„Mein Erfolgsrezept ist ganz einfach – Du musst die Menschen lieben! – Reiss-Engelhorn-Museen zeigen den beeindruckenden KOSMOS des Litauischen Fotografen Antanas Sutkus!
Winterzeit! – Zeit ins sich zu gehen. Zeit für Ruhe und Besinnlichkeit. Zeit für Kunst und Muße. Noch tief beindruckt von der großartigen Matisse-Vernissage, sowie John Bocks AuraAroma Ω-Beule in der Mannheimer Kunsthalle, waren wir bereits im Vorfeld sehr gespannt auf die beiden Sonderausstellungen KOSMOS und CHROMATIK der Reiss-Engelhorn-Museen.
Über den FOTO-KOSMOS des bekanntesten Litauischen Fotografen Antanas Sutkus, sowie über sein Leben und Gesamtwerk, wollen wir als erstes berichten.
Litauen, der kleine Staat im Baltikum, „gehörte“ ja einst zu der großen Sowjetunion und war bis zu seiner Unabhängigkeit im Jahr 1990 besetzt. Wie in jedem System, gab es natürlich auch im Sozialismus so etwas wie eine Zensur. Da sich Antanas Sutkus auf das Fotografieren von Menschen und Situationen konzentrierte und seine Bilder oft die dunkle Seite des Sozialismus widerspiegeln, also einerseits Dinge zeigen, die sich authentisch und sozialkritisch mit dem System auseinandersetzen, und andererseits auch Wahrheiten zu Tage bringen, die das System nicht wirklich sehen wollte, sind und wären zu der damaligen Zeit viele seiner Fotos niemals veröffentlich worden.
Gemeinsam mit anderen Künstlern suchte Sutkus damals nach Wegen, das Regime zu umgehen, damit seine Werke dennoch das Licht der Welt erblicken konnten. Eine Möglichkeit war es zum Beispiel, die Fotos illegal ins Ausland zu schmuggeln, um sie dort erscheinen zu lassen.
Bei Antanas Sutkus landeten allerdings viele Fotos auch als hochwertige Negative in der Schublade, stets begleitet von der großen Hoffnung des Künstlers, dass er diese doch irgendwann einmal der Welt präsentieren könnte. 1990 war es dann soweit, und mit der Unabhängigkeit Litauens hin zu einem demokratischen Staat, er konnte mit der Entwicklung der Negative beginnen, und uns mit diesem unschätzbar wertvollen FOTO-KOSMOS einen ganz tiefen Einblick in das Leben seines Heimatlandes schenken.
Wie bereits schon erwähnt, konzentrierte sich der Ausnahmefotograf auf Menschen und Situationen. Dabei schoss er unter anderem gestochen scharfe und ausdrucksstarke Gesichtszüge, die sowohl die Gefühlswelt, als auch die Lebensumstände sehr emotional wiederspiegeln.
Sämtliche Fotografien sind in Schwarz-Weiß gehalten, und transportieren so die Themen Aussichtslosigkeit, Verlassenheit und Tristesse der damaligen Zeit noch wesentlich stärker und transparenter. Sutkus zeigt mit seiner KOSMOS-Reihe ein überwiegend düsteres Bild seines Heimatlandes, und rückt dabei insbesondere die Kindheit, und den Schrei nach Liebe, Geborgenheit, aber auch die Angst vor der Zukunft in den Mittelpunkt.
So lief uns beim intensiven Betrachten der Bilder schon das eine oder andere Mal ein Gänsehautschauer über den Rücken. Aber nicht nur die Bilder rütteln wach, und führen uns noch einmal ganz drastisch die Unterdrückung einer Diktatur vor Augen, sondern auch die Zitate des großen Litauischen Fotografen treffen den Nerv unserer Zeit.
„Du kannst nicht unbemerkt bleiben, wenn du eine Kamera hast, aber Fotografieren sollte keine Aufmerksamkeit erregen!“, so eine der vielen Gedanken.
Die sozialistische Urbane, eiskalte und bedrohliche Plattenbauten, eingefangen aus einer Perspektive, die nicht nur Angst erzeugt, sondern auch gleichzeitig Aggressivität und Gewalt spüren lässt, lassen uns darüber nachdenken, ob eine solche Gettoisierung eigentlich lebenswert ist oder eher schädlich für unser Zusammenleben.
Menschen greifen quasi zum letzten Strohhalm, um in diesem tristen Dasein noch ein wenig Lebensfreude zu erhalten. Sutkus spannt hier zudem ganz geschickt einen Bogen zu dem anderen Extrem, nämlich, dass die Lebensfreude ebenfalls verfliegt, wenn man noch mehr hat, als das, was man zum Leben braucht.
Es ist nicht das Geld und nicht die Habe, die uns glücklich macht, sondern es ist am Ende die Freude am Leben, und die Liebe zu den Menschen.
Doch wenn am Ende die Menschen die Liebe zueinander verlieren, dann hat auch das Leben seinen Sinn und seine Liebe verloren.
Bilder: Alexander Höfer
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