Fli – Pite – Krelan und Torator! – Geschichte, Kunst, Folkloretänze und traditionelle Musik! – Der Kosovo, das jüngste Land Europas, stellte sich und seine Besonderheiten vor!
„O sa mirë me qenë Shqiptar!“, zu Deutsch „Ich bin stolz darauf, Albaner zu sein!“ steht auf einem Schal, der ebenfalls den bekannten Doppelkopfadler der Albanischen Fahne ziert. „Was hat Albanien mit dem Kosovo zu tun, oder der Kosovo mit Albanien? – Und was für ein Land ist der Kosovo eigentlich, den wir häufig nur aus den Nachrichten kennen?“ – Darum, und noch um vieles mehr, ging es bei dieser Präsentationsveranstaltung, die von der Albanischen Schule DITURIA veranstaltet wurde.
Im einstigen Vielvölkerstaat Jugoslawien, der in den Neunziger Jahren zerbrach, und jede Menge Krieg und Elend für die dortigen Bevölkerungsgruppen mit sich brachte, gehörte der Kosovo noch zu Serbien, und galt nicht wie Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro oder Mazedonien, als eigener Bundesstaat. So waren wir gespannt auf die Unabhängigkeitsgeschichte dieses Landes, und vor allem auf alles, was wir über dieses Land bisher noch nicht kannten.
Zweisprachig, sowohl auf Deutsch als auch auf Albanisch, eröffnete die Lehrerin Shqipe Gara-Berisha die Veranstaltung und begrüßte allen voran den Konsul des Kosovarischen Konsulates aus Stuttgart Herrn Besnik Miftaraj, sowie die beiden Präsidenten des LIONS CLUB Hockenheim Herrn Harald Süß und Herrn Ralph Schlusche, die heute gekommen waren, um den Menschen dieses kleine und junge Land näherzubringen.
Nach einer anschließenden und kurzen Rede von Harald Süß, dem Vorsitzenden des LIONS CLUB, der sich freute die Albanische Schule und die kosovarische Kultur unterstützen zu dürfen, gewährte uns Brikenë Berisha einen ganz tiefen Einblick in die Historie dieses Landes.
Angefangen von der Herkunft der Albaner, deren Land bis ins Jahr 700 noch Iliria hieß, und aus deren damaligen Sprache Iliret auch der Ursprung des Albanischen stammt, über die vielen Unabhängigkeitskämpfe Albaniens im Osmanischen Reich, sowie dem entscheidenden Balkankrieg von 1912 bis1913 bei dem der Kosovo dann Serbien zugeteilt wurde, bis hin zu den schrecklichen Kämpfen in der Neuzeit, erzählte uns die junge Bachelorin of Science die Geschichte ihres Landes.
Erst als am 24. März 1999 die Nato gut drei Monate lang die serbische Polizei und das Militär mit Luftangriffen attackierte, konnte die Macht der Besatzer gebrochen werden und 91.000 vertriebene Kosovaren wieder in ihre Heimat zurückkehren. Die von der Nato gesandte Friedenstruppe KFOR sicherten fortan den Frieden in der Region. Am 17. Februar 2008 erklärte das Parlament den Kosovo zu einem unabhängigen, demokratischen Staat. Heute leben in dem kleinesten Land Europas zwei Millionen Menschen mit einer überwiegend sehr jungen Bevölkerung. Über die Hälfe ist jünger als 25 Jahre.
Konsul Besnik Miftaraj sprach über die allgemeine Entwicklung seines Heimatlandes, und wie wichtig es wäre, dass sowohl die Muttersprache als auch die Kultur hier in Deutschland gefördert würden. Solche Veranstaltungen wie heute Abend dienten der Völkerverständigung und dem Abbau von Vorurteilen. Die Kosovaren, die hier in Deutschland leben, erkennen die deutsche Kultur an, und die Kinder wachsen, so wie er, in beiden Kulturkreisen heran, was er als eine große Bereicherung bezeichnete. Weiterhin war es Konsul Miftaraj ein ganz großes Anliegen, den Kosovo bekannter zu machen.
