Depression! – Hypertonie! – Übergewicht! – Kribbelnde Füße! – Prof. Dr. Ingo Fietze von der Berliner Charité referierte im DAI über das große gesellschaftliche Problem „Schlafstörung“!
„Ich konnte nicht richtig schlafen!“ – „Ich habe wieder die halbe Nacht wachgelegen!“ – „Ich konnte kein Auge schließen!“ – „Oder irgendetwas raubte mir den Schlaf!“ – Rund 80% der deutschen Arbeitnehmer, so die aktuellen Studienergebnisse, schlafen entweder schlecht, ungesund oder zu wenig. Vier von fünf Menschen leiden also, entweder bewusst, oder unbewusst, der eine mehr, der andere weniger, unter einer Schlafstörung.
Die Schlafstörung ist somit die häufigste Krankheitsursache in Deutschland, zumal sie auch sehr viele andere Krankheiten und Folgekrankheiten nach sich zieht. Depression, Hypertonie, Fettleibigkeit, Herz-Rhythmus-Störungen, Restless-Legs und Leistungsschwäche, sind nur ein paar Krankheiten, die aus einer Schlafstörung resultieren können, oder durch zu wenig Schlaf verursacht werden.
Obwohl die Schlafstörung die am häufigsten verbreitete Krankheit ist, gibt es sehr wenig Fachärzte, bzw. Arztpraxen, die sich diesem Problem richtig annehmen und geeignete Therapien für die Betroffenen anbieten. Tatsächlich ist es sogar so, dass das Thema Schlafstörung auch in der medizinischen Ausbildung, im Studium, entweder nicht, oder wenn überhaupt nur am Rande durchgenommen wird, so der Schlafforscher.
Schlafen ist ein Existenzbedürfnis. Wir brauchen den Schlaf für ein gesundes Leben. Wir brauchen den Schlaf, um unseren Körper, aber vor allem unseren Geist – unser Gehirn – zu regenerieren, zu erholen und zu genesen. Ohne Schlaf sterben wir. Und zu wenig Schlaft macht langfristig krank.
Früher, als es noch kein Licht gab, so Prof. Dr. Ingo Fietze, schliefen die Leute wesentlich mehr und länger. Seit der Erfindung der Glühbirne durch Edison, schlafen wir deutlich weniger. Während die Dunkelheit uns früher in den Schlaf wiegte, hält uns das Licht heute viel länger wach. Es gibt derzeit Städte auf dieser Welt, die so hell beleuchtet sind, dass es quasi überhaupt nicht mehr dunkel wird. Die Medien und Leuchtreklamen etc. verstärkten das „Nicht-mehr-Abschalten-können“ – (Wachbleiben) noch einmal um ein Vielfaches.
Die Nacht ist zum Schlafen da und nicht zum Fernsehen oder zum Zocken!
(Alexander Höfer)
Insbesondere die Medien, aber auch mangelnde Rücksichtnahme auf den Schlaf seitens der Eltern innerhalb der Erziehung, verursachen bei vielen Kindern schon frühzeitig Schlafstörungen. Die Folge davon sind starke Ermüdungs- und Erschöpfungserscheinung sowie Konzentrationsschwächen unter Tage, die das Einschlafen im Unterricht, Aufmerksamkeitsdefizite und natürlich auch Leistungsschwächen mit sich bringen.
Auf diese traurigen Folgen machte auch unser Vorsitzender im Frühjahr in unserem Kurs „Zweier sind cool!“ aufmerksam.
Daneben rauben uns vor allem finanzielle und soziale Probleme, die kostenlose Pflege von Angehörigen, aber auch Übergewicht, Rauchen, zuckerhaltige Getränke, mangelnde körperliche Bewegung sowie Kinder sehr viel Schlafzeit.
„Das Beste und gesündeste für das vegetative Nervensystem und das Immunsystem ist es, jeden Tag – unabhängig des Wochentages – zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und zur gleichen Zeit wieder aufzustehen, und dabei ausreichend viel geschlafen zu haben!“ – (Alexander Höfer)
Dr. Ingo Fietze machte in diesem Zusammenhang auf den „Social-Jet-Leg“ aufmerksam, der dann entsteht, wenn Menschen ständig zu unterschiedlichen Zeiten schlafen gehen oder aufstehen müssen und sich damit automatisch ihre Tiefschlafphasen verschieben. Insbesondere Schichtarbeiter oder Menschen, die auf Abruf arbeiten müssen, seien besonders stark gefährdet, im Laufe ihres Berufslebens eine Schlafstörung zu erhalten.
Aber auch immer mehr Kinder und Jugendliche entwickeln eine Schlafstörung. Wenn die Eltern ihren Kindern zum Beispiel am Wochenende – freitags und samstags oder in den Ferien – regelmäßig erlauben, so lange wach zu bleiben, wie sie möchten, mit der Begründung, dass sie ja ausschlafen könnten, dann legen sie damit automatisch den Grundstein für eine mögliche Schlafstörung, weil sich die Tiefschlafphasen des Kindes gen Morgen oder späten Vormittag verschieben. Wenn ein Kind dann zusätzlich noch bis nachts um vier Uhr intensiv Medien konsumiert, oder an den Konsolen zockt, dann hat das nicht nur ganz fatale Auswirkungen auf das Schlafverhalten, sondern auch auf das soziale Verhalten und das Leistungsvermögen – das Lernen sowie die Aufmerksamkeit im Allgemeinen. Die Fehlerquote und das Unfallrisiko steigen ebenfalls drastisch an. Und fehlender bzw. mangelnder Schlaf, kann auch schon bei Kindern zu einer dauerhaften – chronischen Müdigkeit – führen, sprich die Kinder sind am Tage ständig müde, obwohl sie vielleicht ausreichend viel geschlafen haben.
Viele Menschen sind also selbst an ihrer Schlafstörung schuld. Sie gehen einfach zu spät ins Bett, oder sie stehen zu früh auf. Beides wäre nicht wirklich schlimm, wenn sie dabei die erforderliche Schlafmenge geschlafen hätten. Das ist aber oft nicht der Fall.
Wir müssen uns die Zeit zum Schlafen nehmen, wenn wir gesund bleiben möchten, so der Professor. Ansonsten gilt unter Umständen das weise Zitat von Sebastian Kneipp: „Wer keine Zeit für seine Gesundheit hat, wird später viel Zeit für seine Krankheit brauchen!“
Wir haben quasi unser Schicksal, ob wir erkranken oder nicht, teilweise selbst in der Hand. Die Entscheidung, ob ich meiner Gesundheit etwas Gutes tue, indem ich ausreichend viel schlafe, oder nicht; diese Entscheidung bleibt am Ende weiter jedem einzelnen selbst überlassen, vor allem aber seiner Vernunft.
Bilder: Alexander Höfer
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