„Von Prinzen, Wölfen und Kraut.“ – Mannheimer Stadtbibliothek fütterte in Kooperation mit ViVaVostok interessierte Kinder und Eltern mit sehr anspruchsvollen Rumänischen Märchen!
„O ştiucă o broască şi und crab vor să aducă un sac din apă la mal. Dar cum reuşesc ei, dacă fiecare trage intr-o-altă direcţie? Şi cum să-ţi găseşti fericirea fiind un prinţ singuratic într-un palat de sticlă, şi cum poate un ţăran să-şi aducă capra, varză şi lupul pe celalalt mal al unui rîu?“
„Ein Haus, ein Frosch und ein Krebs wollen einen Sack aus dem Wasser an das Ufer bringen. Aber wie kann das gelingen, wenn jeder in eine andere Richtung zieht? Wie findet man als einsamer Prinz in einem Glaspalst das Glück? Und wie schaffte es der Bauer eine Ziege, einen Kohlkopf und einen Wolf über den Fluss zu bringen?“, so die Übersetzung, der nicht für jeden Leser verständlichen Einleitung.
Die Mannheimer Stadtbibliothek bietet schon seit zwei Jahren seinen kleinen Besuchern einen ganz tiefen Einblick in die Literatur- und Märchenwelt anderer, für uns oft unbekannterer Länder. Vor zwei Jahren den russischen Kinderbuchautor und Liedermacher Andrej Usatschow, sowie den Illustrator Igor Oleinikow kennengelernt, entführten uns heute die beiden Illustratorinnen Livia Coloji und Irina Dobrescu in die Märchenwelt ihres Heimatlandes Rumänien.
„Rumänische Märchen haben wir noch niemals gehört“, so unsere Kiddies. Dementsprechend waren wir natürlich alle sehr gespannt darauf, welche Geschichten uns aus dem Land der Karpaten und Siebenbürgen erwarten würden.
Das Interessanteste an den Veranstaltungen von VivaVostok ist immer die Bilingualität, sprich, die Märchen werden zunächst in der Fremdsprache, in diesem Fall auf Rumänisch vorgelesen, damit die Interessierten einmal den Klang einer für sie vielleicht neuen Sprache hören können, und danach in der deutschen Übersetzung.
Aus diesem Grund waren neben den beiden rumänischen Illustratorinnen, noch die Moderatorin Diana Balanescu als Übersetzerin, sowie die Schauspielerin Angelika Baumgartner zum Vorlesen der deutschen Version anwesend. Zum Verinnerlichen der Geschichten wurden die Märchen visuell an einer Leinwand begleitet, auf der die Besucher jeweils die einzelnen Schlüsselszenen anschauen konnten.
„Der Rabe und der Fuchs“, von Gheroghe Asachi war die erste Fabel, die uns vorgetragen wurde, und die wir zu unserer großen Überraschung sogar kannten, wenn auch nicht in dieser wunderschönen übersetzten Sprache, von der wir euch hier sehr gerne eine kleine Kostprobe geben möchten:
„Wenn dein Gesang nur so süß ist
wie der Dufthauch deiner Federn,
nenn ich Nachtigallsingen Zetern“.
Dem Raben schwoll vor Stolz die Brust,
den Schnabel voller Sangeslust.
Er öffnete und wollt singen,
der Käse zur Erde tat springen.
Da schnappte den Käse der Fuchs
und schlang ihn hinunter flugs.
Die zweite Fabel von Anton Pann „Der Hirte und der Esel“ war uns dann allerdings unbekannt, und wir betraten ein völlig neues Märchenwelt-Terrain. Auch hier brillierte die Schönheit der Sprache, sowie die anspruchsvolle, und besonders kindgerechte Atmosphäre der Geschichte. Fernab, von den uns bekannten, düstern und gewaltgetränkten Märchen der Gebrüder Grimm, die Kindern nicht selten besonders große Ängste einjagen, erfreute diese Fabel die Anwesenden mit einer besonderen Geschichte, die uns vor allem eines, zum Nachdenken anregte, anstatt uns das Fürchten zu lernen.
So auch die Geschichte „Der Wolf, der Bock und der Kohlkopf“, die ebenfalls aus der Feder von Anton Pann stammte, und die unsere kleinen Zuhörer mit der schwierigen Aufgabe konfrontierte, wie man einen Wolf, einen Bock und einen Kohlkopf sicher über einen Fluss bringt, ohne dass der Wolf den Bock, oder der Bock den Kohlkopf auffrisst. Intelligent gestrickt, verschafft diese Fabel den Kindern die Möglichkeit in bestimmten – schwierigen – Situationen lösungsorientiert zu denken, und ein Problem mal aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten, um so vielleicht eine geniale Lösung zu finden. „Wohl den Kindern, die von ihren Eltern in früher Kindheit mit solchen lehrreichen Märchen konfrontiert werden, denn sie werden wahrscheinlich eines, nämlich richtig gute Schüler!“
Zum Finale des Tages, gab es dann das großartige Unterhaltungsmärchen „Der Wolf, der Poker spielte“ von Irina Dobrescu. Allein schon der Titel veranlasste das Publikum zu einem erheiternden Lachen, und die Geschichte, die danach vorgetragen wurde, hätte amüsanter und unterhaltsamer kaum sein können. Bereits schon in der rumänischen Fassung können wir erahnen, dass die Kartenwerte offensichtlich besondere Merkmale hatten, damit der Wolf am Ende das Spiel immer gewinnen konnte.
Und in der Tat, hatte es etwas ganz Besonderes mit den Karten auf sich, den der Wolf verfügte über die Fähigkeit nicht nur die Kartenfarben, sondern auch die Kartenwerte zu erriechen. So erfahren wir, dass zum Beispiel „Kreuz“ nach dem Schrankgeruch alter, aber netter Leuten riecht und „Karo“ nach dem Federmäppchen fleißiger Schüler.
Die Asse riechen im Normalfall nach Ziegenbockbraten, und die Zweien haben so einen stechenden Geruch nach Fliegenkacke. Die Vieren riechen nach dem Ball eines dicken Jungen, und die Neuner nach einer Blondinenbürste.
Ja, der Fantasie sind wirklich keine Grenzen gesetzt, und humorvolle Unterhaltung findet sich besonders jenseits der oft traurigen Trivialität der heutigen Comedy im Fernsehen.
So endete der unterhaltsame Vormittag mit einem besonderen Bon-Bon für die Kleinen, denn sie durften zusammen mit den beiden großen Illustratorinnen Livia Coloji und Irina Dobrescu noch an einem gemeinsamen Malworkshop teilnehmen. „Malen lernen von den ganz Großen, ein besonderer und wahrscheinlich auch prägender Moment für die teilnehmenden Kinder.“
Bilder: Alexander Höfer
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