Die Rollschuhbahn von 1916! – DAI zeigte unvergessliche Klassiker der Filmgeschichte beim 19. Internationalen Stummfilm-Festival! – (Teil 1)
Wer kennt ihn eigentlich nicht? – Charlie Chaplin, den ersten ganz großen Filmstar, der sich insbesondere mit seinem außergewöhnlichen Laufstil und einer genialen Slapstick-Komik in die Herzen der Zuschauer spielte. Die Film-Karriere des Briten begann 1914 bei den Keystone Picture Studios in Amerika, fast zeitglich mit dem Beginn des 1. Weltkrieges.
Chaplin war ein absoluter Perfektionist, der sehr lange an seiner Gestik und Mimik arbeitete, bis alle Szenen perfekt saßen. So brachte er seine überraschenden Pointen stets genau auf den Punkt. Anders als die Komiker heute, die überwiegend nur noch mit billigen oder provokativen, mitunter auch beleidigenden Wortspielereien „jonglieren“, oder sich teilweise auch mit diffamierenden Äußerungen ihre Lacher beim Publikum sichern können, spielte sich der kleine, aber stets sehr feine und adrett gekleidete Chaplin mit Können und dem Charme eines Gentlemans ins Rampenlicht. Seine Filme waren allesamt erfolgreiche Kassenschlager, und der Komiker ein Anzugsmagnet für Frauen. Bis heute blieb er ein nicht kopierbares Original.
Parallel zu seiner Karriere hatte Chaplin aber auch ein sehr bewegtes Leben und polarisierte insbesondere 1940 in seinem ersten Tonfilm „Der große Diktator“, in dem er das nationalsozialistische Regime und deren unmenschliche Politik extrem satirisch auf die Schippe nahm. Die NS-Propaganda bezeichnete ihn schon Ende der Zwanziger als Jude, bzw. als kleines jüdisches Stehaufmännchen, das sowohl ekelhaft, wie langweilig wäre.
Aber nicht nur bei den Deutschen fiel der fantastische Chaplin durch sein Verhalten in Ungnade. Auch die Amerikaner sahen in seinem Spiel die Verunglimpfung amerikanischer Werte, was dazu führte, dass ihm nach dem 2. Weltkrieg eine Einreise in die USA erschwert wurde.
Erst Anfang der Fünfziger Jahre katapultierte er sich mit dem Film „Limelight“ wieder buchstäblich ins Rampenlicht zurück. 1972 – fünf Jahre vor seinem Tod – erhielt Charlie Chaplin ziemlich spät seinen verdienten Stern auf dem berühmten „Walk of Fame“. Am 1. Weihnachtstag 1977 verstarb der große Kleine mit 89 Jahren.
Seine Filme sind aber unvergessen. Einige von ihnen legendär, und seit nunmehr fast 20 Jahren ein ehrenwerter Beitrag beim Internationalen Festival Stummfilm & Livemusik des Deutsch-Amerikanischen Institutes. Erstmals hatten auch wir die Gelegenheit dieses wirklich tolle Festival besuchen zu dürfen. Das besondere dieses Festivals ist unzweifelhaft die musikalische Live-Begleitung. Hierfür sorgt schon seit nunmehr 14 Jahren auch immer wieder die britische Band Lily & Co, alias Julia Vardigans mit ihren drei Töchtern Amy, Sophie und Lily für die passende Hintergrundbemalung.
Geboten wurden aber nicht einfach nur bekannte „Klamottenmusik“ und klassische Werke, sondern Julia Vardigans machte sich die große Mühe die Musik exakt auf den Film abzustimmen, sprich die einzelnen Szenen und Phasen mit der idealsten und authentischsten Musik zu hintermalen. Klar, dass hier auch die berühmten hohen Pfeiftöne und dumpfen Schlaggeräusche erklangen, wenn zum Beispiel ein Hut wegflog oder der Charlie jemanden in den Hintern trat.
So mutierte der uns bekannte Klassiker „Die Rollschuhbahn“ von 1916 zu einem neuen und ultimativen Erlebnis. Es war einfach nur wunderschön den großen Chaplin und seine schauspielerischen Fähigkeiten in diesem neuen Rahmen zu genießen. Egal ob als Kellner, Bar-Mixer oder Rollschuh-Akteur. Chaplin wickelte in allen Situationen die Zuschauer und natürlich die Frauen um den Finger. So verging die Zeit wie im Fluge.
Als Intermezzo gab es noch einen Buster-Keaton-Kurzfilm-Klassiker als Appetitanreger für das große Erfolgs-Duo „Laurel & Hardy“, über die wir am Montag berichten werden.
Bilder: Alexander Höfer
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