ANIMUS-KLUB-Kids schwitzten weiter in der glühend heißen Sonne Ostungarns und erlebten weitere Abenteuer! – Fortsetzung…
4. Tag – Fahrradausflug, Tanzpräsentation, Straßenfußball und erste freundschaftliche Bände!
Nach drei extrem heißen Tagen, kühlte es am 4. Tag ein wenig ab. Anstatt 40 Grad hatten wir jetzt nur noch 36 Grad (?!) im Schatten. Wieder sehr früh aufgestanden, und ein gutes Frühstück zu uns genommen, durften wir an diesem Vormittag am Sportunterricht der 6. und 7. Klassen teilnehmen. In dieser Doppelstunde stand etwas ganz Besonders auf dem Stundenplan, nämlich ein anderthalbstündiger Fahrradausflug. „Fahrradfahren im Sportunterricht? – So etwas gibt es?“ Ja, so etwas gibt es tatsächlich, nämlich hier in Györgytarló, denn seitdem die Schule im letzten Jahr bei einem Wettbewerb rund 30 Fahrräder und sehr viele Sportutensilien (Turngeräte, Bälle, Hula-Hoops etc.) gewann, ist diese sinnvolle Sportart auch häufig Teil des Sportunterrichtes. So auch heute, da die Schule alle Hände voll zu tun hatte, die morgige Abschiedsfeier für die Achtklässler vorzubereiten.
Gut ausgestattet mit sehr vielen Getränken, fuhren wir dann zusammen mit der Sportlehrerin Maya über die einerseits zwar landschaftlich wunderschöne, aber andererseits besonders abenteuerlich-holprige Hauptverkehrsstraße in Richtung Kenézlő. Obwohl die Sattel der neuen Räder sehr gut gedämpft waren, spürte man jede der vielen Unebenheiten direkt in der Gesäßgegend. Das änderte sich auch nicht, als wir von der Hauptverkehrsstraße abbogen, und die noch wesentlich unebeneren Feld- und Wiesenwege benutzten. So ertönten in den anderthalb Stunden mehr als einmal die beiden lautstarken Rufe: „Achtung! Vorsicht! Schlagloch!“, oder „Langsam! Baumstamm!“
Gut durchgeschüttelt aber nicht gerührt, waren wir pünktlich zu der heutigen Tanzpräsentation wieder zurück. Tanzen ist hier in Ungarn etwas ganz Traditionelles, und wird deshalb auch schon in frühester Kindheit sehr stark gefördert. So kommt hier in Györgytarló zwei Mal in der Woche ein Tanzlehrer sowohl für den Paartanz, als auch für den Volkstanz vorbei, um den Kindern die dafür notwendigen Schritte beizubringen.
Gerade im Tanzen hat das kleine Dorf ein paar „kleine“ aber ganz große Talente, die in den letzten beiden Jahren mehre Landesmeisterschaften gewinnen konnten. Dementsprechend waren wir gespannt auf die Vorführung, und natürlich auf den 12-jährigen Zsolt Gáspár (Kisdoki), der bereits zwei Mal in Folge mit seiner Partnerin die Ungarische Landesmeisterschaft in seiner Altersstufe gewinnen konnte.
Nach und nach tanzten sich nun die Klassen von Klein nach Groß durch New Yorker, Square-Dance, Volk- und Standarttänze. Da oft ein Mangel an Jungs bestand, studierte der Tanzlehrer mit den Kindern eine ganz besondere Choreographie ein. So tanzten die Mädchen ohne Partner parallel zu den Tanzpaaren und bekamen nacheinander die Jungen weitergereicht, was einerseits ein bisschen lustig aussah, aber andererseits auch irgendwie genial war.
Leider bekamen wir nicht allzu viel von Kisdokis Talent zu sehen, der beim Tanzen hin und wieder auch schon mal zwei wesentlich älter Mädchen durch die Gegend wirbelt, da jede Klasse nur einen Paartanz und einen Gruppentanz vorführte. Dennoch konnten wir aus dem Präsentierten erkennen, dass nicht nur er, sondern auch noch viele andere Kinder diese Sportart bereits jetzt schon wie aus dem FF beherrschten.
Den restlichen Teil des Tages nützten wir weiter dazu, freundschaftliche Bände zu knüpfen. Viele Kinder kamen zu Besuch, oder luden uns zu sich nach Hause ein. In diesem Zusammenhang konnten wir auch feststellen, dass wir hier in Györgytarló ganz einfach und unkompliziert, also ohne große Voranmeldungen bei den Kindern und ihren Familien vorkommen durften, da die Türen eigentlich überall offen standen. So verging dieser vierte Urlaubstag quasi wie im Flug, und wir trotzten damit, der immer noch enormen Hitze, in der man ja aus gesundheitlichen Gründen sowieso jede anstrengende Tätigkeit vermeiden sollte.
5. Tag – Die Abschlussfeier
Am fünften Tag wimmelte es in der Schule nur so vor Menschen, und das Gebäude, inklusive der Korridore, der kleinen Turnhalle und auch der Klassenzimmer, erstrahlten in einer farbenfrohen Blumenpracht. Wohin man auch schaute erfreute der Glanz dieser vielen farblich schön aufeinander abgestimmten Blumen die Gemüter und erfüllte die Räumlichkeiten mit einem angenehm süßen Sommerduft, aber auch mit einer spürbaren Aufregung, da die Verabschiedung der Achtklässler unmittelbar bevor stand.
