Live aus dem Atelier – Bügelbrett-Kunstwerke und Eitempera auf Nesseln! – Der Heidelberger Kunstverein ehrte fünf Preisträger und ihre außergewöhnlichen Werke!
Die fantastische Ausstellung „Wir sind hier“ konnten wir zum Glück noch kurz nach der Aufhebung des letzten Lockdowns im April besuchen und viele Eindrücke mit nach Hause nehmen. Deshalb waren wir regelrecht geschockt, als wir Anfang Mai erfuhren, dass die Museen in Heidelberg aufgrund der ansteigenden Inzidenzwerte abermals ihre Pforte schließen mussten. Gott-sei-Dank nur für eine Woche. So haben wir nicht lange gezögert und uns sofort auf den Weg gemacht, diese neue und ebenfalls großartige Vernissage und Werkschau zu besuchen.
Zum zweiten Mal wird heuer der gemeinsame Preis der Andreas-Felger-Kulturstiftung und des Heidelberger Kunstvereins überreicht. Die erste Würdigung außergewöhnlich kreativer junger Künstler ging uns leider aufgrund der intensiven Vorbereitungen für das HAMMERFALL-Interview 2018 durch die Lappen. Ja, manchmal ist das richtig doof, wenn wir einerseits zwar mehr anbieten wollen, aber andererseits nicht mehr anbieten können, weil einfach die Zeit dafür fehlt. Ja, man kann sich halt leider nicht vierteilen. Aber es gibt im Leben immer Momente, wo wir auf etwas verzichten müssen, um dafür etwas anderes, Wunderschönes zu erhalten. Und das Treffen mit Oscar Dronjak von HAMMERFALL und das anschließende „Hammer-Konzert“ sind bis heute unvergessene Momente für unsere Kids.
Verzichten müssen wir derzeit leider auch auf die großartigen Ausstellungen in Mannheim und Ludwigshafen, weil die Museen aufgrund der zu hohen Inzidenzwerte noch mindestens bis 23. Mai geschlossen sind. (?!?) – Angeblich sollen sie danach wieder öffnen. Allerdings benötigt man dann für den Eintritt einen negativen PCR-Test. (?!?) – Mal ganz abgesehen davon, dass wir schon seit Jahren, also auch in der Zeit vor Corona, häufig alleine in den Museen unterwegs sind, oder nur sehr wenige Besucher gleichzeitig anwesend waren, können wir diese Regel von der allgemeinen Logik her gesehen, wieder mal nicht wirklich verstehen oder besser gesagt nachvollziehen, denn zum Einkaufen oder zum Fahren mit der S-Bahn benötigt man keinen PCR-Test, obwohl hier wesentlich mehr Menschen gleichzeitig in einem Raum anwesend sind, als nur die drei Leute, die am letzten Wochenende zusammen mit uns die großartige Ausstellung WERK.STOFF besucht haben.
Eines steht für uns bereits heute schon fest. Diesen Aufwand oder besser gesagt diese Tortur bei jedem Museumsbesuch oder jeder Veranstaltung fortan einen aktuellen Test vorzulegen, werden wir vor allem unseren Kindern nicht zumuten. Dann verzichten wir lieber, so schwer es uns auch fällt, auf die tollen neuen Mannheimer und Ludwigshafener Ausstellungen und Veranstaltungen und machen stattdessen etwas anderes.
Genau dieses ETWAS ANDERES, das wurde uns im Heidelberger Kunstverein geboten, denn gleich zu Beginn der Ausstellung erlaubte uns die Künstlerin Ada van Hoorebeke ähnlich wie im letzten Sommer der bekannte Mannheimer Künstler BRIXY, einen ganz tiefen Einblick in ihr Atelier, indem sie uns nicht nur vor Augen führte, wie sie ihre Kunstwerke erstellte, sondern auch welche Zutaten (Marmelade) sie dafür verwendete.
Präsentiert wurden uns in diesem Bereich Arbeiten aus Wachs in Naturfarben, die auf Leinen oder Baumwolle gefertigt von der Decke herabhingen. Die Blumen-Ornamente in schriftzeichenähnlichem Outlook zeigten uns beim genaueren Betrachten auch neue, und wahrscheinlich absolut zufällig entstandene Motive, wie zum Beispiel einen Hund. – Das versteckte Bild im Bild.
Im weiteren Verlauf der Ausstellung wurden wir ebenfalls mit einer Kunst konfrontiert, die uns unmittelbar an den bereits erwähnten BRIXY erinnerte, denn Mojé Assefjah führte uns mit „Eitempera auf Nesseln“ in eine wunderschön farbenfrohe Fantasie-Szenerie, die uns durch ihre geschwungenen Abstraktionen augenblicklich ins Träumen versetzte. Werke, die Hoffnung machten. Werke die Freude ausstrahlten. Werke, die einfach nur wunderschön anzuschauen waren. Der Wert des Augenblicks für immer und ewig festgehalten.
Ebenfalls beeindruckend zu erforschen war der Bereich von Veronika Hilger. Monochrom glasierte Keramiken standen sich hier teilweise magischen Bildern gegenüber. Eine Hand mit vier Fingern war das Symbol, das beide Künste irgendwie miteinander verband und uns durch diese Kunst-Station führte. Genaues Hinschauen, Exponate assoziieren mit Bildern. Eine neue Perspektive sehen. Zusammenhänge erkennen. Nachdenken. Überlegen. Der Fantasie freien Lauf lassen. Ausdrucksstärke in sich aufnehmen, bevor wir uns im Studio und im Lichthof einer völlig anderen Kunstform widmen durften.
Anna Slobodnik stellte hier zum einen ihre Zyklus-Teppiche in Öl auf Leinwand aus. Zum anderen ihre Zyklus-Fliesen in Linoldruck-Collagen auf Papier. Das leicht badezimmerähnliche Ambiente graviert mit Ornamenten und nebenbei verziert mit roten, blauen und grünen Rosen. Auch hier lohnte sich ein genaueres Hinschauen dieser gigantischen Arbeit, denn Wiederholungsmuster als Erkennungszeichen, werden hier deutlich sichtbar. Wiederholung. Eines der ganz großen Geheimnisse des Lernens und Verinnerlichens.
Zu guter Letzt der Ausstellung machten wir dann wie immer noch unseren traditionellen Ausflug auf die Empore und Brückenkopf des Hauses. Von einem kleinen magischen Auge beobachtet „Little-Brother-Is-Watching-You“ betraten wir eine wahrlich kreative Oase der besonderen Art, denn Bradley Davis führte uns kopflose Kunst in Kombination mit einer genialen Bügelbrett-Romantik vor Augen. Es erwarteten uns Maskeraden, die uns mit einer großen Brise Humor durch gesellschaftliche Mechanismen begleiteten. Bradly hielt mit seiner Werkschau unserer teils kranken und teils perfektionistischen Gesellschaft den Spiegel unmittelbar vor Augen, in dem er viele seiner Werke mit lustiger Satire ausschmückte.
WERK.STOFF war für uns wieder eine unheimlich große Inspiration, und wer weiß, vielleicht bemalen unsere Kids ja morgen zu Hause auch die Bügelbretter mit besonderen Kunstwerken oder schmücken die Wände anstatt mit Tapeten mit Marmeladen-Wachs oder Himbeer-Gelee „en couture“. Ein Versuch wäre es auf jeden Fall wert, die eigene Kreativität zu erweitern. Wir sagen wie immer Danke für diesen vielseitigen, bunten und wunderschönen Einblick in die unendliche Welt der Kunst.
Bilder: Alexander Höfer
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