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Der Animus Klub e.V. ist ein internationaler Lern-, Spiel- und Freizeitverein für die ganze Familie und fördert Kinder und Jugendliche aus der Metropolregion Rhein-Neckar in ihren besonderen Talenten. Er steht unter dem Motto: „Ich kann etwas! – Ich will etwas! – Ich mache es!
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(360) Dr. Gregor Gysi (3)

„Wie haben Sie den Sozialismus in der ehemaligen DDR empfunden?“ – „Wurden Sie auch von der Stasi bespitzelt?“ – „Und gab es im Sozialismus ein besseres Zusammenleben, als heute im kapitalistischen System?“ – Dr. Gregor Gysi erzählte viele Details aus beiden politischen Systemen!

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Im Laufe des 90-minütigen Interviews kamen wir natürlich auch auf den Sozialismus zu sprechen. Eine unserer Fragen bezog sich auf das System der ehemaligen DDR, und uns interessierte, warum der Sozialismus dort entweder überhaupt nicht, oder nur begrenzt funktioniert hat.

Darauf antwortete Dr. Gregor Gysi, dass Karl Marx einmal sagte, dass die sozialistische Revolution in einem entwickelten kapitalistischen Staat geschehen müsse. Und da sei Russland ja der denkbar gregor-gysi-021schlechteste Platz gewesen. Der größte Fehler war, dass in Russland durch die fehlende Marktwirtschaft keine passenden Voraussetzungen gegeben waren. Denn die sozialistische Gesellschaft brauche, genau wie jede andere auch, die Industrie. Zudem war der Staatssozialismus nicht im Sinne der Bürger, denn es fehlte an Mitbestimmungsmöglichkeiten. 

Stalins menschenverachtenden Repressionsmaßnahmen hatte die dortige Industrialisierung erst viel zu spät ins Rollen gebracht. Daher gab es viel zu wenige Konsumgüter, um die Bedürfnisse der Menschen zu gysi-61befriedigen. Jedoch, so Gysi, waren auch gute Dinge in der ehemaligen DDR vorhanden. So gab es trotz der Zensur jede Menge Kunst und großartige Literatur, die für alle Menschen frei zugänglich war. Obwohl man in der DDR nach der politischen Gesinnung aussortiert wurde, gab es besonders im Bildungssystem, unabhängig des Geldbeutels und der sozialen Klasse, Chancengleichheit für alle.

gregor-gysi-045Dr. Gregor Gysi betonte, dass er froh über die Aufhebung der politischen Zensur sei, jedoch gäbe es im aktuellen Bildungssystem der Bundesrepublik Deutschland keine Chancengleichheit mehr. Und so sei es wichtig, das Konzept der Gemeinschaftsschulen weiter voranzutreiben.

Interessant sei für den Bundestagsabgeordneten die Tatsache, dass der demokratische Sozialismus immer militärisch zerschlagen wurde, während der staatliche Sozialismus sich selbständig erledigte.

gregor-gysi-003Auf die Frage, ob es denn in der ehemaligen DDR schwererer gewesen sei, Politiker zu sein, kam von ihm ein ganz klares „Ja!“ – Man habe sich immer so verhalten müssen, wie es die Staatsspitze verlangte.

Auf unsere Nachfrage, ob es im Sozialismus ein besseres Zusammenleben gab, als heute im kapitalistischen System, antwortete Gysi, dass es im gregor-gysi-024Sozialismus eine sehr solidarische Gesellschaft gab, und ein kultiviertes Dorfleben vorhanden. Bei Gesprächen mit ehemaligen Genossen und Bekannten erfuhr er, dass die Menschen heute der Dorfladen schmerzlich vermissen. Hier hätten sich die Menschen früher immer zum Reden getroffen. Auch die Kneipe, in der sie entweder gemeinsam ein Bier tranken, oder regelmäßig die Jahreshauptversammlungen der LPG stattfanden, fehle ihnen sehr. 

gregor-gysi-020Dieses kultivierte Dorfleben ist in den letzten 25 Jahren verloren gegangen. Deshalb kämpfe er schon seit Jahren dafür, dass in dieser Hinsicht wieder ein besseres Zusammenleben stattfinden kann.  

