Miteinander lachen, anstatt übereinander lachen! – Ulrich Wellhöfer präsentierte in Begleitung von Nicole Fieber Jüdische Miniaturen im Stil der Zwanziger Jahre!
Das Café Filsbach, ein Treffpunkt in Mitten der Mannheimer Quadrate, an dem sich regelmäßig Menschen unterschiedlicher Generationen und Kulturkreise, aber auch sehr viele Jugendliche begegnen, platzte an diesem Abend fast aus allen Nähten.
Kein Wunder, denn die Begegnungsstätte Westliche Unterstadt e.V. hatte in Kooperation mit dem Verein KulturQuer QuerKultur Rhein-Neckar e.V. dazu eingeladen, um die Neuauflage des Buches „Jüdische Miniaturen“, des Mannheimer Kabarettisten und Autors Paul Nikolaus Steiner gebührend zu feiern.
Hierfür hatte sich der Verlagsleiter Ulrich Wellhöfer etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Zusammen mit seiner Frau und Musikerin Nicole Fieber wollte er einige witzige „Gassenhauer“ von Paul Nikolaus Steiner, sowie anderen literarisch-humorvollen Geschichten und Versen, in einem anspruchsvollen und passenden musikalischen Gewand der Wilden Zwanziger Jahre präsentieren.
Obwohl fast 100 Jahre vergangen sind, erfreut sich, sowohl der Humor der Zwanziger, als auch sein Bezug zum Alltag, einer unglaublichen Aktualität, steht doch die satirische „Verunglimpfung“ Jan Böhmermanns über den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan immer noch sehr scharf-polarisierend in der Kritik der Medien.
„Wie weit darf Satire eigentlich gehen? – Und darf sich ein Humorist in einer Demokratie wirklich alles erlauben?“ – Viele Menschen beantworten diese Frage derzeit ganz deutlich mit „Ja“, weil wir hier in einer Demokratie eine freie Meinungsäußerung genießen, gleichwohl haben wir auch das unabdingbare Recht, gegen jeden Menschen eine Anzeige zu stellen, der uns mit Worten direkt beleidigt oder mit Filmszenen verletzt, bzw. verunglimpft.
Die Satirewelt belustigt sich schon seit geraumer Zeit nicht nur in diversen Fernseh-Shows, sondern besonders im Internet auf teilweise sehr grenzwertige, um nicht zu sagen sehr unschöne Art und Weise auf Kosten Dritter, und das nicht selten auf einem Niveau, das einen respektvollen und würdevollen Umgang miteinander leider schmerzhaft vermissen lässt. Fast, so scheint es „Je primitiver – ordinärer – trivialer oder dümmer ein Witz ist, desto besser und wirkungsvoller kommt er beim Publikum an“. Anständiger Humor ist in der Öffentlichkeit immer weniger gefragt, und wird leider auch immer weniger verstanden.
Nicht so, heute Abend, denn der jüdische Witz, bzw., der harte aber realitätsnahe Humor der Zwanziger Jahre, regte eher zum miteinander lachen, anstatt übereinander lachen an.
Wortgewandt mal auf „Deutsch“, mol uff „Monnemarisch“, unn mol uff „Pälzisch“, präsentierte sich Ulrich Wellhöfer als hervorragender Unterhalter auf der kleinen, reichlich mit Büchern und Instrumenten geschmückten Bühne.
In diesem Rahmen gab er die humorvollen, häufig direkt aus dem Leben gegriffenen Sprüche, von Paul Nikolaus Steiner, unter dem Motto: „Heiteres aus Zeit und Ernst“ zum Besten, und verstand es mit viel Abwechslungsreichtum, den Abend kurzweilig und unglaublich persönlich zu gestalten.
Kleiner Auszug aus dem Buch „Jüdische Miniaturen“
Feitel begegnete aufgeregt seinen Freund:
„Denk Dir, meine Schwiegermutter is von ein Hund gebissen worden!“
„No un?“
„No un?! Der Besitzer vom Hund verlangt Schadenersatz: der Hund is meschugge geworden.“
…
„Wer war die Mutter von Moses?“ fragte der Lehrer.
Wotan Kohn het den Finger: „Die Tochter von Pharao.“
„Aber Wotan“ meint der Lehrer, „die Tochter von Pharao war doch nicht die Mutter: die hat ihn doch nur gefunden.“
„Sagt sie“, sagt Wotan.
Aufgelockert wurden die lustigen Geschichten, Zitate und Verse jeweils von seiner Frau Nicole Fieber, die entweder mit der Klarinette oder dem Saxophone bekannte Chansons der Zwanziger Jahre erklinge ließ.
Natürlich durfte auf dieser Zeitreise auch eine Schellackplatte aus dem Jahr 1921 nicht fehlen. Um diese abzuspielen brachte Ulrich Wellhöfer einen Schellackplattenspieler mit, und vor Ende des ersten Programms lauschten alle Zuschauer gespannt das erheiternde urpälzische Hörspiel an.
Im zweiten Teil des Programms gab es dann noch großartiges von anderen Literaten, wie zum Beispiel Auszüge von „Der lachende Poet“ und „Spielmann am Rhein“ von Hanns Glückstein oder die „Pälzer Hausapothek“ vunn Lina Sommer.
In den musikalischen Intermezzi agierte Ulrich Wellhöfer dann sogar als Pianist, und seine Frau spielte abwechselnd Flöte und ebenfalls Klavier. Hier präsentierte der Verlagsleiter auch ein interessantes Jüdisches Instrument, natürlich nicht ohne dem Publikum eine sehr heitere Geschichte zu erzählen.
Wie heißt dieses Instrument, das Herr Wellhöfer hier präsentiert? – Das ist unsere neue Quizfrage. Wer zwischen 7 und 15 Jahren ist, und uns als erstes die richtige Antwort unter hallo@animus-klub.de schreibt, der erhält freien Eintritt bei unserem nächsten Besuch in den Reiss-Engelhorn-Museen. Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen.
Bilder: Alexander Höfer
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