15. Internationales Straßentheater überzeugte Zehntausende Menschen mit außergewöhnlicher Schubkarren- und Badwannenakrobatik, sowie einer spektakulären Wrestling-Show!
Seit dem neuen Jahrtausend gibt es nun bereits schon dieses kulturelle Highlight, das jedes Jahr seinen Besuchern mit exzellenten Straßenkünstlern & Gauklern, sowie originellen Vorführungen ein einmaliges und unvergessliches Erlebnis beschert. Anfangs noch ein bisschen belächelt, mauserte sich dieses Festival über die Jahre hinweg zu einem absoluten Großevent der Region, bei dem sich an den beiden Tagen mittlerweile zwischen 30.000 und 40.000 Menschen von den Akteuren ins Staunen versetzen lassen.
Anders, als auf den herkömmlichen Straßenfesten, auf denen man als Besucher in der Regel jedes Jahr, mit einigen Abstrichen, so gut wie immer das gleiche Programm vor die Nase gesetzt bekommt, präsentiert sich das Ludwigshafener Straßentheater jedes Jahr anders und niemals gleich.
So auch in diesem Jahr, denn es startete für uns mit einer urkomischen Baustellenchoreographie der Schweizer Combo Carambole auf dem Rathausplatz. Ihr Stück „Travaux public-s!“ begann damit, dass der Baustellenführer zeitungslesend auf einem kleinen Leiterchen saß, und erst einmal überhaupt nichts passierte. Pantomimisch mit ständigen Blicken auf seine Uhr Ungeduld in Szene gesetzt, bemerkten die Zuschauer dann, dass er auf irgendetwas zu warten schien. Das Steigen auf die Leiter und den Blick über die Zuschauermenge schweifend, machten dann unmissverständlich deutlich, dass diese Show auch jenseits der Bühne stattfand; ganz zum Leidwesen derjenigen Menschen, die sich noch Minuten zuvor um jeden Zentimeter Sitzplatz vor der Bühne gestritten hatten, und vor allem für denjenigen, die sich sogar die Unverschämtheit herausnahmen, einfach Bänke von einer anderen Showbühne zu stibitzen, und diese dann ganz frech hinter die bereits stehenden Zuschauer zu stellen, und sich dann auch noch die Impertinenz erlaubten, diese ganz höflich aufzufordern doch bitte wegzugehen, damit sie etwas sehen könnten.
So bekamen gerade diese Zuschauer die ersten fünf Minuten dieser großräumig angelegten Präsentation überhaupt nicht mit, und sahen nicht, wie die vier Bauarbeiterkollegen des Chefs im Hintergrund zwischen der Bismarckstraße und dem Rathaus-Center die Passanten unglaublich aufmischten, indem sie Schaukästen und Litfaßsäulen vermaßen, oder sich gleichzeitig mit ihrem Schubkarren gegenseitig durch die Gegend schoben.
Endlich auf der Baustelle angekommen, boten die fünf Akteure dann den Zuschauern eine geniale Vorstellung aus Showdance, skurriler Schubkarrenakrobatik und witziger „Presslufthammer-Erotik“, die damit endete, dass einer der Bauarbeiter unter dem großen Arbeitsstress einen Herzstillstand erlitt, und dann vom Chef höchstpersönlich mit Hilfe eines Albhornes wiederbelebt werden musste.
Der Engländer Ben Smalls war der nächste Akteur, der uns buchstäblich vom Hocker riss. Dieser charmante Jongleur und urwitzige Clown par Excellence brachte es doch tatsächlich fertig, sich beim Jonglieren anzuziehen oder umzuziehen, sich seine Haare zu stylen und dabei auch noch ganz „cool“ seine Show zu moderieren. „MozArt“, nennt sich sein neues Programm, bei dem er zu den bekanntesten Stücken des klassischen Musikers zu Beginn der Show Bälle und am Ende auch Keulen in einer ganz besonderen Eleganz durch die Gegend wirbelte, oder sogar, zu unserer großen Verblüffung, auf seiner Stirn zum Erliegen brachte.