Deshalb sieht er in der Entstehung von Partnerstädten eine weitere ganz große Chance sich anzunähern. Hier könnten beide Seiten voneinander, sowohl die Kosovaren als auch die Deutschen, und dadurch ebenfalls Ängste und Vorurteile abgebaut werden. Einige Partnerstädte gäbe es schon, und der Austausch laufe unglaublich gut.
Nach einer kurzen Dankesrede als Intermezzo von Bürgermeister Gunther Hoffmann, betrat dann ein junges musikalisches Quartett die Bühne. Traditionell gekleidet mit dem albanischen Vesha kombetare (Anzug) und dem berühmten Plisi (Qeleshe) – eine weiße halbrunde Kappe, begannen die vier Musiker auf ihrer Quifteli – einem kleinen zweisaitigen Zupfinstrument, das der arabischen Oud sehr ähnlich sieht, albanische Folkloremusik zum Besten zu geben. Zunächst rein instrumental, danach mit vierstimmigem Gesang, ließen die vier Musiker wunderschöne Klänge durch den Raum fliegen, und ernteten dafür sehr viel Applaus des Publikums.
Nun stellte Brikenë Berisha die kulturellen Sehenswürdigkeiten des Landes vor. Prishtina die Hauptstadt und Prizren sind sicherlich die zwei bekanntesten Städte, die wir noch aus der Zeit der täglichen Kriegsberichterstattung kennen. Heute ist von den Kriegsschäden nichts mehr zu sehen. In den letzten Jahren wurden in Prishtina insgesamt 118 Orte als Kulturerbe erklärt. Als größte Sehenswürdigkeiten schmücken eine mit 99 Kuppeln versehene Bibliothek, sowie die Mutter-Theresa-Kathedrale und das Municipium Ulpiana – das größte Bodendenkmal der Republik – die Hauptstadt Prishtinas mit neuem Glanz.
Ebenfalls in Glanz gehüllt, waren die Kinder der albanischen Schule, die unglaublich lange auf ihren Auftritt warten mussten. Genauso traditionell gekleidet, wie zuvor die vier Musiker, führten uns die Kinder gleich darauf ein Stück aus Musik und Tanz vor. Interessant war, dass hierbei die Jungen und die Mädchen getrennt tanzten.
Als nächstes schilderten uns die Neulußheimer Gemeinderätin Ingeborg Bamberg und Elke Burkard ihre Erlebnisse von ihrer Reise in den Kosovo. Die beiden besuchten in der Zeit ihres Aufenthaltes auch Bildungseinrichtungen und sprachen davon, dass Bildung den Kosovaren sehr wichtig sei. In der Schule, die sie besuchten, sprachen die Kinder sehr gut Deutsch. Auch ansonsten waren die beiden Neulußheimerinnen durchaus überrascht von den Gegebenheiten, die sie dort vor Ort vorfanden, und von der Offenheit der jungen Bevölkerung.
Ein richtig schneller Tanz von den Jugendlichen der Albanischen Schule, dem noch eine Zugabe folgte, bei dem ein Junge einem tanzenden Mädchen kniend die Aufwartung machte, beendete dann das Showprogramm und eröffnete den kulinarischen Teil des Abends.
Hier hatten die Verantwortlichen ein Riesenbuffet aus den größten Albanischen Spezialitäten aufgetischt. Klar, dass wir alles Unbekannte probieren mussten. „Fli – Pite – Krelan und Torator“ – alles noch nie gesehen oder gegessen, und alles schmeckte wirklich richtig gut. Die unvergesslichste Gaumenfreude des Abends war jedoch für uns die hausgemachte Bohnensuppe.
Um den Besuchern die komplette Schönheit des Landes zu bieten, zierten großartige Werke des Kunstmalers Shani Sejdija den Festsaal. Der Künstler, der sich sowohl auf das Stillleben seiner Heimat als auch auf moderne Kunst spezialisiert hat, bot seine Werke an diesem Abend sogar zum Kauf an.
Wir sagen den Verantworltichen Danke für diese neue kulturelle Bereicherung und freuen uns auf weitere Veranstaltungen und Projekte.
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