„Theaterspielen hält jung!“ – Ü-60-Theatergruppe bot mit einigen Youngsters ein hochamüsantes und sehr unterhaltsames Theaterstück rund um Pennys Würstchenbude in der Heidelberger Theaterwerkstatt!
Eine mit Graffiti verzierte Würstchenbude, ein Stehtisch und ein paar Stühle, mehr Requisiten brauchte es nicht für dieses exquisite, und teils feurig scharfe Theaterstück, rund um Deutschlands beliebtestes „Fastfood“ – Die Currywurst.
Was erlebt man denn tagtäglich so alles als Currywurstverkäuferin an einer Autobahnraststätte. So das Hauptthema des Theaterstücks, das seit November 2015 insgesamt sechs Mal in der Heidelberger Theaterwerkstatt von der Ü-60-Theatergruppe mit ganz großem Erfolg aufgeführt wurde.
Auch heute, zum großen Finale, konnte die Regisseurin des Stücks, Frau Beate Metz, ein bis auf den letzten Platz ausverkauftes Haus ganz herzlich begrüßen.
Ein wenig den Charme der berühmten achtziger Serie „Die drei Damen vom Grill“ widerspiegelnd, könnte man den ganz gewöhnlichen „Alltagshorror“, der hier von den Protagonisten fast zwei Stunden lang exzellent auf die Bühne gestellt wurde, durchaus als eine neue und zeitgemäße Fernsehserie mit dem Titel „Die Dame vunn de Körriworschbud“ präsentieren.
Besonders die Hauptcharaktere – Imbissbudenbesitzerin Penny – gespielt von Waltraud Schmidt, kommt, sowohl vom Aussehen als auch von ihrer „nicht-auf-den-Mund-gefallen-Art“, der beliebten Brigitte Mira sehr nahe. Hinzu gesellt sich gleich zu Beginn mit der Sandlerin Herta – gespielt, von der ebenfalls großartig agierenden Gustel Huber – auch die berühmte „kurpälzische Gosch“, die unterhält und gefällt.
Wenig später spielen sich vor der Bude sehr viele „chaotische“ Szenen ab, die uns allen in irgendeiner Form schon einmal im Leben begegnet sind. Total gestresste Urlauber auf der Durchreise, aber auch Reisende mit unmöglichen Manieren, führten uns auf eine ganz anständige und eindrucksvolle Art und Weise vor Augen, wie respektlos und teilweise auch peinlich sich viele Mitmenschen in der Öffentlichkeit verhalten.
Da war zunächst der arrogante verheiratete Geschäftsmann Dr. Meier-Leonhard, der gerade mit seiner jungen Sekretärin und Geliebten einen Kurztrip nach Holland machte, und sich in der Öffentlichkeit von ihr Siezen ließ, damit niemand sein Fremdgehen bemerken konnte.
Als nächstes kam die typisch „vorbildliche“ deutsche Spießerfamilie – Eltern mit Kind – ins Spiel, die ihre liebenswerte und geistig absolut topfitte Großmutter noch schnell vor ihrem Urlaub ins Altersheim verfrachten wollten, was der unglaublich pfiffigen Oma – gespielt von der brilliant agierenden Gisela Gutflisch – überhaupt nicht in den Kram passte, und sie deshalb ihrem Schwiegersohn ganz energisch mit ihrem Gehstock drohte.
Weitere „Nerver“ fanden sich rund um die Currywurstbude ein. Große Sprüche klopfende Motorrad-Rocker bei der Pinkelpause, eine Dänische Familie, deren Vater jeden Schritt und Tritt seiner Familie auf Video festhalten musste, um nach dem Urlaub ein tolles Video zusammenschneiden zu können, sowie drei gestresste Managerinnen, die aufgrund von Emanzipationskomplexen Männern unbedingt einmal zeigen wollten, dass Frauen besser sind.
Alle bereicherten das Schauspiel, und unterhielten das Publikum sehr, mit ihren teils authentischen, teils klischeehaft-überspitzten Verhaltensweisen.
Bei einem solchen Szenario durfte natürlich auch die „High-Society“ nicht fehlen, und so besuchten auch zwei Ehepaare, die gerade auf dem Weg zu einem Konzert der „Drei Tenöre“ waren, die Autobahnwürstchenbude von Penny. Selbstverfreilich war es unter der Würde der beiden Damen an einem solchen primitiven Etablissement etwas zu essen oder zu trinken. Hier machten die Schauspieler ebenfalls gekonnt auf das hochinteressante und nicht selten in unserer Gesellschaft vorhandene Phänomen aufmerksam, dass Reichtum leider nicht vor „Dummheit“ schützt.
Auch zwei Paare, die sich vor kurzem sexuell etwas umorientiert hatten, erheiterten das Leben vor Pennys Bude enorm, trafen sich doch die geschiedenen Eheleute jeweils mit einem neuen männlichen Partner, was vor allem bei der Ehefrau Bestürzung hervorrief, musste sie doch entsetzt zur Kenntnis nehmen, dass ihr Ex-Gatte schon während ihrer Ehe homosexuell war, oder vielleicht bi (!?!)
Drei Nonnen, die aufgrund ihrer Emotionen nach einem Udo-Jürgens-Konzert auf der Bühne dahinschmolzen, und in diesem Zusammenhang auch ein paar unanständige Witze über sich und den Papst vom Stapel ließen, erheiterte das Publikum genauso, wie die etwas verwirrte Rentnerin Karin, die sich auf der Flucht befand, und die drei Lehrerinnen, die einen Kreativurlaub planten, um auch mal loslassen zu können.
Ebenfalls für Furore sorgte eine holländische Familie, die an Pennys Currywurstbude Pannekoken kaufen wollte, und deren zwei Teenager kreischend vor überschäumender Euphorie den Sänger Nick Carter von den Backstreet Boys anhimmelten, und dabei das bekannte pubertäre Mädcheneifersuchtsdrama „Er hat mich angeschaut und nicht dich!“ überauthentisch genial zum Ausdruck brachten.
Als Krönung gab es dann im ersten Akt noch einen fulminant gespielten Mord, vorgetragen von einem Schauspielerehepaar, dass die Wirkung und Authentizität ihrer Szene einmal in der Realität ausprobieren wollten, sowie die Geschichte von Frau Dr. Schmöller über die „vergebliche“ Suche nach der großen Liebe in Berlin.
Kurzum, es war eine ganz große Freude diesem gemischten Ensemble zwei Stunden lang zuzuschauen, und im zweiten Akt dann mitzuerleben, was sich alles nach drei Wochen Urlaub entweder verändert oder verschlimmbessert hatte.
Zum Schluss bedanken wir uns ganz herzlich bei Frau Beate Metz, die uns die Pressefotos von Herrn Frank Lünstroth (Theaterwerkstatt Heidelberg) für unseren Artikel zur Verfügung gestellt hat, und möchten an dieser Stelle unseren ganz großen Respekt gegenüber den Menschen zum Ausdruck bringen, die jenseits der 80 Jahre noch den Mut haben, aber auch die Kraft besitzen, auf die Bühne zu gehen und ein so unterhaltsames Prachtstück zum Besten zu geben. „Chapeau!“ – Mehr Informationen findet ihr auch unter: Theaterwerkstatt Heidelberg.
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