steifen Montur auch noch marschieren. „Huh, das war in der Tat reinste Schwerstarbeit!“ Anders als die Schwertarbeit; deren wunderschön geschmiedeten Schwerter bei weitem nicht so schwer waren, wie sie aussahen, und vor allem nicht so schwer wie das Kettenhemd. Spätestens als der Verkäufer uns erlaubte, dass wir diese edlen Teile einmal in die Hand nehmen dürfen, fühlten wir uns das erste Mal wirklich wie Ritter.
So langsam wurde es allerdings spannend, hier auf ADVENTON, denn die Mannschaften formierten nacheinander ihre Krieger zum Aufmarsch in die Kampfarena. Die „Große Schlacht“ auf der Wotanwiese stand unmittelbar bevor, und so machten wir uns auf den Weg Richtung Gefechtsfeld, um noch einen guten Platz in der ersten Reihe zu ergattern.
Dort angekommen, hatten schon einige Gruppen Stellung für die Feldschlacht bezogen. Fünf Durchgänge mit unterschiedlichen Disziplinen präsentierten uns nun die gut 300 Protagonisten und Verfechter des mittelalterlichen Lebens. Angefangen von Team gegen Teamschlachten, bis hin zu Einzelgefechten, bei denen jeder gegen jeden kämpfte, bekamen wir in den nächsten 30 Minuten ein sehr unterhaltsames, hollywoodähnliches Spektakel geboten, das über die komplette Verweildauer von lauten mittelalterlichen Schlachtrufen begleitet war.
Die Große Schlacht von ADEVENTON 2014
Zwar war es hier für uns als Zuschauer ziemlich schwierig die Spiel- oder besser gesagt Schlachtregeln zu erkennen, aber wir hatten schon das Gefühl, dass die Herren Ritter wussten, was sie da für ein Szenario fabrizierten, und dass sie dabei, auch wenn sie im Kampf zu Tode kamen, genauso wie wir beim Zuschauen, jede Menge Spaß hatten.
Bilder: Alexander Höfer
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(Walther von der Vogelweide, 1170/75)
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