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(420) Olga Tokarczuk

Plötzlich fremd! – Die polnische Bestsellerautorin rezitierte aus ihren neuen Schriften und präsentierte ihre Sichtweise zu der aktuellen Thematik „Literatur in der Krise“!

Es wird immer weniger gelesen. Vor allem werden immer weniger Bücher über geschichtlich relevante Themen gelesen. Das für die Zukunft eigentlich so wichtige Fach Geschichte verschwindet ebenfalls zunehmend von den Stundenplänen, oder reduziert sich thematisch fast ausschließlich auf den 2. Weltkrieg. Offensichtlich befindet sich die Literatur in einer Krise

Olga Tokarczuk sieht in der Erfindung des Internets, sowie in den rasanten technischen Neuerungen, sowohl die Ursache für diese literarische Krise, als auch den aktuell spürbaren Interessenszerfall der Gesellschaft. Die digitale Welt sei nicht mehr wegzudenken, allerdings hat noch niemand ein Heilmittel dagegen gefunden, wie man die digitalen Medien gewinnbringend für Kinder und Jugendliche im Schulalltag integrieren könnte.

Die digitalen Medien lenken Kinder vom Lernen ab, und rauben ihnen insbesondere die Lust am Lesen. Der wissenschaftliche Fortschritt hätte für sie ebenfalls ein atemberaubendes Tempo erreicht, das ihr Grund zur Besorgnis gibt. Bereits 2025 soll es möglich sein, dass nur noch ganz wenig Tiergewebe benötigt wird, um am Ende ein großes Fleischstück zum Essen zu haben. „Sie müssen sich das so vorstellen“, so die Autorin. „Sie haben dann neben ihrem Kühlschrank einen Inkubator stehen, und dann gehen sie in ein Lebensmittelgeschäft und kaufen ein kleines Stückchen Fleisch, legen das dort hinein, und einen Tag später haben sie dann ihr Steak oder ihre gewünschte Fleischmenge zum Essen.“ 

Was die polnische Autorin bereits in ihrem Buch „Der Gesang der Fledermäuse“ thematisierte, steht kurz vor seiner Vollendung.

In Deutschland noch nicht erhältlich ist das aktuelle Buch mit dem Titel „Die Jakobsbücher“; ein Historischer Roman in Form eines Mystery-Thrillers, der in Polen für große Aufruhr sorgte. Das Buch, das sich extrem kritisch mit der Kulturgeschichte Mitteleuropas, und absolut konträr zu der bisher bekannten kolonialen Vergangenheit Polens auseinandersetzt, wurde von Kritikern heftig beschimpft und verschmäht. Die Angriffe gingen sogar so weit, dass Olga Tokarczuk im Netz nicht nur mit „Shitstorms“ bedacht wurde, sondern auch Gewaltdrohungen von Konservativen und Nationalisten erhielt. „Es ist traurig, wenn ein historisches Werk, oder eine fiktive Geschichte politisiert wird“, so die Autorin, andererseits macht diese Reaktion auch deutlich, dass sie mit dem Inhalt ihres Buches offensichtlich direkt den Nagel auf den Kopf getroffen hat, denn nur getroffene Hunde bellen, und in diesem Fall ziemlich lautstark. Für die „Jakobsbücher“ erhielt sie 2015 den NIKE-Literaturpreis.

Die deutsche Übersetzung des Buches sei zwar schon so gut wie fertig, allerdings hätte man noch keinen Verlag gefunden, der dieses dicke Werk druckt.

Das Schreiben der Jakobsbücher hat die Autorin einige Jahre Zeit und Kraft gekostet. So gönnte sie sich eine kleine kreative Ruhepause, um dann wieder zum Stift zu greifen und eine historische Erzählung aus dem 17. Jahrhundert zu schreiben.

Der Autorin war es dabei sehr wichtig, bekannte historische Gegebenheiten aus einer ganz neuen Betrachtungsweise zu erzählen. In den traditionellen historischen Romanen spielen die Frauen oft eine untergeordnete Nebenrolle. Im Mittelpunkt stehen meist nur die vernichtenden Schlachten, sowie die männlichen Helden und Eroberer. Deshalb sei es ihr als überzeugte Feministin sehr wichtig gewesen, der Frau mehr Aufmerksamkeit zu schenken. So bekommt dann auch der Leser eine ganz neue Sichtweise auf bereits bekannte geschichtliche Ereignisse.

Selbstverständlich las die Autorin dann auch einige Stellen aus ihrem neuen Werk vor, die von dem Polonisten Bernhard Hartmann danach in deutscher Übersetzung vorgetragen wurden. Es sind Prosazeilen, in die die Zuhörer tief versinken können. Olga Tokarczuk versteht es, ihre Leser und Zuhörer direkt in die Geschichte hineinzuziehen. Sie schreibt sehr bebildernd und teilweise auch mit sehr viel Gefühl und besonders Liebe zum Detail.

Hier nun ein paar Auszüge aus dem Werk „Die Grenze“, das im Original unter dem Titel „Rubież“ 2001 veröffentlicht wurde:

….Mit dem Verschwinden von Bruder Matthäus dem Zweiten ging alles Wissen über das Wetter und den Kalender verloren. Das war ein schmerzlicher Verlust, seitdem haben wir Schwierigkeiten, die Winter- und Sommersonnenwende zu berechnen, wir können uns nur danach richten, was unsere Augen sehen. Die Große Nacht der Auferstehung feiern wir, wenn auf dem Prut das Eis platzt. Die Geburt, wenn es so dunkel und kalt ist, dass es nicht mehr schlimmer werden kann und wir in Trauer und Niedergeschlagenheit versinken. Unseren heiligsten Feiertag – das Flaggenfest – rufen wir aus, wenn die Welt sich der Sonne und dem Leben am weitesten öffnet, wenn der Himmel rein und freundlich ist und die klare Luft unsere Bilder weit in die Steppe trägt. …

***

…Unsere Kinder, das sind Peter und Paul, wobei Paul ein Mädchen ist. Ich habe ihnen diese Namen gegeben, vorher trugen sie barbarische Namen, die man weder aussprechen noch sich merken konnte. Ich wollte, dass sie zivilisierte Namen bekommen, damit sie es leichter haben, sich in unsere Welt einzufügen. Ihre Mutter nannte ich Christoph, aber sie mochte diesen Namen nicht und lachte darüber. Sie nannte sich Udina und notgedrungen mussten auch wir sie so nennen. …

***

Das Buch „Der Gesang der Fledermäuse“ wurde 2015 erfolgreich verfilmt, und wird demnächst auch in den deutschen Kinos zu sehen sein.

 

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