Baryt-Quarz-Gänge! – Sekundärminerale! – und dunkle Schächte! – ANIMUS-KLUB-KIDS auf den Spuren millionenalter Gesteinsarten in der GRUBE MARIE!
Es kribbelte wieder einmal richtig gut im Vorfeld unserer Expedition durch die Grube Marie in der Kohlbach, denn ein Besuch eines Blei- und Silberbergwerks, ist halt für lerninteressierte Kinder doch noch etwas ganz Besonderes. So weckte allein schon der Programmtitel automatisch die Abenteuerlust bei unseren Kindern, und sie waren auch ziemlich aufgeregt, als wir nach einem kleinen Waldspaziergang die Grube Marie im Hohensachener Wald erreichten.
Hier erwartete uns schon der Diplom-Geologe Herr Jochen Babist zusammen mit seinen Kameraden des Vereins Altbergbau Bergstraße Odenwald e.V. Der Verein hatte heute eingeladen, um interessierten Besuchern einen Einblick, sowohl in das einstige Blei- und Silberbergwerk, als auch in die Welt der hiesigen Geologie zu bieten.
Die Gesteinswelt des Kohlbachtals ist sehr vielfältig. Der Heidelberger Granit, sowie die Dioritvorkommen, die wir hier am Rande des Odenwaldes vorfinden, sind rund 325 Millionen Jahre alt. Um uns einen Einblick in die Gesteinswelt zu bieten, hatte der Diplom-Geologe ein Muster mitgebracht, auf dem sich unterschiedliche Gesteinsarten – sowohl rohe, als auch bereits geschliffene Steine – befanden. Hier durften wir zunächst einmal die Oberflächen durch fühlen und tasten verinnerlichen, und Herr Babist erklärte uns die einzelnen Steine näher, bzw. wie daraus Blei, Silber und Kupfer, aber auch Erze gewonnen wurden.
Je nachdem, welches Mineral oder welches Metall aus dem Gestein gewonnen werden sollte, waren unterschiedliche und teilweise auch sehr aufwendige Arbeitsprozesse notwendig. Im Spätmittelalter zur ersten Abbauzeit 1474, muss das eine knochenharte Arbeit gewesen sein, wie wir das wenig später auch bei der Führung am eigenen Leibe nachempfinden konnten.
Doch bevor die Führung begann, gab es zunächst noch eine Sicherheitseinführung. Hier erklärte uns der Geologe wie wir uns in der Höhle verhalten mussten. Der Stollen in den wir gehen durften, war zwar gesichert, aber es nie auszuschließen, dass sich Steine oder Geröll von den Wänden lösen, oder auf den Laufwegen auch Wasser von Decke und Wänden tropft. So bekam jeder von uns einen weißen Sicherheitshelm.
Am Eingang der Grube hing eine Wegeplan auf denen Gänge in unterschiedlicher Farbe eingezeichnet waren. Hier machte uns Herr Babist darauf aufmerksam, dass wir heute leider nicht die komplette Höhle besuchen können, und dass es sogar Gänge gibt, die wir überhaupt nicht betreten dürfen, weil sich dort so viel Kohlenmonoxid bildet, dass Erstickungsgefahr bestünde. Die Höhle besitzt insgesamt zwei Sohlen mit einem vertikalen Abstand von 30 Metern. Darin befinden sich fünf Schächte, sowie ein Blindschacht auf der Tiefsohle.
Nach so viel Basiswissen, wurde es spannend. Die Höhlenerforschung begann. Im Innern angekommen, demonstrierte uns Herr Babist als erstes, wie die Arbeiter die Höhle beleuchteten. Im 15 Jahrhundert gab es ja noch keinen Strom. So erleuchteten entweder Fackeln oder kleine kerzenähnliche Lämpchen den Arbeitern die Wege, bzw. die Abbruchstellen. Eine Fackel hatte der Geologe heute nicht dabei, dafür aber dieses kerzenähnliche Lämpchen, das aus einer wundersam cremeartigen Paste bestand. Diese Creme war allerdings kein Wachs, wie wir anfangs vermutet hatten, sondern es war Fett.
Der Diplom-Geologe entzündete nun das Lämpchen und wir gingen weiter in die Höhle hinein. Fast an allen Wänden rinn das Wasser leicht nach unten, so dass sich dadurch glänzende Ablagerungen bildeten. Am Wetterschacht angekommen, konnten wir feststellen, dass die Höhle auch einen idealen Unterschlupf für Fledermäuse bot, wie sich uns später an einer anderen Stelle noch eindrucksvoller zeigen sollte. Am Schacht angekommen, erklärte uns der Geologe mit welchen Werkzeugen die Bergarbeiter damals den Stein abgetragen haben. Hammer, Meißel und Spitzhacke waren die ersten Werkzeuge, die im Mittelalter zum Abbruch verwendet wurden. Um den Meißel zu wechseln, hatten die Arbeiter später dann ein Ersatzmagazin in Form eines Gürtels dabei, so dass sie den stumpfgewordenen Meißel gegen einen scharfen austauschen konnten.
Gleich darauf durften wir dann einmal nachempfinden, wie es sich anfühlte, als Bergarbeiter in den kleinen Abbruchnischen – auch Sitzorte genannt – zu arbeiten. Die Nische selbst, ist gerade mal so groß, dass ein kleines Kind in gebückter Haltung darin Platz findet. Dieser Platzmangel machte unseren Kids unmissverständlich deutlich, was für eine schwere und unbequeme Arbeit die Bergleute hier durchführen mussten. So waren sie heilfroh, dass sie jetzt keine Steine abbrechen mussten, oder wie vor einigen Wochen bei unserem Vorsitzenden zu Hause abwracken durften.
Um größere Mengen Gestein abzutragen, wurde mit Schwarzpulver gesprengt, da das Dynamit noch nicht erfunden war. Das Gestein wurde dann über eine Tiefsohle noch oben gezogen. Über einen Steg, den wir ebenfalls nur in gebückter Haltung überqueren konnten, fanden sich auch die Überreste eines vor Jahren verschütteten Feuerwehrmannes. Bei dem schwarzen Berg, der über ihm zusammengefallen war, handelte es sich aber nicht etwa um Schwarzpulver oder Kohle, sondern – wer hätte das gedacht – um Fledermauskacke. Seine Hand ragt schon seit Jahren als Mahnmal für die lauernden Gefahren in der Höhle aus dem Haufen empor.
30 Meter ist die Tiefsohle lang, und es muss eine unglaubliche Schinderei gewesen sein, hier die schweren Steine heraufzuziehen. Alles in allem ein großartiger und auch faszinierender Einblick in die Welt des Bergbaus und die Arbeit der Bergleute.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Jochen Babist und seinem tollen Team für die spannende Führung, und wir sind ganz sicher, dass wir die Grube auch einmal zu einer Zeit besuchen werden, wenn mehre Teile der Sohle für eine Besichtigung geöffnet sind. Und wir verabschiedeten uns mit „Glück auf!“ – dem traditionellen Gruß der Bergleute.
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