Tolle Abenteuer im Kalandpark! – Plantschen im Pool – Eine Kurpfälzische Linsensuppe zum Abschied! – Und ein wahrer Freund! – Das Finale unserer diesjährigen Ferienfreizeit in Györgytarló!
Im letzten Jahr musste unser Liam ja aufgrund seines Armbruchs auf die Attraktionen des Kalandparks von Sátoraljaújhely weitestgehend verzichten, unter anderem auch auf das Fahren mit der längsten Slagline Europas, mit der man in einer Höhe von 150 Metern über eine Strecke von gut 1.000 Metern und mit einer Geschwindigkeit von 70 Stundenkilometern von einem Hügel zum anderen fliegen kann.
So freute sich Liam unheimlich auf diesen Event auf den er mittlerweile schon ein ganzes Jahr entgegenfieberte. Genauso wie 2018, haben wir wieder ein paar Kinder zu unserer Tour durch den Kalandpark eingeladen. Dieses Mal durften uns Bence, Dávid und Edmond, die drei Sieger des 1.200 Meter-Laufes, als Anerkennung für ihre tolle Leistung begleiten.
Im Kalandpark angekommen, musste Liam allerdings erst einmal die traurige Hiobsbotschaft wegstecken, dass die Slagline heute aufgrund des starken Windes, also aus Sicherheitsgründen, leider geschlossen war, und auch der Sessellift nicht funktionierte, weil in der vergangenen Nacht bei dem großen Unwetter der Blitz eingeschlagen hatte.
Die Bob-Bahn, und die Kletteraktivitäten waren allerdings geöffnet, und da uns die Verantwortlichen Mut machten, dass sowohl der Sessellift, als auch die Slagline heute gegen Mittag vielleicht wieder in Betrieb sein könnten, gingen wir erst einmal eine Runde, oder besser gesagt, gleich drei Runden Bobfahren. Die Bob-Bahn von Sátoraljaújhely ist ebenfalls eine der längsten Bahnen Europas. Gut drei, vielleicht sogar vier Minuten, dauert es, bis die Bobs oben an der Rampe angekommen sind, von der aus es dann über unzählige Kurven durch den tiefen Wald bis hinunter zur Ausgangsposition geht.
Hier gab es für unsere Jungs natürlich kein Halten, und sie brausten teilweise mit vollem Karacho sowohl die Geraden, als auch die Kurven hinunter bis zum Ziel.
Danach machten wir uns auf den Weg zur Kletterhalle T-Rock. Hier haben wir das Kletterprogramm mit Absicherung gebucht, und konnten fortan so lange klettern wie wir wollten. Die Kletterhalle ist allerdings nichts für Weicheier oder „Möchtegerne“. Hier wird in der Tat Können und Geschick, aber auch Konzentration und Überwindung verlangt, um den Weg nach ganz oben zu schaffen. Dementsprechend wiesen die beiden Mitarbeiter zunächst einmal die Jungs an einer Trainingswand ein, und erklärten ihnen dabei ganz genau, worauf sie beim anschließenden Klettern achten mussten.
Nachdem die Kids abgesichert waren, durften sie mit dem Klettern beginnen. Der T-Rock bietet unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, und auch unterschiedliche Höhen an. Von 5 Meter, über 10 Meter bis hin zu 15 Metern kann jeder selbst entscheiden, welcher Herausforderung er sich stellen möchte. Angefangen haben die Jungs erst einmal mit der Anfängerhöhe von fünf Metern. Klettern ist nicht wirklich einfach, und auch nicht jedermanns oder jedes Kindes Sache. Trotz der Absicherung schwingt bei jedem Schritt nach oben auch immer ein wenig Angst und Unbehagen mit, die sich bei dem einen etwas mehr und bei dem anderen weniger auswirkt. Während die vier Jungs die fünf Meter fast alle noch problemlos schafften, war es am Ende nur Dávid, den es bis ganz nach oben auf 15 Meter hinaufzog.
