Arabische Kalligraphie – HAШA ШKOЛA – Mango Lassi und ein Motanka-Workshop! – Das Heidelberger Montpellier-Haus bot in Kooperation mit dem Ausländer- und Migrationsrat eine fantastische Fête interculturelle!
Gleich vorweg. Die Verantwortlichen des Montpellier-Hauses und die Mitglieder des Heidelberger Ausländer- und Migrationsbeirates haben sich unglaublich viel Mühe gegeben den Heidelberger Uni-Platz in ein Zentrum kultureller Vielfalt zu verwandeln. So gab es selbst für uns „Kulturbanausen“ dort sehr viel Neues zu entdecken und zu erleben. Bildschöne kulturelle Sehenswürdigkeiten, sowohl auf, als auch neben der Bühne, sowie unzählige unbekannte Gaumenfreuden, weit jenseits der obligatorischen Bratwurst mit Pommes-frites und dem unverzichtbaren „Halben Bier“, gab es auf diesem Interkulturellen Fest zu genießen.
Vielleicht war auch das einer der Hauptgründe dafür, warum diese Feierlichkeit so spärlich besucht war. Zusammenleben, Vielfalt genießen, die Kultur anderer Völker kennenlernen und Integration. Das sind ja derzeit nicht nur große zentrale Themen, sondern auch die wunderschönen Worte einer Politik, in einer Gesellschaft, die einerseits politisch immer weiter nach Rechts rückt, und andererseits, am heutigen Tage, gewaltbereite Linksautonome gerade dabei sind aufgrund des G20-Gipfels in Hamburg schwerste Verwüstungen anzurichten, und damit der Weltöffentlichkeit eine ganz unschöne, um nicht zu sagen besondere Form des friedvollen Zusammenlebens präsentieren.
Mit diesen Menschen, die eine derart gewaltgetränkte Seele besitzen, oder die mit ihrem unüberlegten, entweder rechts- oder linksradikalen Handeln jegliches Zusammenleben zerstören, ein interkulturelles Fest feiern, das ein Zeichen für ein friedvolles Zusammenlebens setzen soll, fällt schwer, aber diese Gruppierungen sind ja angeblich nur ein kleiner Teil der Deutschen. Die anderen sind völlig anders – freundlich, hilfsbereit, nächstenliebend und vor allem offen für fremde Kulturen…
„Wenn es auf dieser Feier Bratwurst, Steaks und Pommes zu essen und Bier zum Trinken gäbe, und irgendeine Musikcombo noch „Highway to Hell“ – „Who To FUCK is Alice“ oder „ATEMLOS“ spielen würde, dann wären bestimmt, genauso wie beim Heidelberger Altstadtfest, Zehntausende Menschen da, aber bei Falafel, Masala Dosa, Nalysnyky und alkoholfreiem Mango Lassi, kommen halt nur die Menschen, die fremde Kulturen wirklich kennenlernen möchten, und denen ein Zusammenleben wirklich etwas bedeutet und am Herzen liegt. Und das sind in unserer heutigen konsumorientierten Bedürfnisbefriedigungszeit, leider nicht mehr viele!“ (Zitat: Alexander Höfer)
So waren der Heidelberger Uni-Platz und die Sitzgarnituren fast menschenleer, als wir gegen 16.00 Uhr das bis dato bereits schon vier Stunden laufende Fest besuchten. Die afrikanische Gruppe Omanje Africa von der Hotelfachschule Heidelberg spielte auf einer riesigen Bühne Township-Songs, und sorgte für die musikalische Umrahmung einer wunderschönen Veranstaltung, die, wie wir bereits zum Ausdruck gebracht haben, eigentlich mehr Besucher verdient gehabt hätte.
Aber wir machten das Beste aus dieser traurigen Situation und stöberten neugierig durch sämtliche uns unbekannten Kulturgüter. Bei der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft gab es da zum Beispiel einen Motanka-Workshop. „Was ist denn bitteschön ein Motanka-Workshop?“, fragte unser erster Vorsitzender Alexander Höfer den Verantwortlichen des ukrainischen Standes, der ihm sofort erklärte, um was es sich dabei handelte. Eine Motanka ist eine Puppe, die aus Fäden geflochten wird. In dem Workshop, der vor allem Mädchen im Grundschulalter anzog, vermittelte eine Lehrerin den Interessierten, wie man diese alte ukrainische handwerkliche Tradition umsetzt, also wie man eine Pupe flechtet.