Die aktuelle Frage zur Kandidatur als Bundespräsident, beantwortete er wie folgt: Er bekomme immer wieder Briefe, in dem ihm die Leute ihn darum bitten,  Bundespräsident zu werden. Dabei sei er doch überhaupt kein präsidialer Typ. Vor allem läge es ihm überhaupt nicht stundenlange und langweilige Eröffnungsreden zu halten. Früher, so sagte er, wäre das absolut undenkbar gewesen, dass ein Linker auch nur in die Nähe eines solchen Amtes gekommen wäre. Außerdem sei hannes-gysieine Kandidatur durch das Koalitionsbündnis von CDU/CSU und SPD sehr abwegig.

Auf die Fragen nach dem Wahlausgang in den USA, und was er von Donald Trump hält, gab Dr. Gregor Gysi ein ganz klares Statement ab. „Es macht mir Angst, weil dies eine Entwicklung ist, die wir derzeit auf der ganzen Welt beobachten können. Auch hier zeigt sich die große Ablehnung des politischen Establishments bei der Bevölkerung. Von Donald Trump selbst gysi-65halte er gar nichts. Er sei unkultiviert und außenpolitisch nicht interessiert, aber Gysi hofft sehr darauf, dass er sich mit Putin besser verstehe als Obama, um die Konflikte in Nahost oder der Ukraine endlich angehen zu können.

Zum Schluss spannte er noch einen Bogen zu der Bundeskanzlerin Angela Merkel, deren Vertrauen, genauso wie das der etablierten Parteien von CDU und SPD,  immer stärker schwindet. Er führte hier als Beispiel die einstigen Wahlplakate pascal-1von der Union und der SPD auf, auf denen einerseits die Erhöhung der Mehrwertsteuer um 2%, andererseits um 0% zu lesen war. Der daraus resultierende Kompromiss von Union und SPD, im Volksmund auch unter „Merkelsteuer“ bekannt, waren dann 3%. Mit solchen Aktionen würde man die Bevölkerung „verarschen“, so der Bundestagsabgeordnete, und da diese Dinge andauernd passieren, brauchen sich die beiden großen Volksparteien auch überhaupt nicht wundern, wenn sie ihre Wähler verlieren. Das Vertrauen in das politische Establishment schwindet zunehmend, und es wäre eine große Arbeit an der Basis notwendig, um dieses wieder zurückzuerlangen. 

img_7784Die Bürger könnten auch nicht verstehen, warum ihr Park nicht saniert werden kann, und weshalb das Hallenbad geschlossen werden muss, oder warum euer kleiner Verein keine Gelder bekommt, bzw., warum soziale Projekte nicht mehr gefördert werden können, mit der Begründung, dass angeblich kein Geld mehr vorhanden wäre, statt dessen aber eine Bank 400 Milliarden Euro vom Staat bekommt. Das sei in höchstem Maße unsozial und vor allem für die Bevölkerung einfach nicht mehr nachvollziehbar.

Alles über den kulturellen Zerfall, und die Frage, ob die Gemeinde Nußloch unsere Berichterstattung zensieren darf, und ob diese Zensur nicht auch dazu beiträgt, dass die politischen Gruppierungen wie Pegida oder die AfD immer mehr Zulauf bekommen, dieses, und noch Vieles mehr, erfahrt im vierten und letzten Teil des Interviews mit Dr. Gregor Gysi in unserer Reihe „Hat Deutschland ein kulturelles Problem?“

Bericht: Keno Guzy

Bilder: Max Mouhlen & Nico Rupp

Bildbearbeitung: Jannik Jansen

 

 

 

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„Wer etwas verändern möchte, der muss nicht nur Verantwortung übernehmen, sondern auch den Mund aufmachen!“ – (Alexander Höfer)

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