Jazz ist GEIL (Teil 3) – ANIMUS-KLUB-Kids zusammenmit der TC-Big-Band auf den Spuren von Glenn Miller, Bert Kaempfert und Nat King Cole!
Es regnete erneut in Strömen, als wir uns dieses Mal auf den Weg nach Ludwigshafen machten, um uns wieder an der berühmten CAFÉDRALE, dem Turm 33, von einer Big Band musikalisch inspirieren zu lassen. Wohlwissend über das gute Omen, dass es bisher nur ein einziges Mal am Ende einer Ludwigshafener Veranstaltung geregnet hat, war unser 1. Vorsitzender Alexander Höfer sehr zuversichtlich, dass uns auch heute der Wettergott verschonen würde, zumal er ja auch einer der ganz Wenigen ist, der regelmäßig sieht, was für tolle und lehrreiche Vereinsaktivitäten wir unseren Kindern und Jugendlichen anbieten.
Als hätte er es im Voraus gewusst, hörte es genau in dem Moment auf zu regnen, als wir über die Erst-Waltz-Brücke überquert hatten, und die Ludwigshafener Seite des Rheines erreichten. An der CAFÉDRALE angekommen, tröpfelte es dann nur noch ganz schwach, und wenig später war die Terrasse der einzigen Kirchenpizzeria des Umkreises geblendet von warmen Sonnenstrahlen, die das Wasser des Brunnen in ein adriaähnliches Azzur verfärbten. Ideale Voraussetzungen also für eine Band, um das Familienpublikum in den nächsten zwei Stunden sowohl mit bekannten Hits, als auch überraschenden Insidern und völlig kuriosen Stücken aus der Jazz- und Orchesterwelt zu verwöhnen.
Da heute nicht nur eine Reihe von Kindern an dem wunderschönen Brunnen mit Wasser spielten, sondern erstmals auch einige regelrecht freudetaumelnd um die Bühne herumdopsten, begann die Hasslocher TC-Big-Band vielleicht gerade deshalb ihr Konzert mit dem „Dob’s Boogie“ von Walter Dobschinski.
Kaum hatte die Band die ersten kräftigen Töne aus ihren Instrumenten gelockt, da fingen die vier kleinen Mädchen auch schon wie wild an zu tanzen, und der Dirigent Paul Schütt musste sehr aufpassen, dass ihn diese vier temperamentvollen „Damen“ nicht aus dem Gleichgewicht brachten und ihn mit ihrer überschäumenden Freude vielleicht noch zu Boden beförderten.
Irgendwie passte zu dieser amüsanten Situation auch das zweite Stück „Witchcraft“, das 1957 von Cy Colman komponiert wurde, zumindest von Titel her, denn dieser heißt ja auf Deutsch übersetzt „Hexerei“.
Gleich nach Beendigung dieses Klassikers machte Paul Schütt allerdings dem wilden Hexentreiben hinter seinem Rücken ein Ende, indem er die Kinder ganz höflich bat ihre Tanzkünste fortan etwas abseits der Bühne zum Besten zu geben. In seiner anschließenden Ansprache stellte er den Zuschauern die TC-Blues-Band vor, und betonte, dass sich diese Band dahingehend auszeichnen würde, dass sie generell ohne zusätzliche Mikrofonverstärkung spielte, weil sich für ihn der kräftige Sound einer sehr guten Big-Band allein aus dem Zusammenspiel der Musiker entwickelt und nicht aus der Qualität der Monitorboxen.
So ebnete der Dirigent die Basis für die heutige Gastsängerin Frau Angelika Rothert, die uns den ersten ganz großen Klassiker, nämlich den Song über die berühmte Route 66 von Nat King Cole präsentierte.
Gleich darauf setzte sich auch schon der TC-Big-Band-Motor in Bewegung und es begann eine schwungvolle Fahrt, bei der die kleine, aber sehr temperamentvolle Sängerin das Publikum mit ihrer enormen blues-angehauchten Stimme unmittelbar in ihren Bann zog. Großer Applaus wehte der Band am Ende von der mittlerweile bis auf den letzten Platz besetzten Terrasse entgegen.
Es folgte nun mit „Children Of Sunchez“ von Chuck Mangione das längste Insider-Stück des Abends. Der im Original fast 10 Minuten lange Song bietet eigentlich alles, was einen Jazz-Song auszeichnet, also sowohl melodiöse Parts, als auch Improvisationsfreiheit und Soloabschnitte. Gerade in diesen Phasen konnten sich die beiden Saxophonisten Rainer Dietz und Rainer Renneis sehr schön in Szene setzen.
Nach diesem unkommerziellen Ausflug für die Kenner und Liebhaber der Jazz-Szene, entführte uns die Band zusammen mit Angelika Rothert nach Frankreich. „I love Paris“ von Cole Porter erklang, ein Titel, der in den Sechzigern von der Schauspielerin Doris Day gesungen wurde. Auch hier zog die stimmgewaltige Sängerin wieder nahezu die komplette Aufmerksamkeit des Publikums auf sich, und erntete für ihr Entertaining auch großen Szenenapplaus.
Während die Band als nächsten Höhepunkt den Zuschauern den völlig untypischen Billy-Joel-Titel „Just the way you are“ servierte, servierten die Mitarbeiter von Patrone Angelo parallel dazu ihren Gästen in der untergehenden Abendsonne nicht nur einen mediterran-duftenden Gaumenschmaus nach dem anderen, sondern auch zur großen Erheiterung die Getränke mit einem ganz besonderen „Klingelingeling-Effekt“, der dadurch entstand, dass der Kellner sowohl zwei Flaschen als auch zwei Gläser mit einer ganz geschickten Fingerfertigkeit ganz sachte aneinanderstieß.
