„Hat sich Ihre politische Einstellung in den letzten 25 Jahren verändert?“ – „Wie stellen Sie sich ein neues gesellschaftliches System vor?“ – „Welches waren die bedeutendsten Momente in Ihrer politischen Karriere?“ – ANIMUS-KLUB-KIDS und ETS-Schüler lassen Dr. Gregor Gysi aus dem politischen Nähkästchen plaudern!
Viele Politiker bezeichnen den sozialen Zerfalls als Hirngespinst einiger Linken und reden das Problem klein. Nicht so Dr. Gregor Gysi, der sowohl im Bundestag, als auch in den Medien ganz offen über die Hintergründe und die Folgen dieses vorhandenen Phänomens spricht. Im zweiten Teil unseres Interviews stellten wir Fragen zu seiner politischen Karriere und seinen bewegendsten Momenten.
Auf unsere Frage, wie er sich denn die neue Gesellschaft vorstelle, antwortete er, dass sich diese besonders gut am Beispiel der Ungleichverteilung des Eigentums darstellen lasse. Er wolle Steuergerechtigkeit schaffen, und das hieße in diesem Fall nicht eine „überzogene“ Reaktion, sondern eine Anhebung der Kapitalertragssteuer um fünf Prozent. Dies begründete er damit, dass die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer werde. So benutzte er die Zahlen einer Studie, bei der aufgeschlüsselt wurde, dass die 62 reichsten Menschen der Welt genauso viel besitzen wie die unteren 3,6 Milliarden Menschen. Die Kluft, die sich hier bildet, vergrößert sich immer weiter, was man mit folgendem Beispiel nachweisen kann: Fünf Jahren zuvor besaßen nämlich noch die reichsten 388 Menschen so viel wie die unteren 3,6 Milliarden.
So könnte man mit einer Steuerreform eine sehr viel höhere Sozialgerechtigkeit herstellen. Es gibt eine kleine Rechenaufgabe, die dies wundervoll beweist: Geschätzt haben diese Leute zusammen rund eine halbe Billion Dollar. Um sich vorstellen zu können, wie viel das ist, ist es interessant zu wissen, dass, während die Reichen diese unvorstellbare Summe besitzen, die armer Hälfte der Weltbevölkerung noch eine viel größere Summe an Kapital verloren haben, etwa eine Billiarde.
Wenn man von der genannten Steuererhöhung ausgeht, dann ist festzustellen, dass den Armen jährlich wieder einen Betrag von 25 Milliarden Dollar zu Verfügung stünde – nur davon ausgehend, dass tatsächlich nur die 62 Reichsten diese Kapitalertragssteuer zahlen müssten. Wenn diese Steuer jedoch auf alles Eigentum, das über dem Durchschnitt liegt, erhoben werden würde (das heißt nur auf das, was die Besserverdienenden tatsächlich mehr verdienen), so könnte man das ganze Problem lösen und es wäre mehr als genug Kapital vorhanden, um soziale Projekte im In- und Ausland zu unterstützen.
Der Bundestagsabgeordnete geht sogar noch einen Schritt weiter und fordert, auf alle Gelder, die über 100.000 Euro liegen, eine Steuer von 53 %. Für alles, was unter 100.000 Euro läge, würden weiter die normalen Steuersätze gelten.
Ein weiterer wichtiger Punkt, so Gysi, sei, dass man auf gar keinen Fall öffentliche Einrichtungen verkaufen dürfe, da sonst der ökonomische Zweck dieser Einrichtungen in den Vordergrund gerückt werde. Er erläuterte dies am Beispiel eines Krankenhauses. Wenn dieses Krankenhaus nun an einen Investor verkauft werden würde, so ist einleuchtend, dass dieser Investor auch einen Gewinn sehen möchte. Somit würde man das Geld, also die Wirtschaftlichkeit, in den Vordergrund stellen, und nicht die Interessen der Bürger, nämlich die Gesundheit.
Gysi nennt zudem die Gleichstellung der Geschlechter als einen entscheidenden Faktor die Übervölkerung der Welt zu vermeiden. Zum Beispiel in dem man das Geld gerechter verteilt, denn wer mehr hat, braucht sich im hohen Alter gar keine Sorgen über sein restliches Leben zu machen und wird deshalb auch die Altersvorsorge durch eine hohe Zahl an Kinder zurückstellen, und eher überlegen, ob er wirklich noch ein Kind braucht. Die Übervölkerung ist auch ein Problem der Diskriminierung der Frau, da durch mehr Arbeit außerhalb ihres Haushalts auch die Kapazitäten für die Betreuung der Kinder schrumpfen würden.
Zu der Frage, was er von Rot-Rot-Grün hält, positionierte sich Dr. Gregor Gysi wie folgt. „Nur unter der Bedingung, dass Steuergerechtigkeit wieder hergestellt und dann zusammen mit der SPD und den Grünen ein sozialer Schub organisiert werde könne, wäre seine Partei bereit eine Koalition einzugehen. Wenn das nicht möglich ist, dann mache eine solche Regierung keinen Sinn. Gysi betonte aber auch, dass er ein solches Bündnis für sehr unwahrscheinlich hält.
Auf die Frage, welches denn die bewegendsten Momente seiner politischen Karriere waren, nannte Dr. Gregor Gysi seine Rede auf dem Alexanderplatz vom 4. November 1989, seine Rede bei der Kundgebung 1990, sein Gespräch mit Nelson Mandela und sein Gespräch mit dem leider vor kurzem verstorbenen Fidel Castro, sowie seine Rede im Bundestag für den Einsatz der Bundeswehr im Libanon, wofür er sogar von FDP-Politikern Briefe und Danksagungen erhalten hätte.
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Bericht: Keno Guzy
Bilder: Max Mouhlen & Nico Rupp
Bildbearbeitung: Jannik Jansen
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