Da die Slagline auch nach unserer Kletteraktion immer noch geschlossen war, gab es als kleines Trostpflaster für unsere Jungs noch einmal drei Runden Bob-Fahren.
Wieder zuhause in Györgytarló angekommen, forderte István Oláh Junior Liam in der Kneipe zum Schachspielen heraus. Schachspielen ist in der Region zumindest bei den älteren noch eine ganz große Tugend, und so war es eine große Ehre für Liam gegen den Sohn des Bürgermeisters anzutreten. Istán Oláh Junior präsentierte sich allerdings als ein paar Stufen zu stark, und so organisierte unser Vorsitzender Alexander Höfer Edmond als gleichaltrigen und ebenwürdigen Gegner. Die nächsten Schachpartien wurden also auf Augenhöhe durchgeführt. Das Schachspielen zog vor allem die Gäste der Kneipe in ihren Bann, und so hatte Liam erstmals Zuschauer, die fortan die Partien der beiden Jungs gespannt verfolgten.
Auch am vorletzten Tag unserer Freizeit haben wir den „kühlen“ Morgen für ein Lauf- und Koordinationstraining genutzt, und was das Schöne war, auch Olivér und sein jüngerer Bruder Renátó haben ebenfalls daran teilgenommen. Pünktlich um 7.00 Uhr standen die beiden Jungs bei uns auf der Matte, und haben sich gleich darauf unheimlich fleißig ans Werk gemacht, die einzelnen Übungen zu absolvieren. Nach der Koordinationseinheit sind wir dann noch gemeinsam eine Strecke von ca. 1,6 Kilometern in einer Zeit von 11.00 Minuten gelaufen.
Nach dem Duschen besuchten wir die große Familie von Andór Horváth, eine Familie, die dort ebenfalls am Hungertuch nagt. Bei Andór Horváth gibt es viele Tier, die dort mehr oder weniger unbeaufsichtigt leben, und teilweise auch vegetieren. Die Familie kämpft schon seit Jahren ums Überleben. Sämtliche Familienmitglieder sind arbeitslos und haben großteils auch keinen Beruf erlernt. Das einzige, was sie zum Leben haben, sind ihre Tiere. So gibt es bei den Horváths jeden Tag Ziegenmilch zu trinken, und heute durfte Liam mal versuchten eine Ziege zu melken.
Damit die Ziege nicht weglaufen konnte, wurde sie von Bence an den Hörnern festgehalten. Danach zeigte Andór Horváth Junior unserem Liam, wie er die Zitzen anfassen musste, um die Ziege zu Melken. Gleich darauf durfte er selbst Handanlegen. Das Melken ist nicht wirklich einfach, und erfordert eine ganz bestimmte Technik. So dauerte es schon eine ganze Zeit bis Liam der Ziege die ersten Spritzer aus ihrem Euter entlocken konnte. Nachdem Andór die Milch mit Hilfe eines Siebes von den Bakterien befreite, durften wir natürlich auch ein Glas frische Ziegenmilch kosten.
Gerade mit einer neugewonnen Erfahrung reicher wieder nach Hause zurückgekehrt erwartete uns dort schon unser treuster Freund, nämlich der kleine Mischlingshund Mázli. Mázli, der auch ein sehr guter Freund von Floh, dem Hund unseres Vorsitzenden ist, war gut zehn Tage lang ein netter Begleiter unserer Freizeit, und holte sich jeden Tag nicht nur sehr viele Leckerli ab, sondern auch jede Menge Streicheleinheiten. Die Dankbarkeit und Treue des kleinen Mischlings ging sogar soweit, dass er sich ebenfalls an unseren morgendlichen Laufeinheiten beteiligte und die 1,6 Kilometer lange Trainingsstrecke zusammen mit unserem Vorsitzenden walkte. „Ja, die dankbarsten Menschen auf der Welt sind in der Tat die Hunde!“ – Und wir sind sehr glücklich darüber, dass wir Mázli in den zehn Tagen unseres Aufenthaltes wahrscheinlich die schönste Zeit seines bisherigen Lebens geschenkt haben.