Daneben gab es, wie bereits schon erwähnt ukrainische Spezialitäten zu essen. Hier entschieden wir uns dafür heute mal die Wareniki zu probieren, weil wir die Nalysnyky schon beim Abschlussfest des Mannheimer Weltkulturerbes probieren konnten. Wareniki sind ähnlich, wie die russischen Pelmeni, eine maultaschenähnliche Speise mit Kartoffel gefüllt. Serviert wurden sie mit Schmand und gerösteten Zwiebeln.
Zusätzlich konnten wir dort auch einen Basis-Schnellkurs der ukrainischen Sprache belegen. Dieser wurde von der Dozentin Viktoriya Mykhaylova und dem ukrainischen Schriftsteller Bogdan Kolomiychuk durchgeführt. Klar, dass sich unser erster Vorsitzender hier die Ehre gab, diesen Kurs zu besuchen. In 15 Minuten gab es fortan: „Я вчу українську“ – (Ja wczu ukrajinsjku) – „Ich lerne Ukrainisch“ und Bogdan Kolmiychuk brachte unserem Vorsitzenden die wichtigsten Dinge bei, angefangen von Redewendungen wie zum Beispiel „Hallo! – Guten Morgen! – und –Auf Wiedersehen“, bis hin zu ganzen Sätzen „Wie geht es dir? – Mir geht es gut. – Woher kommst du? – Ich komme aus Deutschland – aus der Ukraine – etc. Zum Ende bekam Alexander Höfer dann von den Verantwortlichen als Anerkennung ein Zertifikat mit der Tageshöchtnote „Eins“ überreicht.
Derweil trommelte sich auf der Bühne das Duo Tché-Tché vom Deutsch-Afrikanischen Verein durch die Welt der Percussions. Eingängige Rhythmen, die sich mäandernd in die Gehörgänge bohrten, erfüllten den Uni-Platz und animierten die Zuschauer eifrig zum Mitklatschen.
Die anschließende Pause nutzten wir, um bei der Deutsch-Arabischen Akademie von Sarah Saada unseren Namen in ein kalligraphisches Kunstwerk verwandeln zu lassen. Auf bildschön vorgefertigten Hintergründen transformierte sie unseren Namen in arabischen Buchstaben. Das Bild wird sicherlich einen würdigen Platz bei uns zu Hause an den Wänden finden.
Weiter ging es mit dem Music Project Jobsforfuture. Hier präsentierten unbegleitete minderjährige Flüchtlinge einen fantastischen Tanz. Begleitet von afrikanischen Beats und jeder Menge Nebel begeisterten die acht Youngsters sowohl das Publikum, als auch die Standbetreiber, und erhielten großen Applaus für ihre Darbietung.
Auch die Russische Schule, sowie mehrere Hilfsorganisationen, wie zum Beispiel LuCa-Heidelberg e.V. – ein Verein für Lebensvielfalt und Chancengleichheit und gleichzeitig auch eine Anlaufstelle für Bildung und Gesundheitsförderung – waren anwesend und präsentierten ihre Arbeiten. Als Attraktion für die Kinder wurde von LuCa Heidelberg eine Jongleur und Diabolo-Spezialist engagiert, der ihnen über den kompletten Nachmittag sehr viele Tricks zeigte und die Kunst dieser Artistik näherbrachte.
Der geniale bolivianische Cocktailschirmtanz von der Gruppe Pachamama Bolivia war der letzte Programmpunkt, den wir uns noch anschauten, bevor auch wir uns wieder auf den Heimweg machten. Zu traditionellen Klängen tanzten die drei Akteure mit ausdrucksstarker Gestik und Mimik über die große Bühne.
Ob die beiden großen interkulturellen Bands, die Nordakas oder der durchaus bekannte tunesische Percussionist Imed Alibi am Abend mehr Besucher auf den Uni-Platz locken konnten, können wir uns an dieser Stelle nur wünschen, und hoffen, dass die Menschen hier in Heidelberg und Umgebung irgendwann einmal die Offenheit erlangen, und verstehen lernen, dass das Zusammenleben weder auf den kommerziellen Straßenfesten, noch in den Fußballstadien, oder auf den internen Vereinsfeierlichkeiten stattfindet, sondern in erster Linie bei kulturellen Gegebenheiten wie dieser. Merci bien pour cette Fête interculturelle.
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