Zeitgenössische Zeichnungen! – Trompe l’œils – Hyperrealismus und andere Gourmethäppchen! – ANIMUS-KLUB-KIDS genießen Barbara Hindahls eigenständige Vernissage zwischen Täuschung und Fiktion in der Mannheimer Kunsthalle und exzellentes Sushi im JUN!
Weiß ist derzeit die Farbe, die bei sehr vielen Ausstellungen im zentralen Mittelpunkt steht. Vielleicht auch deshalb, damit zumindest hier ein kleines bisschen mehr Helligkeit und Hoffnung in diesen doch dunklen und düsteren Zeiten aufkommen. Obwohl Weiß keine Farbe ist, und Weiß eigentlich farblos, hat uns diese unbunte Farbe in der letzten Zeit unheimlich inspiriert, und wir waren sehr verblüfft, welche Formen und Kontraste sich hier erzeugen lassen.
Auch in der Ausstellung FAKE & FICTION von Barbara Hindahl werden wir gleich zu Beginn mit diesem großartigen Phänomen konfrontiert. Weiß bestimmt den Grundton im kompletten ersten Teil der Vernissage und bringt beim genaueren Hinschauen wieder ganz besondere, ja teilweise auch unsichtbare Geheimnisse zu Tage. Mit Weiß rückt die Künstlerin marginale Momente unmittelbar in den Fokus des Betrachters. Dezente Konturen und Ästhetik werden sichtbar. Wir erkennen Spritztechniken, aber auch Skizzierungen des 19. Jahrhunderts. Barbara Hindahl, die 2016 mit dem Kunstpreis der Heinrich-Vetter-Stiftung ausgezeichnet wurde, und deren Werke wir schon zwei Mal auch im PORT25 bewundern durften, versteht es auf ganz besondere Art und Weise chaotische und kunstvolle Momente zu vereinen. Ein zweiter Blick ist unausweichlich, oder besser gesagt „unausweißlich“.
Dennoch bleiben einige Details der Werke im Verborgenen, andere Teile wirken entweder täuschend echt oder eben gefakt. Wieder andere wirken oft auch kleinkindlich. „So etwas Ähnliches habe ich auch schon gemalt, nämlich als ich sechs Jahre alt war!“, so das überraschende Zitat von unserer Daniella, die sich dieses Mal besonders verblüfft zeigte, dass auch solche Bilder durchaus ihre Berechtigung in der Kunst haben. Es muss nicht immer alles ganz exakt und akkurate sein. Es kann auch einfach nur spontan und originell sein. Kunst kennt keine Grenzen, vor allem dann nicht, wenn das Thema „FAKE & FICTION“ heißt.
Gerade mit den „FAKES“ werden wir ja seit dem Beginn des Zeitalters der sozialen Medien tagtäglich konfrontiert. Gerade die „FAKES“ oder die Regeln, die durch mögliche „FAKE-NEWS“ neu entstehen, beeinträchtigen unser Leben und unser Verhalten enorm. „FAKE-NEWS“ erzeugen mitunter auch Angst und Panik. Und „FAKES“ führen aktuell vor allem dazu, dass Menschen sich weiter verschließen.
So sind wir auch bei dieser Ausstellung wieder die einzigen Besucher, die trotz der lästigen und Atem raubenden Masken den Mut hatten, künstlerische Räumlichkeiten zu betreten, um die enorme Muse und Vielfalt, die sich hier offerierte, in uns aufnehmen zu können. Wir sind nicht bereit nur faul zu Hause herumzusitzen, oder gar krank zu werden und so vielleicht die großen Fehler des Alltags zu machen. Wir wollen Leben und das Wertvolle genießen, das uns das Leben tagtäglich schenkt. Wir wollen uns inspirieren lassen von dem Schöngeist, den es auf dieser Welt noch gibt. Und den Schöngeist des Lebens, den findet man nicht zu Hause, den gibt es nur in der Aktivität des Machens und des Erlebens.
Auch Barbara Hindahl möchte die Fehler des Alltags in ihrer Kunst nicht machen. Sie möchte den Staub des Alltags nicht einfach wegkehren, und dadurch eine „saubere Vorzeigewelt“ erschaffen, die es eigentlich nicht gibt. Sie möchte auch keine Blaupause vernichten, nur deshalb, weil in ihr vielleicht ein paar ästhetische Fehler enthalten sind. Die Künstlerin will mit der Fiktion den Betrachter auf die Realität aufmerksam machen, also darauf, dass alles auf dieser Welt seinen Wert und seine Berechtigung hat. Vor allem aber möchte sie den Besucher von der Vision befreien, dass es tatsächlich Dinge, wie zum Beispiel „Absolut fehlerlos, absolut perfekt oder absolut sauber“ gäbe.
Nichts auf dieser Welt ist absolut fehlerlos, perfekt oder gar sauber, und nichts auf dieser Welt kann jemals absolut fehlerlos, perfekt oder sauber gemacht, bzw. erstellt werden. Weder der Mensch selbst, noch die Natur kann diesen Ansprüchen gerecht werden. Die Fehlerlosigkeit, die Perfektion aber auch die Sauberkeit, alle drei Phänomene sind eine Illusion, eine Unmenschlichkeit, denn alles im Leben und auf dieser Welt hat seine Grenzen, und alles im Leben und auf dieser Welt ist vergänglich und sterblich.
So machen insbesondere die Zeichnungen auf dem berühmten orangenen Millimeterpapier im zweiten Teil der Ausstellung genau auf diese Tatsachen aufmerksam. Eine geniale Bildreihe, die wir zum Teil schon einmal im PORT25 genießen durften.
Das absolute Highlight der Ausstellung war für unsere Mädchen allerdings eine Videoproduktion, bei der sie sich unmittelbar in die Szene hineinbeamen konnten. Dieser „Hype“ ließ uns natürlich wieder einmal mit sehr vielen neu gewonnen, kreativen Eindrücken nach Hause gehen.
Wobei nach Hause sind wir diese Mal noch nicht gleich gegangen, sondern wir haben uns heute noch ein weiteres Gourmetschmankerl gegönnt. Unweit der Mannheimer Kunsthalle hat vor kurzem das JUN – ein Japanisches Restaurant – eröffnet, indem man exzellentes Sushi serviert bekommt.
Sushi ist eigentlich ein traditionelles „Arme-Leute-Essen“ in Japan. Künstlerisch gestaltet und mit hochwertigen Zutaten teils kalt, teils warm zubereitet, mutiert es allerdings zu einem absolut leckeren First-Glass-Essen, das zwar nicht ganz billig ist, aber man sich ab und zu mal gönnen darf, besonders dann, wenn man Kindern und Jugendlichen in der Zeit der Pandemie jede Woche ein schönes und lehrreiches Programm servieren kann.
Wir sagen den Machern dieser großartigen Ausstellung in Weiß-Orange und schattig-farbigen Theater wie immer Danke und wir freuen uns natürlich heute schon auf die neuen Ausstellungen im Herbst.
Bilder: Daniella Kostina, Alexander Höfer
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