Auch wir waren zu dieser Veranstaltung eingeladen, und durften die Schule an diesem Vormittag überwiegend im technischen und organisatorischen Bereich unterstützen. Für die Aufführung musste eine PA aufgebaut und mehrere Mikrofone angeschlossen werden. Zusätzlich sollten an ganz bestimmten Stellen der Verabschiedung Musikstücke ein- und wieder ausgeblendet werden. Da dieser Teil im letzten Jahr ziemlich schief gelaufen ist, und der Ton damals entweder zu laut oder zu leise war, und es dadurch zu sehr vielen unangenehmen Rückkopplungen kam, vertraute die Rektorin uns diesen Bereich an, weil sie wusste, dass unser erster Vorsitzender gerade was den Sound betrifft, ein sehr gutes Händchen, oder besser gesagt, ein sehr feines Öhrchen hat.
Pünktlich um 10.00 Uhr begann dann die Zeremonie, und es ertönte zum Einlaufen der Achtklässler das feierliche Lied „Only Time“ von Enya, das ja mit der bekannten Textzeile beginnt: „Wer kann dir sagen, wohin deine Straße führt, und wohin die Tage dich tragen – Nur die Zeit!“ – Ein sehr schönes Lied, um geliebte Schüler hinaus ins Leben zu verabschieden.
Dementsprechend ergreifend einerseits, aber auch ein bisschen nachdenklich andererseits, waren die sehr emotionalen Worte, die die Rektorin Ilona Szendrely-Sikora in ihrer Abschlussrede den Schülern mit auf ihren weiteren Lebensweg gab. Besonders die Zeile: „Um im Leben ein guter Mensch zu werden, sollte man sich nicht nur sehr schön anziehen, sondern man sollte dabei auch niemals vergessen ebenfalls seinen Geist und seine Seele sehr schön anzukleiden!“, möchten wir auch unseren Lesern sehr ans Herzen legen, weil letzteres, nicht nur in Ungarn, sondern leider auch in unserer Gesellschaft von sehr vielen Menschen immer wieder schmerzhaft vergessen wird.
Das traditionell bekannte ungarische Volkslied „20 év múlva“, zu Deusch „20 Jahre später“, sowie das motivierende Zitat: „Das größte Ziel des erdigen Daseins ist es, unter allen Umständen, immer und überall Mensch zu bleiben“, des berühmten Dichters János Arany, beendete dann nach knapp einer Stunde diese kurze, aber sehr emotional berührende Abschlussfeier, bei der es natürlich nicht nur sehr viele Blumen, sondern auch die einen oder anderen Freudentränen bei den Schülern und den Eltern gab.
Nach dem Mittagessen stand dann das erste Mal eine Dorferkundung auf unserem Programm. Längst nicht mehr ganz so heiß wie an den ersten drei Tagen – das Thermometer stieg heute nur noch auf 35 Grad – liefen wir von Haus zu Haus, um nachzuschauen, welche natürlichen Reichtümer sich denn eigentlich in den einzelnen Gärten, Höfen und Ställen verbargen.
Angefangen haben wir dieses Mal bei den Vajkós. Hier bekamen wir von der dreizehnjährigen Eszter eine gute Stunde lang alle Tiere gezeigt, und dabei auch erklärt, wie die Familie die Bewirtung dieses riesigen Haustierzoos überhaupt bewerkstelligt. Bei den Vajkós gibt es nämlich neben Hühnern und Rebhühnern, auch Hunde, Katzen, Gänse, Puten, Schafe, Schweine und Ziegen. Letztere interessierten uns besonders, denn wir wollten heute das erste Mal versuchen eine Ziege zu melken. Da die Ziege gerade ein kleines Zicklein zur Welt gebracht hat, mussten wir ein bisschen vorsichtig sein, denn auch eine Ziegenmutter verteidigt ihr Kleines, wenn sie das Gefühl hat bedroht zu werden.
Das Melken von Ziegen mit der Hand ist gar nicht so einfach, wie es aussieht und man benötigt eine gewisse Grifftechnik damit überhaupt etwas aus der Zitze des Euters herauskommt. Das konnten wir auch ziemlich schnell feststellen. Nach ein paar vergeblichen Ziehversuchen, zeigte uns Eszter ganz genau, was wir machen mussten, bzw. wie wir hier erfolgreich Handanlegen.
Nach dieser neuen Lebenserfahrung wurden wir von Milán und Renátó zum fast alltäglich stattfindenden „Martinovics-Utca-Foci“ eingeladen. Der Straßenfußball, ist neben Radfahren, eine weitere Freizeitbeschäftigung, der die Kinder hier in Györgytarló nachgehen. Jeden Tag treffen sie sich, um auf der Straße absolut ungestört Fußball zu spielen. Anfangs noch ein wenig skeptisch, ob dieses Spiel ohne Tore und Außenlinie auch wirklich Spaß machen könnte, waren wir zwei Stunden später völlig anderer Meinung, denn ungestörtes Spielen ohne Zeitbeschränkung, aber vor allem Spielen ohne störempfindliche und schimpfende Nachbarn, macht generell immer sehr viel Spaß.
Hier durften wir auch eine ganz neue und sehr schöne Erfahrung mit nach Hause nehmen, nämlich diese, dass die Kinder aus Györgytarló eher miteinander, anstatt gegeneinander spielen, und dass hier in Györgytarló jeder, egal, ob Groß, ob Klein mitspielen darf. So vergaßen wir bei diesem intensiven gemeinsamen Spielen an diesem Abend regelrecht die Zeit, und so auch das Abendessen. Aber hier in Györgytarló gibt es für sehr gute Freunde immer und überall – zu jeder Tages- und Nachtzeit – etwas zu Essen, und so durften wir heute noch gegen 21.30 Uhr bei den Kajatis eine riesige Portion Spaghetti Bolognese und zwei große Teller Fischsuppe essen… (Fortsetzung folgt)
Bilder: Alexander Höfer
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Hier in Györgytarló dürfen wir spielen, wann wir wollen!
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