Keine Grenzen für google und Co.? – Aufstieg und Ende des DotCom Boom 2.0! – Prof. Dr. Philipp Staab sprach im DAI über den digitalen Kapitalismus, Proprietäre Märkte und die Kosten der Rentenökonomie!
Gleich vorweg, ohne fundierte ökonomische Kenntnisse, oder das Wissen über bestimmte Kapitalprozesse und Indikatoren für Marktentwicklungen, war der Vortrag von Prof. Dr. Philipp Staab von der Berliner Humboldt-Universität über dieses sehr wichtige Thema nicht wirklich zu verstehen. Das zeigt, wie komplex und kompliziert es im Moment ist, als Ottonormalverbraucher überhaupt noch durchzublicken, womit die Großkapitalisten der Welt alles ihr Geld verdienen, bzw. machen (können).
Von GAFA(M) oder BUT noch nie etwas gehört, geschweige denn von einem DotCom-Boom, versuchte sich unser Vorsitzender vorzustellen, wie man als Wirtschaftsunternehmen in den Ruinen eines Booms auferstehen kann. „So etwas ist möglich?“ – In der Welt des Internets scheint es derzeit tatsächlich keine Grenzen zu geben. Dieses Beispiel, dass Unternehmen selbst aus einem Ruin noch Kapital schlagen können, und dass ohne ein Produkt erstellt zu haben, macht deutlich, wirtschaftlich lukrativ Proprietäre Märkte sein können.
Proprietäre Märkte, also Märkte, die auf einem bestimmten Betriebssystem und der herstellereigenen Software basieren, sind kein klassischen Monopole, und um zu expandieren subventionieren sie nicht das Produkt, sondern den Konsum. Um ein Produkt oder einen Service also kostenfrei oder so kostengünstig wie möglich anbieten zu können, wird das Kapital einerseits aus Werbeeinnahmen gewonnen, und andererseits durch Lohndumping produziert. Die Zeche zahlt also am Ende derjenige, der arbeitet und nicht der Konsument.
So schwebte bei dem Vortrag von Prof. Dr. Philipp Staab die ganze Zeit ein kleines „Teufelchen“ mit einem drohend-erhobenen Zeigefinger hinter unserem Vorsitzenden, um brachte damit ganz deutlich zum Ausdruck, dass dieses finanzkapitalistische Denken nicht wirklich gut sein kann, und dass dieser ganze Prozess „Wir machen wirklich aus allem Geld“, früher oder später ein ganz schlimmes Ende nehmen wird.
Im sogenannten Exit-Kapitalismus verändert das Risikokapital auch die Form des Wirtschaftens. Heute sind oft nicht mehr die Produkte das eigentliche Produkt, sondern die Unternehmen selbst. Facebook, google, SAP etc.
Ein ganz trauriges Alltagsbeispiel für eine weitere moralische Verrohung der sozialen Marktwirtschaft ist zum Beispiel die Privatisierung von Strom- und Gas. Anstatt den Menschen besser Tarife anzubieten, die einem Unternehmen jahrelang ihre Treue gehalten haben, wird in der modernen Wirschaftswelt heute Untreue belohnt, indem ausschließlich nur die Kunden wesentlich günstiger fahren, die regelmäßig ihre Anbieter wechseln. Diese erhalten nämlich nicht nur wesentlich bessere Tarife, sondern auch noch einen Wechselbonus, bzw., einen Willkommensbonus der neuen Anbieter als Dankeschön.
Derzeit bekämpfen sich auf den Proprietären Märkten die GAFA(m) – also Facebook, Microsoft, Amazon und Alphabet mit den BUT-Konkurrenten Alibaba, Bai und Tencent aus China, um die verbliebenen Märkte. „Was passiert, wenn diese Märkte auch vereinnahmt wurden? – Erleben wird also in naher Zukunft den nächsten Bankensturz, oder die nächste Finanzkrise?“
„Geht die Strategie, bzw. die Rechnung Universeller Proprietärer Märkte oder der sozio-technischen Ökosysteme, bei denen wir als Kunden oder Verbraucher alles via Bildschirm kaufen, konsumieren, sowie sämtliche Dienstleistungen und Lieferservice in Anspruch nehmen können, am Ende wirklich auf, oder ist alles nur ein trügerisches falsches Versprechen?“
Hier machte Prof. Dr. Philipp Staab mit dem Beispiel der Internetfirma UBER deutlich, wie schändlich dieses System eigentlich ist. Die Firma hat sich auf den privaten Taxiservice spezialisiert, und kann dadurch supergünstige Fahrten anbieten, weil sie die freien Mitarbeiter einerseits untertariflich bezahlt und diese andererseits die Fahrgäste mit ihrem privaten PKW befördern. Obwohl UBER mit diesem Geschäftsmodell in den letzten sieben Quartalen einen Verlust von 7 Milliarden Euro hinnehmen musste, macht das Unternehmen an der Börse Gewinne ohne Ende.
In diesem Zusammenhang präsentierte uns der Soziologe auch eine ganz erschreckende Bilanz, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen.
Von 2014-2017 verdreifachte sich die Anzahl der Einhörner an den Börsen von 83 auf 224. Einhörner bezeichnet man Start-Up-Unternehmen mit einer Marktbewertung, die mit mehr als einer Milliarde US-Dollar an der Börse notieren.
Verheerend ist die Tatsache, dass 76% der Unternehmen, die 2017 einen Börsengang wagten, noch niemals einen Profit erwirtschaftet haben! Das ist der höchste Wert seit dem DotCom-Boom aus dem Jahre 2000.
Eine weitere Folge daraus ist die Radikalisierung sozialer Ungleichheit, da es zu einer Umverteilung von Einkommen zum Vermögen kommt. Es entsteht ein Kapitalismus ohne Markt, sprich Unternehmen können auf Kosten der Arbeiter und Konsumenten Geld mit Nichts – ohne Dienstleistungen – verdienen. Das ist aus Sicht unseres Vorsitzenden der Anfang des Untergangs, und lässt unweigerliche darauf schließen, dass sich der Finanzkapitalismus am Ende, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlich, ähnlich wie ein Ouroboros selbst auffressen wird.
Bilder: Alexander Höfer
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