Französische Woche bot einen sehr hohen Anspruch bei dem Vortrag „Der Sohn von Liselotte von der Pfalz“ und dem Gesangsabend des Henry-Purcell-Chors!
Sehr gut besucht war das Friedrich-Ebert-Haus in der Heidelberger Pfaffengasse zu dem Vortrag „Der Sohn von Liselotte von der Pfalz“, bei dem die Besucher sehr viele bekannten aber auch noch unbekannten Details aus dem Leben Philippe d’Orléans erfahren sollten.
Sympathisch, mit einem charmanten französischen Akzent, erzählten die beiden in Heidelberg bestens bekannten Fremdenführerinnen Madame Virginie Dryancour und Madame Jeannine Zapf frei von der Leber weg, und brachten so den Besuchern das Leben von Prinz Philippe II., sowie der beiden Könige Ludwig XIV. und Ludwig XV. unglaublich unterhaltsam und frisch rüber. Dabei lieferten uns die beiden Referentinnen auch sehr interessante Details und „skandalöse“ Enthüllungen aus französischer Sicht, die wir so, in dieser Ausführlichkeit in der Schule nicht kennengelernt haben.
Liselotte von der Pfalz, geboren 1652 als Elisabeth-Charlotte in Heidelberg, wurde 1671 mit dem Sohn von König Ludwig XIII. Herzog Philippe I. verheiratet, und führte mit ihrem Gatten eine recht turbulente Ehe. Aufgrund der Homosexualität oder besser gesagt Bi-Sexualität ihres Gatten, der nicht nur mit ihr, sondern auch mit seiner ersten Frau Henriette Anna Stewart unzählige Kinder zeugte, ansonsten aber vorwiegend auf Männer stand, war die Prinzessin von der Pfalz nicht wirklich am französischen Hofe anerkannt.
Allerlei Schicksale musste sie durchleben, nicht zu Letzt 1685 den vernichtenden Kriegsfeldzug ihres Schwagers Ludwigs XIV., der nach dem Tod von Liselottes Bruder Kurfürst Karl von der Pfalz sich dessen Ländereien mittels Kriegsfeldzüge gewaltsam aneignete, und in dieser Zeit gleich zwei Mal das Heidelberger Schloss zerstörte.
Aus der Ehe mit Philippe I. entsprang ein Junge Philippe II. Dieser männliche Nachfolger entwickelte sich durch einen sehr guten Pädagogen zu einem regelrechten Musterschüler voller Fleiß und Ehrgeiz – Philippe II. spielte dadurch später in großen Stücken wie Molière und Racine, komponierte die Musik für eine Oper, und war zusätzlich noch ein talentierter Maler und Graveur. Selbstverständlich sprach er auch fließend Latein und kannte die historischen Gegebenheiten bestens. Moralisch war Philippe II. allerdings nicht der Hit und geriet vor allem, was seine sexuelle Frivolität betraf, eher nach seinem Vater, denn er jagte bereits mit 13 Jahren jedem weiblichen Rockzipfel hinterher und schwängerte mit 14 die Tochter einer Küchenhilfe – (So viel zu dem Thema – die Kinder von heute sind halt alle früher reif!). Ansonsten vergnügte sich der Prinz mit den Schülerinnen, die tagtäglich am Hofe sangen oder Instrumente spielten. Später feierte der überzeugte Atheist dann regelmäßig Orgien an religiösen Festtagen und genoss sein Leben als „Don Juan“ in vollen Zügen.
Von 1715 bis 1723 übte Philippe II. dann die Regentschaft für den damals noch minderjährigen Ludwig XV. aus. Philippe II. starb 1723 im jungen Alter von 49 Jahren.
Nach dieser interessanten geschichtlichen Zeitreise in die Französische Historie folgte in der Mannheimer Musikschule ein musikalischer Ausflug in die Zeiten der Renaissance und des Barocks, unter dem Titel: „Il et bel et bon“ – (Er/es ist gut und schön!)
Bei dieser Veranstaltung konnten wir allerdings nur kurz vor Beginn des Konzertes ein paar Handyfotos machen, da sich die Künstler bei ihrer Gesangsintonierung sehr stark konzentrieren müssen, und sich daher jede Ablenkung wie zum Beispiel Applaus, oder Fotos störend auswirken würden.
Dennoch möchten wir euch ein wenig von der musikalischen Entführung erzählen, die bis ins 15. Jahrhundert zurückreichte. Begonnen hat der Henry Purcell Chor unter der Leitung von Lionel Fawcett mit fünf Madrigalen – gesungene Gedichte – von Clément Janequin – (Fyez vous y), Thoinot Arbeau – (Pavane), Josquin des Pres – (Mille regrets), Pierre Certon – (Je ne l’olse dire) und Pierre Passerau – (Il est bel et bon). Diese wurden, wie das für französische Madrigale typisch ist, vierstimmig gesungen.
Danach betrat Janina Franke die Bühne und präsentierte, begleitet von Susanne Wendel am Klavier, unglaublich ausdruckstark die enorm anspruchsvollen Werke – Villanelle, Le spectre de la rose, Absence – von Hector Berlioz aus „Les nuits d’été“.
Weniger komplex, dafür aber genauso wunderschön, intonierte Saskia Stange mit ihrer Sopranstimme die Stücke „Clair de lune, Au bord de l’eau und Après un rêve“ von Gabriel Fauré.
Höhepunkt des ersten Teils, war dann der Auftritt des Baritons Matthias Eschli, der uns mit Werken von Maurice Ravel aus „Don Quichotte a Dulcinée“ beglückte. Hieraus erklangen die Stücke „Chanson romanesque, Chanson épique“ und das lustige und unterhaltsame Trinklied „Chanson à boire“, bei dem der großartige Sänger auch die Erheiterung bei Trunkenheit zum Besten gab und genial auf der Bühne darstellte.
Nach der Pause gab es dann noch Werke wie „Arabesque“ von Claude Debussy, Auszüge aus der Oper „Orfée et Eurydice“ zu Deutsch „Orpheus und Eurydike“ mit den drei bereits erwähnten Solisten, sowie aus „Faust“ von Charles Gounod – (Margarete) und zum großen Final des Abends noch das Rossini-Stück „Toast pour le nouvel an!“
Die französische Woche begann sehr anspruchsvoll und vielversprechend, und wir freuen uns jetzt schon auf die bevorstehenden Kinderaktionstage, Jugendbuchpräsentationen, Theaterstücke und Jazz-Veranstaltungen, denn „Elle était belle et bonne!“ – (Sie war gut und schön!“)
Bilder: Alexander Höfer
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