Die Produktion des multilingualen RAP-Albums geht weiter! – Ungarische Kids suchen vergeblich die deutsche Integration, und hinterfragen im Olcsi-RAP gleichzeitig den Zerfall von Anstand und Moral!
Unsere abwechslungsreiche Musikwoche beginnt mit leicht depressivem Midtempo-RAP. Zusammen mit den Mannheimer Rapfugees von Who-Am-I, legten wir zunächst einmal das Thema und den Beat des heutigen Rapsongs fest, den wir produzieren wollten.
Das allgemeine Thema „Gemeinsamkeit“ und parallel dazu auch „Ausgrenzung“, sowie natürlich unweigerlich damit verbunden „Integration“ und „Fremdenfeindlichkeit“ nach wie vor als roter Faden im Mittelpunkt des Albums stehend, haben unsere ungarischen Kinder trotz der Ferien ganz fleißig Texte verfasst.
Den Abschuss machte an diesem Tag unser Olivér mit seinem „Olcsi Rap“, und einem geschlagenen zwei Din-A4-Seiten-großen Text. „Hammer, da brauchen ja die anderen gar nichts mehr zu rappen“, meinte Dario Allegra, worauf Tobias Schirneck alias Likkel T vorschlug heute mal eine Maxiversion zu produzieren.
Da sich Olivérs Text überwiegend mit dem moralischen Zerfall und auch der Anstandslosigkeit der Gesellschaft im Allgemeinen beschäftigte (Ausgrenzung im Klamottenbereich etc.), und auch der Text von Ferenc knallhart auf eine gesellschaftliche Ausgrenzung ausländischer Kinder hier in Deutschland aufmerksam machte, schlossen sich die anderen Rapfugees diesen Themengebieten an. Nachdem wir einen Beat gefunden hatten, auf den alle rappen konnten und wollten, durfte Olivér gleich als erstes in die Sprecherkabine und seinen 58-Zeiler rappen.
58 Zeilen am Stück im Rhythmus zu rappen – (zu lesen) – und das fehlerfrei! – Kein einfaches Unterfangen, das wissen nicht nur die Who-Am-I-Verantwortlichen, sondern das weiß auch unser erster Vorsitzender Alexander Höfer, der ja schon seit zwei Jahrzehnten Kinder und Jugendliche regelmäßig Texte für seine Filme sprechen und vorlesen lässt.
Aber der 12-jährige Olivér hatte sich bestens vorbereitet, und obwohl er alle Zeit der Welt hatte, da die anderen ja noch mit dem Schreiben der Texte beschäftigt waren, rappte der Knabe diese zwei DIN-A4-Seiten als Directors-Cut, sprich er rappte ihn komplett fehlerfrei herunter, und war punktgenau dann fertig, als die Musik zu Ende war. „Chapeau“
Olcsi-Rap – (Demo-Verzió)
Als nächstes stand dann Ferenc vor dem Mikrofon, der er ja auch einen fertigen Text, wenn auch nicht ganz so langen Text dabei hatte. Ferenc lebt schon seit fast zwei Jahren hier in Deutschland, und hat genauso wie fast alle anderen ungarischen, albanischen, polnischen oder mazedonischen Kinder seiner Schule, noch keinen einzigen deutschen Freund gefunden, und ist genauso wie die anderen ausländischen Schüler auf sich alleine gestellt, vor allem, wenn es darum geht, die Deutsche Sprache zu erlernen.
„Ist das die Integration, von der die Bundesregierung derzeit spricht? – Oder ist das vielleicht eher die Profilierung einiger Politiker, die sich als ausländerfreundliche Willkommenspförtner mehr Wählerstimmen erhoffen?“ – Wie dem auch sei, die Realität in Deutschland sieht auf jeden Fall anders aus. Und über das Thema „Ausgrenzung“, unter der vor allem die Menschen und insbesondere die Kinder aus dem gastfreundlichen Ungarn ganz entsetzlich leiden, genau über dieses Schicksal hat der 13-jährige einen Rap-Text verfasst, den wir euch hier in der deutschen Übersetzung präsentieren möchten, in der großen Hoffnung, dass vielleicht doch irgendjemand zuhört, es lies und darüber nachdenkt.
Ausgrenzung!
Ich hätte mir niemals vorstellen können, wie kalt Deutschland ist.
Das Leben ist hier eine ganz große Enttäuschung.
Ich habe geglaubt, dass hier eine besser Zukunft auf mich wartet.
Hört mir zu.
Ich erzähle euch, was mich abends aufwühlt.
Ich möchte das in Form des Raps mit euch teilen.
Ich möchte rappen, ich möchte lieben. Ich liebe mein zu Hause, daran hat sich nichts geändert.
Hier lebe ich nun mit meiner Familie.
Ich lebe mein Leben und warte darauf, dass irgendetwas mit mir passiert.
Ich suche Freunde, ich suche Kumpels, aber ich habe das Gefühl, dass das in diesem Land nicht möglich ist.
Ich gehe in die Schule und frage mich oft, warum mich die anderen Kinder ausschließen.
Grübelnd und suchend warte ich auf ein Wunder.
Aber ich muss akzeptieren, dass ich hier keinen einzigen richtigen Freund habe.
Was denkt ihr?
Ihr da draußen, was denkt ihr über diese Geschichte?
Ich hoffe, ihr denkt irgendwann einmal darüber nach!
Ferenc Bótrágyi
Vielen Dank – möchten wir auch zum Schluss noch Tobias Schirneck für seine tollen Fotos sagen, die auch einmal unseren 1. Vorsitzenden zeigen, der ja als Fotograph nur sehr selten auf irgendwelchen Aktionsbildern zu sehen ist. Wir freuen uns schon auf das nächste Mal.
Bilder: Alexander Höfer
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Wenn ihr wissen wollt, ob Ausländer wirklich integriert sind, dann schaut einfach mal auf ihrem Facebookprofil nach wie viele deutsche Freunde sie haben!
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