Am letzten Tag hieß es dann wie immer Abschied nehmen von unseren Freunden. Hier kam Liam bei Misi Takács noch in den Genuss eines unheimlich erfrischenden Programms, nämlich Plantschen im Pool. So holte er sich schnell seine Badehose aus dem bereits gepackten Koffer heraus, und hüpfte gleich darauf zusammen mit Misi und Bence in das kühle Nass.
Während sich die drei unheimlich toll amüsierten, richtete unser Vorsitzender derweil alle Zutaten für die Kurpfälzische Linsensuppe, die wir unseren Freunden auf unserer Abschiedsparty präsentieren wollten. Hierfür hatte der Bürgermeister zusammen mit seinem Sohn alles vorbereitet. „Linsen sollen ja in Ungarn sehr viel Glück bringen!“ – So eine Lebensweisheit. Aus diesem Grund gibt es Linsen in vielen Familien traditionelle immer am Neujahrstag, wobei die Ungarische Linsensuppe sich sehr von der Deutschen Linsensuppe unterscheidet.
Nachdem sich Liam von seinen Freunden verabschiedet hatte, standen wir wenig später wieder in der Küche des Bürgermeisters, um die Kurpfälzische Linsensuppe vorzubereiten. Damit die Suppe später auch den echten Deutschen Touch erhielt, brachte unser Vorsitzender eine gute Flasche deutschen Essig mit nach Györgytarló. Im Gegensatz zu uns, kochen die Ungarn sehr wenig mit Essig, vielleicht auch deshalb, weil der ungarische Essig meist mit 20% Alkohol sehr scharf ist. Ein Essig mit einer so hohen Alkoholkonsistenz würde aber unweigerlich den Geschmack der Linsensuppe zerstören.
50 Wiener Würstchen und 4 Liter Linsensuppe hatten wir mitgebracht, und der Bürgermeister war sehr bedacht darauf, dass die Gäste die Linsensuppe noch mit unserem feinen Essig veredelten. Anfangs noch ein wenig skeptisch Essig eine Suppe mit Essig zu verfeinern, hauten unsere Freunde aber gleich darauf richtig rein, und Laci Sárosi meinte nach seinem fünften Teller und seinem sechsten Würstchen, dass er so etwas Gutes schon lange nicht mehr gegessen hätte. Um die Deutsche Abschlussparty rund zu machen, haben wir noch ein kleines Fässchen Bitburger Pils mitgebracht.
Wir haben wieder eine sehr schöne und erholsame Ferienzeit bei unseren Freunden in Györgytarló erlebt, eine Zeit, in der wir von den dortigen Menschen sehr viel Leben und Zusammenleben geschenkt bekamen, wir ihnen aber unsererseits auch sehr viel Aufmerksamkeit und Dankbarkeit entgegenbrachten. Das Leben, es ist ein sehr dankbares Geschenk. Ein Geschenk, das vor allem dort noch einen wesentlich höheren Stellenwert besitzt, wo das Zusammenleben noch eine ganz wichtige Bedeutung besitzt.
Wir bedanken uns ganz besonders bei den Familien von Bürgermeister Istán Oláh, Doki Gáspár, Sándor Gáspar, Andór Horváth, Józsi Kajati, Sándor Lendvai, Imre Nagyidai, Mihály Takács, Géza Tóth, Sándor Tóth und Laci Sárosi, sowie bei Boroskanéni für die tolle Unterkunft, und last but not least bei der Direktorin Katalin Varga und ihrem Lehrerteam für die tolle und erlebnisreiche Zeit. Wir freuen uns schon heute auf ein Wiedersehen.
Bilder: Alexander Höfer
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