Langanhaltender Szenenapplaus und rhythmischer Beifall im Takt der Musik waren der regelmäßige Dank der Zuschauer für diese zarte und artvollen Präsentation, beim dem Smalls ebenfalls tänzerisch Bälle zwischen Kopf und Schulter, sowie dem Kinn einklemmte, Kistchen übereinanderstapelte und jedes Mal sein absolutes Lieblingsstück von Mozart ansagte.
Nicht ganz so furios ging es dann mit Theatro Só weiter. Das portugiesische Ensemble, das uns im letzten Jahr mit einem kopflosen Objekttheater verblüffte, brillierte in diesem Jahr mit der nachdenklichsten Nummer des Festivals. „Sómonte“ heißt das neue Stück, indem der Gründer Sérgio Fernandes die Zuschauer den traurigen und tristen Lebensabend eines gebrochenen Mannes unserer Gesellschaft in überdimensionaler Größe emotional mitfühlen ließ.
Ja, die Alten und Zerbrechlichen werden in unserer Leistungsgesellschaft wirklich sehr häufig ausgeschlossen, übersehen und vergessen. Auch ihre großen Erfolge gehören schon seit langer Zeit der Vergangenheit an. Was zählt, ist in unserer Gesellschaft NUR die Gegenwart, und diese führte uns der Meister in Begleitung zu einer ganz tiefgehenden Musik so drastisch Augen, dass es den Anwesenden richtig weh tat.
Hier teilte der Künstler auch sein täglich Brot und Wasser mit den anwesenden Zuschauern, und ließ sie dabei ebenfalls weit über den Tellerrand seiner ebenfalls überdimensional großen Parkbank hinwegschauen.
Zum Schluss seiner Inszenierung versetzte Fernandez die Zuschauer dann auch in seine Rolle als Alleingelassener, und gab ihnen dabei die Möglichkeit die Situation aus seiner Perspektive zu betrachten, indem er sie aus der Ferne zuwinkend auf der Parkbank einsam zurückließ. „Kleines Theater – ganz groß!“
Gleich im Anschluss daran brachte uns nebenan die Französin Sara Martinet in ihrer neuen Akrobatikshow „Le Bain“ zu Staunen. Auf einer Bühne, die nur mit einer Badewanne ausgestattet war, zeigte die Artistin gleich darauf, was man damit alles anstellen kann.
Biegsam und wendig wie ein Aal, versank die Schlangenfrau zuerst einmal mehrfach in einer Eleganz und Geschmeidigkeit in dieser Wanne, dass der Zuschauer dabei den Eindruck hatte, irgendwo müsse es doch ein Loch geben, in dem sie gerade ihren senkrecht ausgestreckten Körper verstecken hätte können. Aber da war nichts.
Gerade als man glaubte, dass sie nun restlos verschwunden war, verblüffte die junge Französin das Publikum mit Blitzakrobatik, und katapultierte sich dabei urplötzlich wie aus dem Nichts aus der Wanne, und blieb unter großen Beifallsstürmen auf allen Vieren stehend, auf den Rand der Wanne stehen. Danach verrenkte sich diese Meisterin der Biegsamkeit fast spiralförmig sowohl in der Wanne, als auch um das Objekt ihrer Begierde herum. Damit noch nicht genug, ließ sie zum großen Finale dann auch noch Wasser in die Wanne laufen, was natürlich den ohnehin schon sehr hohen Schwierigkeitsgrad der Übungen noch einmal um ein Vielfaches erhöhte.
Die Bombastics standen als nächstes auf unserem Programm. „Bewaffnet“ mit einer Miniklampfe, einem Akkordeon und einem Kontrabass positionierten sich diese drei Spaßmusiker in der Bismarckstraße, und ließen hier buchstäblich die Fetzen fliegen. „Professionellen Musikern mit Clown-Ausbildung begegnet man in der internationalen Kulturszene selten…“, so das Zitat aus der Werbebroschüre, oder wenn überhaupt, dann NUR in Ludwigshafen. So präsentierten sich die drei tatsächlich, wie vorpropagandiert, als unglaubliche Rampensäue, die mit ihrer musikalischen Vielfalt aus Balkanblues, Punkabilly und Italoswing die Zuschauermassen voll im Griff hatten. A-E-I-O-U, schallte es lautstark aus Hunderten Kehlen im Kanon von links nach rechts, und wurde am Ende von einem Zuschauer mit einem lauten ZETT, sowie von einigen auserwählten Kindern mit einem leisen „Zssss“ vollendet. Hier ein kleiner Video-Eindruck dieser ultimativen Spaßcombo.
