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Der Animus Klub e.V. ist ein internationaler Lern-, Spiel- und Freizeitverein für die ganze Familie und fördert Kinder und Jugendliche aus der Metropolregion Rhein-Neckar in ihren besonderen Talenten. Er steht unter dem Motto: „Ich kann etwas! – Ich will etwas! – Ich mache es!
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(807) Das Haus Cajeth

Outsider-Art – Assemblierte Werke von Ruth Tesmar und gestickte Märchen von Gertrud Hübner Neuhaus! – ANIMUS-KLUB-KIDS auf den Spuren Hölderlins und der Gebrüdern Grimm!

 

Vor ein paar Wochen die beeindruckende Prinzhornsammlung genossen, zog es uns heuer in das Heidelberger Haus Cajeth, das sowohl in seiner Dauerausstellung als auch in der Sonderausstellung ähnliche Werke präsentiert. Seit 1982 stellt das Haus Cajeth Werke von Malern aus, die niemals eine Schule oder eine Akademie besucht haben.

Als „Primitive Kunst“ bezeichnet man dieses Genre, das durchaus Werke, vergleichbarer Schönheit hervorbringt, wie die großen und bekannten Protagonisten, denn die Laien vereinen Fantasie, Realismus, aber auch Surrealismus genauso genial miteinander, wie das Spiel der Farben und Formen. Für das ungeübte Auge lässt sich auf den ersten Blick kein Unterschied zu den ganz Großen des Faches erkennen. „Kunst kann jeder“, der eine mehr, der andere weniger. So können wir zumindest bei einem wunderschön gemalten Bild oder einem genialen Kunstwerk nicht erkennen, ob hier wirklich ein Meister oder kein Meister am Werk war. Kunst ist Geschmacksache und individuell. Was dem einen gefällt, damit kann der andere vielleicht gar nichts anfangen und umgekehrt. Kunst ist also auch etwas Persönliches, ähnlich, wie die eigene Gefühlswelt, die eigenen Gedanken, das eigene Erleben und das eigene Verhalten etc.

Egon Hassenbecker war der Urvater dieser Idee, Werke von Außenseitern zu sammeln und diese dann in einer Ausstellung zu präsentieren. Irgendwie entwickelte er im Laufe seines Lebens ein Faible für Laienkunst und kaufte auf seinen Reisen, überwiegend in Italien und in der ehemaligen Tschechoslowakei, sehr viele Werke, die heute die Dauerausstellung des Hauses zieren.

Schon beim Betreten des historischen Gebäudes hatten wir das Gefühl einer besonderen familiären Atmosphäre. Das barocke Ambiente. Der Duft alter Pergamente und das kindliche und farbenfrohe Meer der Werke, die bereits im Eingangsbereich einen besonderen „Oha-Effekt“ bei uns auslösten, erzeugten ein wahres Wohlfühlaroma; ein Wohlfühlaroma fernab des aktuellen Alltagswahnsinns, einem vergifteten „Informations-Einheitsbrei“, der uns in den Medien wie eine mäandernde angstmachende Dauerschleife bis zu völligen Entnervung serviert wird.

 

Endlich wieder Leben. Endlich wieder neue Anregungen und Impulse erhalten, Kunst genießen und deren Wert schätzen lernen. Auf Spurensuche gehen. Sich die Frage stellen, wie die Künstler die einzelnen Werke eigentlich erstellt haben, und wie viel Arbeit und Fleiß in den Exponaten steckt. Kunst, Musik und Bewegung. Die drei lebenswichtigsten Dinge. Sie helfen uns auch heute aus dem düsteren Alltag und dem eiskalten Lebensschatten zu entfliehen und durch die nebulöse Dämmerung die Schönheit des Augenblickes in sich aufnehmen zu können.