Ach es war einfach wieder einmal wunderschön, das tolle Ambiente des Turm 33 einen ganzen Abend genießen zu dürfen. Das dachten sich wahrscheinlich auch Paul Schütt und seine TC-Big-Band, denn sie spielten gleich im Anschluss daran den berühmten George-Gershwin-Song „‘S Wonderful“.
Zum Finale des ersten Teils packte die Band dann zunächst einmal mit „Pennsylvenia 65000“ von Glenn Miller eine ganz tolle Mitmachnummer aus. Die aus Film und Fernsehen weltbekannte Trompetenmelodie wurde von Uli Bückhauer mit einer roten hornähnlichen Trompete exzellent zum Besten gegeben. Im Anschluss darauf folgte dann der Evergreen „Blueberry Hill“, ein Titel, der von dem unbekannten Vincent Rose komponiert wurde, aber später von vielen bekannten Musikern, darunter Luis Armstrong oder Orchestern wie Glenn Miller zu einem weltbekannten Hit avancierte. Die bekannteste Version dieses Titels ist sicherlich die von Fats Domino aus dem Jahre 1956.
Hier überraschte die TC-Big-Band nicht nur mit etwas ganz „COOLEM“, sondern auch mit etwas, das unseren größten Respekt gebührt, denn der achtzigjährige Manager Gerd Wolff trat hier das erste Mal an diesem Abend als Sänger vor das Mikrofon, um diesen Song zu präsentieren.
Frenetischer Beifall als Anerkennung für diese große Leistung erfüllte im Anschluss daran die Terrasse der CAFÉDRALE, und ließ die Band wenig später auch in ihre wohlverdiente Pause gehen.
Hier begann dann wie immer der Sturm auf Angelos beliebte Eisdiele, sowie der Bestellmarathon für das Personal. Auch die ersten Kinder waren schon wieder pitschenass von des Brunnens Wasser. Schöner kann eine anständige Familienparty eigentlich gar nicht sein.
Tommy Dorsey’s „Opus One“ eröffnete dann den zweiten Teil der Show, bei dem urplötzlich die ersten dicken Regentropfen vom Himmel fielen. Gott sei Dank erfüllte sich die erste Befürchtung nicht, dass die Band das Konzert abbrechen müsste, wenn es noch stärker anfangen würde zu regnen, vielleicht auch deshalb nicht, weil den Wettergöttern die Musik genauso gut gefiel wie uns, und sie sich vielleicht auch aus diesem Grund lieber dafür entschieden haben, die Himmelsschleusen nicht hier in Ludwigshafen, sondern ein paar Kilometer weiter über Mannheim zu öffnen, denn dort goss es an diesem Abend wie aus Eimern.
Moonlight in Vermont von John Blackburn, das in der Version von Frank Sinatra & Ella Fitzgerald zu einem ganz großen Hit mutierte, sowie das aktuelle „Feeling Good“ von Michael Bulbé erklangen als nächstes vor der CAFÉDRALE und markierten die etwas ruhigere Konzertphase, wobei nach wie vor die exzellent agierende Sängerin Angelika Rothert unsere ganze Aufmerksamkeit genoss.
Im Anschluss daran trat dann erneut Uli Bückhauer mit seiner roten Trompete vor das Mikrofon, und läutete zusammen mit dem „Glöckner von Ludwigshafen“ und der wunderschönen Melodie des Frank Sinatra-Klassikers „May Way“ das große Finale des Konzertes ein, denn just als die Band den Song beendete, fingen die Glocken an zu läuten. „Ja, wir haben heute einen Glöckner beauftragt, der sitzt da oben im Turm mit zwei Schorle…“, witzelte der Dirigent Paul Schütt, bevor es mit dem Song „Strangers In The Night“ von Bert Kaempfert weiterging, und sich der Manager Peter Wolff erneut die Ehre gab diesen Titel vorzutragen.
Dass er dann auch noch den ebenfalls weltbekannten Titel „Just a Gigolo & I Ain’t got Nobody“ von Irving Caesar aus dem Jahr 1929 zum Besten gab, lies nicht nur uns, sondern auch das Publikum schmunzeln und rhythmisch im Takt mitswingen.
Bei den beiden anschließenden Glenn-Miller-Klassikern „American Patrol“ und „In the Mood“, waren dann viele Zuschauer tatsächlich „In the Mood“, sprich zu Deutsch „In bester Stimmung“; eine Stimmung, die ihren Zenith damit erreichte, dass Patrone Angelo sogar wildfremden Kindern das Wechselgeld für die Gäste in die Hand drückte, und sie daraufhin bat, es an den jeweiligen Tisch zu bringen.
Klar, dass man eine so tolle Band nicht ohne Zugabe nach Hause fahren lässt, und so gab es zum Abschluss noch einen gesunden Angriff auf unsere Lachmuskeln, denn Sängerin Angelica Rothert verblüffte das Publikum mit dem Doris-Day-Hit „Sentimental Journey“ und dem sehr häufig auf Jazz-Festivals am Ende gespielten „Respect“ von Aretha Franklin in einer „Pälzer-Gosch-Version“, die wir einfach nur als absolut „geil“ bezeichnen konnten.
Bleibt zum Schluss nur noch zu erwähnen, dass unser erster Vorsitzender an diesem Abend als Dankeschön für seine Berichterstattung von Patrone Angelo zum Essen eingeladen wurde. Vielen Dank für diese Anerkennung.
Bilder: Alexander Höfer
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