Höhepunkt des ersten Tages war für unsere ANIMUS-KLUB-Kids allerdings der belgische Hopla Circus mit seiner bombastischen Catcher-Show. „Face To Fake“ heißt diese neue und sehr aufwendige Artistik-Show, die nicht nur eine Kampfmanege, sondern auch noch ein Riesentrampolin, sowie eine erhöhte Schiedsrichter-Riege benötigte, um durchgeführt zu werden. Die Gesichter „Kiss-ähnlich“ verkleidet, bekämpften sich dann wenig später die sechs Absolventen der École Supérieure des Arts du Cirque aus Brüssel eine gute Dreiviertelstundelang auf allerhöchstem Niveau, und parodierten dabei Extravaganz und Showbiz bis zum Gehtnichtmehr.
Meterhohe Trampolinsprünge, sowie blitzsaubere Saltos und akkurate gestreckte Schrauben über die auf dem Boden vor der Bühne stehenden Wippe, die vor allem an der Häuserfront in der untergehenden Sonne optisch oftmals nur wie schwarze Schatten wirkten, versetzen die Zuschauer genauso ins Staunen, wie die ulkige Situation, dass sich der starke Matador vor Beginn der großen Show mit einigen Zuschauern im Fingerziehen übte, und dabei nur ein einziges Mal gegen einen kleinen Jungen verlor.
Innerhalb der Show gab es dann alles, was das Catchen bei vielen Menschen so begehehrt macht, angefangen von fairen Stößen und Würfen bis hin zu „Grandshow-Wirbelleien“ sowie ganz hinterhältigen und wüsten Attacken eines „Möchtegern-Siegers“. Dieser böse Widersacher „knockte“ nämlich im Laufe der Veranstaltung auf diese Weise, und unter lauten „Buh-Rufen“ des Publikums, einen Kämpfer nach dem anderen aus. Zu seiner großen Verwunderung hatte er aber nicht mit dem genialen Schiedsrichter gerechnet, der dann gegen Ende ebenfalls in die Rolle eines Kämpfers schlüpfte und ihn in der Manier des berühmten Rocky Balboas quer durch den Ring prügelte.
Alles über den 2. Tag gibt es am Montag den 18. August exklusiv nur hier auf unserer Webseite.
Zum Schluss bedanken wir uns noch ganz besonders bei Frau Ilona Schäfer vom Hack-Museumsgarten für die hervorragenden Bilder, die unseren Bericht erst richtig zum Leben erwecken.
Bilder: Alexander Höfer
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E-MAIL der Gemeinde Nußloch
Sehr geehrter Herr Höfer,
auch in dieser Woche können wir einer Veröffentlichung Ihres Berichtes nicht zustimmen, da auch hier kein Bezug auf Nußlocher Vereinsaktivität zu erkennen ist. Außerdem handelt es sich wiederum um eine Veranstaltung einer auswärtigen Gemeinde.
Mit freundlichen Grüßen
Cornelia Kempf
Gemeinde Nußloch
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Anmerkung:
Ein Nußlocher Verein besucht zusammen mit seinen Kindern und Familien das Ludwigshafener Straßentheater, und die Verantwortlichen der Gemeinde Nußloch erkennen darin keine Vereinsaktivität einer Nußlocher Vereins? – Die spontane Bewussteinserweiterung kennt offensichtlich einen neuen Zenit.
ANIMUS KLUB
Wir ENTSCHULDIGEN uns erneut bei ALLEN Rathaus-Rundschau-Lesern dafür, dass die Gemeinde Nußloch auch diesen Bericht NICHT veröffentlicht hat, und sind gespannt darauf welche Reaktionen es seitens unserer Leser auf dieses Verhalten geben wird. Wir bedanken uns erstmals bei weit über 9.000 Webseitenbesuchern (!) in einer Woche.
„Hat euch unser Bericht gefallen?“ – Wenn ja, dann würden wir uns über euer „Like“ und einen Kommentar auf Facebook sehr freuen. Vielen Dank