Wir präsentieren euch die Version, der Version von der Version, der Version! –zeitraumexit eröffnete das Internationale Samplingfestival SUPERCOPY mit DJ Zhao!
Was kommt nach Original und Kopie? – Die Supercopy? – Mit dieser zentralen Frage, verbunden mit der Tatsache, dass eigentlich ALLES, was wir machen, was wir erlernen, oder was wir nachahmen, eine Kopie des Originals darstellt, beschäftigt sich bis zum 20. Mai noch die Ausstellung „SUPERCOPY“, die von zeitraumexit, dem PORT25, der Alten Feuerwache, dem Odeon Kino und der kurz_Bar präsentiert und durchgeführt wird. Im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe gibt es fortan täglich sehr interessante Vorträge, Musikevents und Ausstellungen. Das Begleitprogramm findet ihr hier unter diesem Link: www.zeitraumexit.de.
Da bei dem Internationalen Samplingfestival sehr viele, wie der Name schon sagt, internationale Größen und Persönlichkeiten ihr Können zum Besten geben, hielt Jan-Philip Possmann seine Eröffnungsrede auf Englisch. Hierbei bezog sich der Geschäftsführer des zeitraumexits darauf, dass eigentlich so gut wie alles eine Kopie des Originals darstellt, und sei es nur die CD, die wir im Geschäft käuflich erwerben. Auch sie ist nur eine Kopie des Originals. Allerdings eine Originalkopie.
Wir kopieren ständig. Selbst die Tanzschritte, oder die Sprache, die wir erlernen, sind Kopien. Wir imitieren so genau wie möglich die exakten Schrittfolgen und Drehungen, bzw. wir versuchen beim Sprechen die Worte so deutlich wie möglich zu intonieren und nachzuahmen, damit wir uns verständigen können. Auch das Erlernen eines Musikinstrumentes, bzw. das Sampeln von Beats, sind nichts anderes als ein Kopieren.
Heute im digitalen Zeitalter, wo jeder von uns mit seinem Handy Fotos machen und veröffentlichen kann, sind wir alle Publisher, so Possmann. Dennoch gibt es viele Dinge, die rechtlich geschützt sind, und die wir nicht einfach „unerlaubt“ kopieren und veröffentlichen dürfen. Das Kopieren oder das Nachahmen bestimmter Werke, primär aus den Bereichen der Muse, sind sehr komplex geregelt. Was in dem einen Land erlaubt ist, wird dem anderen unter Strafe gestellt.
Sören Gerhold, der Geschäftsführer der Alten Feuerwache Mannheim bedankte sich im Anschluss an die Rede Possmanns dann bei den unzähligen finanziellen Unterstützern und Gönnern, ohne die dieses Festival überhaupt nicht möglich gewesen wäre, und natürlich auch bei den regelmäßigen Besuchern, ohne die es auch gegangen wäre.
Der diesjährige Festivalleiter Matti Kunstek knüpfte gleich darauf an die Worte von Jan-Philipp Possmann an, und machte deutlich, dass sich das Festival mit dem Thema „Kopieren“ auch grenzübergreifend beschäftigt.
In diesem Zusammenhang begrüßte er ganz besonders das Madrassa Collective, das während des Festivals arabische und nordafrikanische Filme aus den Siebzigern und Achtzigern aufführen wird. Mehr zu diesem Thema findet ihr auf der Homepage: www.supercopy.eu.
Matti Kunstek zeigte sich sehr glücklich darüber, dass es gelungen sei, eine so große internationale Bandbreite von Künstlern in diesem Festival zu vereinen. So seien in den nächsten drei Wochen Künstler aus Äthiopien, Frankreich, Jordanien, Kamerun, Libyen, Marokko, Neuseeland, Portugal und der Türkei auf den Bühnen der Veranstaltungshäuser zu sehen.
Gleich im Anschluss stünden der US-Chinesische und in Berlin lebende Anarcho-Musikologe DJ Leo Zhao mit seiner intellektuellen Sichtweise der Musik, sowie wenig später auch die Performance der beiden Künstlerinnen Rose Beermann und Iva Sveshtarova in der Präsentationsreihe „Show Me How“ im Fokus der SUPERCOPY.
Nach einer kurzen Pause, die uns Freimut Feliciano von Lovefood-Sound mit fantastisch-leckerem veganen Essen versüßte, begann der Rhythm-Ambassador DJ Leo Zhao dann mit seinem Vortrag über die verschiedenen Musikstile und deren Ursprünge. Dass der Rock’n’Roll vom Blues abstammt, ist ja allgemein bekannt. Dass der Blues aber auch in Musikrichtungen, wie zum Beispiel Hip-Hop zu vernehmen ist, weitaus weniger. Der Blues selbst, ist der Urvater sehr vieler Musikrichtungen und Stile. Neben dem Rock’n’Roll sind seine Melodie- und Akkordfolgen auch ganz stark im Jazz, Soul und Funk vertreten. Desweitern verknüpft der Blues auch innerhalb der einzelnen Genres wieder neue Musikstile. Acid-Jazz, Chill-Out & Lounge, die in den Neunzigern aufkamen, enthalten, je nach Musikstück, mal mehr, oder mal weniger die ganz markanten Grundelemente des Blues.
Bei den Rockklassikern wie zum Beispiel „Kashmir“ von Led Zeppelin und besonders bei „Paint it Black“ von den Rolling Stones, so Leo Zhao, seinen ganz deutliche und spätere R’n’B-Elemente vernehmbar. Der Unterschied der jeweiligen Musikstile liegt dann jeweils in den Nuancen, also auf der stärkeren Hervorhebung der einzelnen Instrumente oder Elemente.
Während im R’n’B, sowie im RAP und HIP-HOP die Beats im Vordergrund stünden, rückten beim Rock’n’Roll oder beim Blues eher die Gitarre in den Vordergrund. Keyboards seinen bei allen Richtungen ebenfalls ein wichtiger Begleitfaktor, wobei sie bei den modernen Musikrichtung eher eine monotonere Position einnehmen als bei den klassischen Richtungen.
Dementsprechend ist jede neue Musikrichtung, oder jeder neue Stil, auch eine Kopie, bzw. eine Teilkopie von etwas, das schon vorhanden ist.
Kopieren, ist aber aus unserer Sicht nur dann gut und sinnvoll, wenn mit der Kopie etwas Neues entsteht, oder wenn dadurch etwas Neues erlernt werden kann. Das ist auch der ganz große Unterschied zur „Raubkopie“, denn diese erschafft weder etwas Neues, noch bringt sie die Grundvoraussetzung mit, den jeweiligen Künstler oder dessen Einflüsse wertzuschätzen und in einer neuen Form weiterzutransportieren.
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„Man kann nicht, nicht kopieren!“ – (Paul Watzlawick)
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