Die Zahl 10, stellte uns in der Ausstellung als erstes vor ein sehr mystisches Rätsel, denn der italienische Maler Constate Pezzani versah viele seiner Werke mit dieser Zahl. Was sie jedoch bedeutet, das möchten wir jetzt nicht verraten.

Vorbei an farbenfrohen Werken, einer Mischung aus Landschaftsbildern, bäuerlicher Tierwelten und teils absurden Portraits erweckte ein altarähnlicher Ofen des polnischen Künstlers Julian Stręnk unsere ganz besondere Aufmerksamkeit. Aus einzelnen Holzstücken in monatelanger Arbeit zusammengesetzt, repräsentiert dieser Ofen, wie schön das Leben eigentlich sein könnte. „Farbenfroh, schön, kreativ und einmalig!“ – „Wäre das Leben doch wirklich so schön, wie dieser Ofen, dann wäre wirklich alles gut!“

  

Im zweiten Teil unseres Besuches – der aktuellen Sonderausstellung – gab es dann für uns Hölderlin und die Gebrüder Grimm zu entdecken. Hierfür hatten die Verantwortlichen ein spannendes Rätsel vorbereitet. So durften sich unsere Kids ein berühmtes Märchen der Gebrüder Grimm heraussuchen, dieses zunächst einmal lesen, Fragen beantworten und danach in der Ausstellung das jeweilige Werk aufsuchen und nach Fehlern forschen.

Das Besondere an dieser Ausstellung. Bei den Werken handelt es sich nicht um Malereinen, sondern um Stickereien. Die in Ostafrika aufgewachsene Getrud Hübner-Neuhaus tauchte schon früh in die Welt der Kunst ein. Ende der Dreißigerjahre begann sie dann die Märchen der Gebrüder Grimm zu sticken. Neben ihrem ersten Werk „Rotkäppchen und der Wolf“ hängen mit „Schneewittchen, Rapunzel sowie der Wolf mit den sieben Geißlein und das Tapfere Schneiderlein etc.“ noch weitere bekannte Klassiker in gestickter Form an den Wänden. Insgesamt 388 Märchenszenen stickte Gertrud Hübner-Neuhaus für diese einzigartige Reihe. Jedes Bild eine Augenweide, stets mit der Frage verbunden, wie die Künstlerin die einzelnen Bewegungen und Gesichtskonturen so exakt nachahmen konnte. Eine passionierte Sisyphusarbeit der besonderen Art.

Begleitet werden die Märchen von den Texten Ruth Tesmars, die bekannte Gedichte und Reime von Friedrich Hölderlin auf Stoff und Leinwand zauberte. Teils geschrieben mit Tusche, teils gemalt, versprühen die hängenden Assemblagen eine würdevolle Ehre dieser sehr wertvollen und schöngeistigen Literatur mit der man sich intensiver beschäftigen muss, um sie gänzlich zu verinnerlichen.

Neben der Mischung aus „Laienfantasie“ und anerkannter Literatur nehmen wir dieses Mal aber noch zwei weitere ganz besondere Momente mit nach Hause. Zum einen die überraschende Botschaft der Mitarbeiterin, dass Kinder und Jugendliche in aller Regel nicht mit ihren Eltern, oder so wie wir, als Verein die Ausstellungen oder die Workshops des Hauses besuchen, sondern, wenn überhaupt, nur von ihren Lehrern begleitet werden. Zum anderen das abschließende Zitat von unsere Marc, welches durchaus ein ganz besonderes Geheimnis unseres Klubs deutlich macht:

 

 

„Wenn ich vor ein paar Wochen in dieser Ausstellung gewesen wäre,

dann hätte ich für mein Märchenreferat vielleicht sogar eine Eins bekommen!“

 

Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Kuratoren und Machern dieser wertvollen Ausstellung, die uns in Zeiten von Corona einen kleinen Moment wieder an der Schönheit des Lebens teilhaben ließ.

Bilder: Alexander Höfer

 

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ANIMUS KLUB

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